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ADB:Stahel, Konrad

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Artikel „Stahel, Konrad“ von Karl Steiff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 433–434, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stahel,_Konrad&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 17:30 Uhr UTC)
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Stahel: Konrad St. (seltener Stachel, latinisirt Chalybs), ein Wanderdrucker des 15. Jahrhunderts. Seine Thätigkeit eröffnet er zusammen mit Benedict Mayr in Passau, wo beide miteinander die Buchdruckerkunst einführen und 1482 den ersten Druck mit ihrem Namen, des Eusebius epistola de morte Hieronymi, herausgeben. Ohne ihren Namen scheinen sie allerdings bereits 1481 einen Druck veröffentlicht zu haben. Noch ein weiteres Buch ist ohne Zweifel aus dieser gemeinsamen Presse hervorgegangen; denn in Perger’s Grammatica von 1482 heißt es zwar statt Conradus Stahel: N. oder Nicolaus Stahel, doch ist dies wohl nur ein Druckfehler, wie überhaupt die Schlußschriften dieser Presse deren verschiedene aufweisen. Schon im Herbst 1482 tritt an die Stelle Stahel’s Joh. Alakraw, und ersterer zieht nach Venedig, wo er 1484 in Gemeinschaft mit zwei Siebenbürgern aus dem Burzenland, Andreas Corvus von Kronstadt und Martin von Zeiden, das Brevier des Bisthums Olmütz druckt. Die damit gegebenen Beziehungen zu Mähren waren vermuthlich die Veranlassung, daß St. bald wieder zum Wanderstabe griff, um, begleitet von Matthäus Preinlein aus Ulm, die Kunst Gutenberg’s in jenes Land und zwar in seine Hauptstadt Brünn zu tragen. Dort ist in der That das erste, was die beiden neuen Genossen, diese impressores Veneti, wie sie sich einmal etwas reklamhaft nennen, beschäftigt, wieder ein Auftrag für die Olmützer Diöcese, eine Agende, die 1486 im Druck erschien (der von Hain 1570 aufgeführte Druck, angeblich von 1485, gehört ins Jahr 1495). Andere kirchliche Bücher folgten, so namentlich 1491 [434] ein Graner Missale, 1498 Statuta synodalia und 1499 ein Psalterium, beide wieder für Olmütz bestimmt. Sonst gingen aus dieser ersten Druckerei, der man ohne Zweifel alles zuweisen darf, was im 15. Jahrhundert in Brünn erschien, soweit bis jetzt bekannt, noch acht Drucke hervor, darunter die ungarische Königschronik des Johannes de Thworcz (Thuroczi) 1488 und ein Jus municipale Moravicum s. a. Wie lange die Verbindung Stahel’s mit Preinlein dauerte, ist nicht sicher. Im J. 1499 sind sie jedenfalls getrennt, indem Preinlein nun für sich in Olmütz, St. aber allein weiter in Brünn und zwar eben das genannte Psalterium druckte. Wie auch Preinlein, verschwindet St. mit dem Jahr 1499. Ob er gestorben ist oder noch einmal weiter gewandert, ist unbekannt. Auch was man von seinen sonstigen persönlichen Verhältnissen erfährt, ist wenig genug und dazu nicht ganz durchsichtig. Er nennt sich nämlich de Blaubeurn, einmal aber auch (in dem Psalterium von 1499) de Memmingen presbyter Augustensis dyoces. Das ist vermuthlich so zu verstehen, daß er von Blaubeuren stammte, aber ehe er die Druckerthätigkeit aufnahm, als Priester in Memmingen wirkte. Nicht unmöglich wäre es, daß er in letzterer Stadt bei Albrecht Kunne, wenn dieser wirklich schon 1479 oder 1480 in Memmingen seine Presse aufgeschlagen, die Buchdruckerkunst erlernt hat.

Vgl. die Inkunabelbibliographien bezw. -kataloge von Hain, Proctor, Copinger und den Aufsatz von A. Schubert über die sicher nachweisbaren Inkunabeln Böhmens und Mährens im Centralblatt für Bibliothekswesen, 16. Jahrg., 1899, S. 51 ff.