Zum Inhalt springen

ADB:Sittard, Matthias von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Sittard, Matthias“ von Friedrich Haagen, Richard Pick in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 423–424, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sittard,_Matthias_von&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 23:23 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Sisinanth
Band 34 (1892), S. 423–424 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Matthias von Sittard in der Wikipedia
Matthias von Sittard in Wikidata
GND-Nummer 132444992
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|34|423|424|Sittard, Matthias|Friedrich Haagen, Richard Pick|ADB:Sittard, Matthias von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=132444992}}    

Sittard: Matthias S. wurde im Anfange des 16. Jahrhunderts in Aachen geboren.[1] Seinen Namen Sittard, Sittardus, Citardus, Citharius trug er nach dem Städtchen gleichen Namens im ehemaligen Herzogthum Jülich, heutigen holländischen Limburg, von wo sein Vater, ein angesehener Mann, nach Aachen übergesiedelt war. Nachdem der vielbegabte Matthias hier seine Gymnasialstudien mit vielem Erfolg gemacht hatte, trat er als Novize in das Dominicanerkloster seiner Geburtsstadt ein, wo er so glänzende theologische Studien machte, daß seine Vorgesetzten sich veranlaßt sahen, ihn zu weiteren Studien auf verschiedene Universitäten zu senden. Seine dogmatischen und patristischen Kenntnisse verschafften ihm die Würde eines Doctors der Theologie. Bei seiner großen Gelehrsamkeit besaß er in hohem Grade die Gabe der Beredsamkeit und zeichnete sich durch seinen tadellosen Lebenswandel aus. Mehrere Jahre war er Prediger in seinem Ordenshause zu Aachen. Kaiser Ferdinand I., durch den Herzog Wilhelm von Jülich auf ihn aufmerksam gemacht, berief ihn in seine Nähe und machte ihn zu seinem Hofprediger. In seinen Predigten erklärte er die Heilige Schrift und tadelte mit Freimuth die Sitten der Hofleute. In den damaligen religiösen Controversen war er ein Hauptwortführer der Katholischen, so im J. 1557 in dem Colloquium zu Worms. M. I. Schmidt[WS 1] nennt ihn in seiner neuern Geschichte der Deutschen (III S. 127, Frankenthal 1785) den wegen seiner Beredsamkeit und wegen seines Eifers für die katholische Religion im ganzen Reich bekannten Wiener Prediger Zithardus. Den Plan, ihn mit den kaiserlichen Räthen zum Concilium nach Trient zu senden, änderte der Kaiser dahin ab, daß er ihn mit nach Innsbruck nahm. Um ihn für seine Verdienste zu belohnen, verlieh er ihm die Propstei von Leitmeritz in Böhmen und eine Rente von 300 Kaisergulden auf die Salzbergwerke im Innthal. Auf dem Wahltage Maximilian’s II. 1562 zu Frankfurt hielt er vor dem Kaiser, dessen Sohn, den Fürsten und Großen des Reichs eine Predigt, die allgemeine Bewunderung erregte. Als Ferdinand I. am 25. Juli 1564 in Wien gestorben war, schrieb S. über die letzten Lebenstage des Kaisers an Papst Pius IV. einen Brief, den J. G. Schelhorn in seinen amoenitates hist. eccl. et litt. I hat abdrucken lassen. S. blieb auch unter Maximilian Hofprediger bis zu seinem Tode, der im Herbste des Jahres 1567 erfolgte, denn er wohnte noch dem Religionsgespräche zu Worms bei, welches nach Gudeni cod. dipl. IV, p. 708, am 11. September genannten Jahres anfing und am 7. October sich zerschlug. In einer Urkunde vom 2. December 1567 im Copialbuch des Aachner Dominicanerklosters heißt er weiland Matth. Sittard. Wie sein Gebieter war er milden und versöhnlichen Charakters; daher wurde er auch in den religiösen Streitigkeiten vom Kaiser oft gebraucht. Die amoenitates hist. eccl. et litt. gehen wohl zu weit, wenn sie aus diesem Charakterzug den Schluß ziehen, er sei Anhänger der neuen Lehre gewesen. Obgleich am Hofe und fern von seiner Vaterstadt lebend vergaß er weder diese noch sein Dominicanerkloster in derselben. Jener streckt er im Jahre 1566 2000 Gulden zu 4 Procent Zinsen jährlich, welche diesem ausgezahlt werden sollten, dem er auch noch eine jährliche Rente von 12 Goldgulden vermachte. Von seinen Schriften seien erwähnt: „Assertio catholicae religionis“, Köln 1542; „Zwo christliche Predigt über und bey der vorgestellten eyngesarkten Leich des allerchristlichsten großmächtigsten Römischen Kaysers Ferdinandi, Hochlöblichster, gottfältigster und ewigwerender Gedechtnüß. Die erste am IX. Sonntag nach Trinitatis, sogewesen der XXX. Tag des Monats Julii (als dabevor der XXV. am Tag Jakobi jr. Majestät christlich in Gott verschieden) in der Burg Kirchen gethan ober dem Evangelio vom ungerechten Haushalter. Die ander am XVI. Sonntag nach Trinitatis, ober dem Evangelio von dem erweckten Jüngling der Wittwe zu Naim“. Köln bei Maternus Colin. [424] MDLXV. 4to; „Concio de supplicatione seu processione cum gestatione sacrosanctae Eucharistiae.“ Venetiis 1567; „Katholische Gebete zu den Evangelien und Episteln an Sonn- und Festtagen“. Köln 1569; „Homiliae seu conciones 27 in priorem Epistolam Joannis apostoli in aula Ferdinandi caesaris habitae germanice, i. e. Auslegung der ersten katholischen Epistel sti Joannis.“ Coloniae 1571.

Man vergl. Quix, Gesch. des Aach. Dominikanerklosters. Aachen 1833 und Beiträge II, 1838.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 423. Der Hofprediger Mathias von Sittard wurde zu Sittard (nicht Aachen) geboren. Das Religionsgespräch zu Worms, an dem er nach Gudeni codex dipl. IV, p. 708 theilnahm, fand 1557 (nicht 1567) statt, ist daher für Sittard’s Todesdatum ohne Bedeutung. Seinen Todestag gibt ein im Privatbesitz befindlicher Nekrolog des Aachener Dominicanerklosters auf den 24. October an; das Todesjahr ist 1566, da in drei vom 14. Mai 1567 datirten, im Aachener Stadtarchiv befindlichen Briefen des dortigen Magistrats an den Kaiser Maximilian II., Erzherzog Ferdinand von Oesterreich und den Erzbischof von Prag bereits von dem Nachlaß weiland Mathias’ von Sittard die Rede ist. [Bd. 45, S. 672 f.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: W. I. Schmidt