ADB:Sigrich
Alarich I. (s. A. D. B. I, 173), ja schon vor diesem, zwei Strömungen bekämpft: eine mehr zu Rom und dem Frieden neigende, und eine mehr für die stammthümliche Eigenart, die Freiheit von römischer Oberhoheit, den Krieg gegen Rom eingenommene. Alarich’s Schwäher und Nachfolger, Athaulf (s. A. D. B. I, 630), der Gemahl der Galla Placidia, Schwester des weströmischen Kaisers Honorius, hatte, nach mehrfachen Schwankungen, sich für die römerfreundliche Partei entschieden. Abgesehen aber [302] von diesem Gegensatz bestand bei den Westgothen altvererbte Feindschaft zwischen dem Königsgeschlecht der Balthen und der Sippe des Sarus, eines Edeln und Gefolgschaftsführers, welcher, abenteuernd, wie so viele seiner Stammes- und Standesgenossen, lange Zeit im römischen Waffendienst gefochten hatte, zuletzt gegen Kaiser Honorius für einen Anmaßer Jovinus. Die Feindschaft beider Sippen wog so schwer, daß Athaulf (angeblich) 10 000 Mann aufgeboten hatte, Sarus, der mit nur 18 Speeren auf dem Weg aus Italien nach Gallien begriffen war, mit Uebermacht zu überfallen und zu vernichten. Als nun Athaulf (415) in Barcelona von dem arglistig in seine Dienste getretenen Gefolgsmann eines alten Feindes – vielleicht eben des Sarus – ermordet wurde, erhoben die Gothen nicht Athaulf’s Bruder zum König (wie jener sterbend wohl vorgeschlagen hatte, da er diesem auch die Freigabe Placidia’s und Freundschaft mit Rom empfohlen hatte), sondern S., des Sarus Bruder, durch Gewaltmittel einer Partei, welche ohne Zweifel eben die römerfeindliche war: hatte doch auch Sarus zuletzt gegen Kaiser Honorius gefochten. Der Haß Sigrich’s gegen die Balthen zeigte sich in der Ermordung von sechs Kindern Athaulf’s aus früherer Ehe und in der harten Behandlung Placidia’s, welche er mit anderen römischen „Gefangenen“ zwölf römische Meilen zu Fuß vor seinem Roß hergehen ließ. Aber schon am siebenten Tag seiner Herrschaft ward S. ermordet; sein Nachfolger ward Walja (s. d. Artikel).
Sigrich, König der Westgothen. In dem Volk und an dem Königshofe der Westgothen hatten sich schon unter- Quellen: Olympiodor ed. Niebuhr. Bonn 1829, S. 454. 459. – Philostorgius ed. Valesius. Paris 1668. XII, 4. – Sozomenos (ebenda) IX, 13. – Orosius ed. Havercamp, Lugdun. Batav. VII, 43. – Prosper Aquitan. ed. Roncallius, I, 18. (Padua 1787.) – Jordanis Getica ed. Mommsen, c. 31. (Berlin 1882) – Idatius. Chron. l. c. II, 337.
- Litteratur: Könige der Germanen, V, 1870. S. 65 und die Angaben das.