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ADB:Sebastiani, Johann

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Artikel „Sebastiani, Johann“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 505–506, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sebastiani,_Johann&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 20:20 Uhr UTC)
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Sebastiani: Johann S., ein Componist des 17. Jahrhunderts, der nach Pisanski’s handschriftlichen Notizen am 30. September 1622 zu Weimar geboren ist, in Italien Musik studirte und 1650 nach Königsberg kam, wo er 1661 Kaspars Case’s Nachfolger wurde, d. h. er wurde Cantor der Stadt Kneiphof in Königsberg, bekleidete also dieselbe Stellung, die auch Eccard und dann Stobaeus inne hatten. Seine zahlreichen noch vorhandenen Musikdrucke geben aber noch weiteres Material über sein Leben. Bis zum Jahre 1663 zeichnet er seinen Namen ohne Titel und Amt, jedoch von da ab nennt er sich „Churfl. Brandenb. Pr. Capellmeister“. Auch im Kgl. preußischen Staatsarchive befindet sich ein Actenstück, welches Kunde über ihn giebt und zwar wird ihm am 12. März 1672 die nachgesuchte Auszahlung seiner restirenden Besoldung angewiesen und ihm ein erbetener Zuschuß zu seiner in diesem Jahre erfolgten Verheirathung gewährt. Das letzte bekannte Druckwerk von ihm fällt ins Jahr 1675 und man kann wohl annehmen, daß er nicht lange nachher gestorben ist. Seine Arbeiten bestehen aus Gelegenheitscompositionen zu Königsberger Hochzeits- und Trauerfeierlichkeiten, von denen 41 bekannt sind; 40 davon besitzt die Universitäts-Bibliothek in Königsberg und eine die Breslauer Bibliothek; 2 Doubletten besitzt Elbing. Sie sind meistens für ein und mehrere Singstimmen mit Instrumenten geschrieben und nähern sich theilweise der italienischen Arie. Seine melodische Erfindung ist nicht unbedeutend, doch die Unterstimmen sinken zur bedeutungslosen harmonischen Begleitung herab. Auch eine Sammlung geistlicher und weltlicher Lieder, 127 an der Zahl, in 2 Theilen, die 1672 und 1675 in Hamburg erschienen und die Texte der Gertrud Müllerin, geb. Eifflerin, benützen, gab er heraus. (Königsberg und Upsala besitzen Exemplare davon.) Eine Passion nach Matthäus „in eine recitirende Harmonie von 5 singenden und 6 spielenden Stimmen, nebst dem Basso continuo gesetzet“, erschien 1672 bei Reusner in Königsberg. Ein bedeutender Kunstwerth ist auch hier nicht vorhanden; seine melodische Erfindung ist aber wieder beachtenswerth, während die begleitenden nicht mehr als Füllstimmen sind. Seine Passion ist aber durchzogen von eingestreuten Chorälen, deren Melodien auf eigener Erfindung beruhen und vielfach in Gesangbüchern Aufnahme gefunden haben, wie z. B. die Melodie zu „Was soll ich, liebster Jesu, du“; oder „In dich hab ich gehoffet, Herr“, die noch heute in Preußen gesungen werden. Ferner zu Röling’s Bußlied „Liebster Jesu, Trost der Herzen“. Diesem Umstande, sowie der leichten gefälligen Form ist es wohl auch zuzuschreiben, daß sich dieselbe lange Zeit in Königsberg als Charfreitagspassion erhalten hat. Auch einige Cantaten im Manuscript haben sich in Königsberg, Upsala und in der Kgl. Bibliothek in Berlin erhalten. In Manuscript 20600 in Berlin befindet sich eine Cantate auf den Text „Nun danket alle Gott“, die einen 12stimmigen Chor und kleines Orchester aufweist.

[506] G. Döring, Zur Geschichte der Musik in Preußen. Elbing 1852. – L. Schneider, Geschichte der Oper in Berlin. Berlin 1852.