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ADB:Székely, Johann Friedrich von

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Artikel „Székely, Johann Friedrich von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 291–293, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sz%C3%A9kely,_Johann_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 15:16 Uhr UTC)
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Székely: Johann Friedrich v. S. (Szekuly und andere Schreibweisen, die vorstehende ist die eigene), preußischer Oberst, ein Sohn von Michael v. S. (s. u.), 1739 in Ungarn geboren, trat 1758 in die Reihen des preußischen Heeres, ward 1763 zum Stabsrittmeister beim Husarenregimente v. Lossow (Nr. 5), am 19. März 1769 zum Rittmeister, am 15. November des nämlichen Jahres zum Escadronchef beim Husarenregimente Nr. 7, damals v. Malachowsky, seit 1775 v. Usedom, ernannt, erhielt während des Bairischen Erbfolgekrieges für Auszeichnung im Gefechte bei Brix, am 5. Febr. 1779, wo er die Avantgarde führte und dem feindlichen Dragonerregimente Lobkowitz in den Rücken fiel, den Orden pour le mérite, ward am 30. December des nämlichen Jahres Major, am 7. Juni 1786 Oberstlieutenant, am 13. August 1790 Oberst in dem genannten Regimente, welches seit 1792 Trenck hieß. Als im letzteren Jahre der Krieg gegen die französische Republik begann, stand S. allgemein in dem Rufe, daß er ein hervorragend tüchtiger Führer leichter Truppen sei. König Friedrich [292] Wilhelm II. war ihm sehr gnädig gesinnt und berief ihn daher, als die Leistungen seiner höheren Officiere im Parteigängerkriege nicht befriedigten, im März 1793 an den Rhein. Szézkely’s Ruf war ein so guter und so weit verbreitet, daß ein kurhessischer Officier, der Oberst Schreiber, damals Commandeur des Leibhusarenregiments, noch im März jenes Jahres mit keiner andern Absicht nach Frankfurt a. M. reiste als um, wie er in seinem „Tagebuch während meiner Rhein-Campagne“ schrieb, dieses lumen mundi et belli kennen zu lernen. Wie er Schreiber enttäuschte, der ihn den nichtigsten, unfähigsten und unverlässigsten Führer nennt, der ihm je vorgekommen, sich wundert, daß seine Anmaßung, Prahlerei, Aufgeblasenheit und Großsprecherei in einer kriegsgebildeten und erfahrenen Armee wie die preußische noch Eingang und Eindruck finde, und alle braven Officiere beklagt, die unter einem solchen Führer vor dem Feinde dienen müssen, so erwies er sich sofort im Felde. Das erste, was er that, war, daß er, am 14. März 1793 mit einer Abtheilung von 1400 Mann bei St. Goar über den Rhein gesetzt, seinen Untergebenen, den Lieutenant v. Gauvain, schmählich im Stiche ließ. S. hatte diesem zunächst auf dessen Drängen die Erlaubniß gegeben, einen Ueberfall des Städtchens Stromberg zu unternehmen. Der Versuch gelang. Gauvain wollte seinen Erfolg ausbeuten und sich auch der Stadt Bingen bemächtigen, wurde aber durch S. daran gehindert, welcher ihn in den härtesten und wenig angemessenen Ausdrücken der Unvernunft und Tollkühnheit beschuldigte und ihm befahl, sich auf die Besetzung von Stromberg zu beschränken. Als Gauvain, die ihm gestellte Aufgabe erfüllt glaubend, demnächst zu S. zurückkehrte, trieb dieser ihn unter groben Beleidigungen mit der Weisung auf seinen Posten zurück, denselben zu halten bis ihm das Schnupftuch in der Tasche brenne. Gauvain kam dem Befehle pünktlich nach, indem er sich am 20. März bei der Vertheidigung des Schlosses Goldenfels gegen einen weit überlegenen Feind niedermachen ließ („Die Vertheidigung des Schlosses Goldenfels etc.“ im Militärwochenblatt, Berlin 1893, Nr. 21); S. sorgte nur für seine eigene Sicherheit. Sein Ruf und seine Ehre waren unwiderbringlich verloren. Das allgemeine Urtheil über ihn lautete so ungünstig wie möglich. Empörendste Grobheit und Anmaßung gegen seine Officiere, Rohheit, Prahlerei und cynische Reden bei seinen Soldaten, Habsucht, Bedrückung und Menschenquälerei der bürgerlichen Bevölkerung, Kriecherei seinen Vorgesetzten gegenüber – sind die Charakterzüge, durch welche Zeitgenossen Székely’s Eigenart kennzeichnen. Auffallend ist dabei, daß es diesem glückte, sich trotz der gegen ihn vorhandenen Mißstimmung in der Gunst des Königs zu erhalten. Es gibt dafür nur die Erklärung, daß S. verstand den Monarchen zu belustigen. Das Eintreffen Blücher’s, welcher in seinem „Campagne-Journal der Jahre 1793 und 1794“ (Berlin 1796, neue Auflage durch Knorr, Hamburg 1866) sehr ungünstig über ihn urtheilt und ihn auch an Ort und Stelle in seiner ganzen Erbärmlichkeit bloßstellte, trug dazu bei, daß S. schließlich vom Kriegsschauplatze entfernt wurde. Am 31. December 1793 erschien sein Name zum letzten Male in den Armeebefehlen am Rhein. Aber er trat hier nur ab um an der Weichsel von neuem zum Vorschein zu kommen.

Es geschah während des polnischen Aufstandes. Bei der Belagerung von Warschau traf S. mit dem Könige zusammen, welcher ihm seine Gunst noch immer nicht entzogen hatte. Daher entsandte er ihn jetzt als selbstständigen Anführer einer zur Unterdrückung von Unruhen in Südpreußen bestimmten Truppenabtheilung, aus dem Füsilierbataillon v. Hinrichs, drei Schwadronen Trenck-Husaren nebst zwei reitenden Geschützen bestehend. S. begann seine Thätigkeit mit dem Erlasse eines vom 30. August 1794 aus Sochaczew datirten, höchst ungeschickten Aufrufes an die Bewohner der im Aufstande befindlichen [293] Gegenden, that aber militärisch nichts um die Empörung zu bekämpfen, sondern blieb unentschlossen bei Inowrazlaw stehen bis die Polen ihn fast umstellt hatten. Am 29. September Abends brach er, um sich ihnen zu entziehen, auf. Inzwischen hatte Lieutenant Beyer dem Feinde bei der Vertheidigung des Klosters Labischin heldenmüthigen Widerstand geleistet. Beyer opferte sich wie Gauvain es gethan hatte. Vergebens griff S. den General Dombrowski in der Nacht zum 30. September bei Labischin an und zum zweiten Male wurde er von diesem am 2. October bei Bromberg geschlagen. Bei letzterer Gelegenheit wurde sein Corps ganz zersprengt, er selbst fiel schwer verwundet in Gefangenschaft und starb am 6. October 1794 zu Bromberg. – S. hinterließ zwei natürliche Töchter, welche durch königliches Diplom vom 18. September 1793 legitimirt waren.

Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft und Geschichte des Krieges, 108. Bd., 2. Heft, Berlin 1860 (nennt weitere Quellen, denen noch die Erinnerungen aus dem Leben des General-Feldmarschalls von Boyen, Leipzig 1889, hinzuzufügen sind). – Rheinischer Antiquarius, II. Abth., 9. Bd., Coblenz 1860.