ADB:Töpler, Michael

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Artikel „Töpler, Michael“ von Wilhelm Bäumker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 448–449, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:T%C3%B6pler,_Michael&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 08:02 Uhr UTC)
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Töpler: Michael T., geboren am 3. Januar 1803 zu Ullersdorf, Kreis Löwenberg in Schlesien, erhielt, da der Vater früh verstarb, seine Erziehung bei einem geistlichen Onkel, dem Propste Scharfenberg in Zobten und widmete sich dem Lehrerberufe. Nach Vollendung der Seminarstudien in Breslau wurde er im J. 1821 als Lehrer an der Seminarübungsschule daselbst angestellt. Zugleich wirkte er als Musiker in der Domcapelle mit, welche damals unter der Leitung des Musikdirectors Schnabel stand. Im J. 1824 an die einclassige katholische Schule in Berlin berufen, fand er hier die beste Gelegenheit zu seiner weiteren musikalischen Ausbildung. Bewährte Meister wie der Professor K. F. Zelter, A. W. Bach und B. Klein waren seine Lehrer. Im J. 1825 erhielt er seine Anstellung als Seminarlehrer an dem katholischen Lehrerseminar zu Brühl (bei Köln). Nachdem er die Erlaubniß erhalten, zuvor seinen Cursus an der Musikschule in Berlin zu vollenden, siedelte er im folgenden Jahre nach [449] Brühl über, wo er fast ein halbes Jahrhundert hindurch eine sehr segensreiche Thätigkeit entfaltete. Einen im J. 1834 an ihn ergangenen Ruf als Domorganist in Fulda lehnte er ab, weil er seiner liebgewonnenen Lehrthätigkeit nicht entsagen wollte. Im J. 1853 erhielt er sein Patent als „königlicher Musikdirector“ und 1872 den rothen Adlerorden IV. Classe. Er starb am 12. November 1874. Töpler’s Verdienst liegt darin, daß er dem Wiederaufleben der alten classischen Kirchenmusik, dem gregorianischen Choralgesange, der polyphonen Composition und dem alten deutschen Kirchenliede die Wege gebahnt hat. Als Musiklehrer am Lehrerseminar eröffnete sich ihm in dieser Hinsicht ein weites Feld der Thätigkeit. Er führte seine Schüler in das Verständniß der alten Kirchenmusik ein, erschloß ihnen die Schönheit derselben und übte sie darnach praktisch ein. Viele Hunderte von Lehrern verdanken ihm nicht nur einen wichtigen Theil ihrer Berufsbildung, sondern auch eine ideale Auffassung der Kirchenmusik und des kirchlichen Volksliedes. Manche von seinen Schülern sind tüchtige Kirchenmusiker geworden, wie z. B. H. Oberhoffer und J. Diebold. Eine besondere Gelegenheit zur Erreichung des oben genannten Zieles bot sich ihm dar, als er im J. 1846 Dirigent des sieg-rheinischen Lehrergesangvereins wurde. Bei den periodischen Gesangfesten dieses Vereins gelangten nicht bloß gregorianischer Choralgesang und deutsche Kirchenlieder, sondern namentlich Compositionen Palestrina’s, des Orlando di Lasso und anderer Meister der classischen Periode in mustergültiger Weise zur Aufführung. Von den Gesangfesten dieses Vereins ging in den Rheinlanden die Anregung zur Wiederaufnahme der alten Kirchenmusik aus. In dem hohen Dom zu Köln hielt sie 1863 ihren Einzug, nachdem sie bei den Brühler Festen seit 13 Jahren in anregendster Weise gepflegt worden war.

T., mit reichen musikalischen Talenten ausgestattet, war im Clavier- und Orgelspiel, namentlich in der Begleitung des gregorianischen Chorals und des deutschen Kirchenliedes ein Meister. Auch in der Composition hat er sich mit Erfolg versucht. Viele seiner Arbeiten blieben ungedruckt. Von den im Druck erschienenen Compositionen und Büchern gebe ich nachstehend ein Verzeichniß. Alte Choralmelodien mit Orgelbegleitung (1832, Selbstverlag); alte Choralmelodien nebst Texten zum kirchlichen Gebrauche (Soest 1836); Liedertheil zum „Katholischen Gebet- und Gesangbuche für höhere Lehranstalten“ (Köln 1837, 5. Aufl. 1875). Die 4. und 5. Auflage führt den Titel „Laudate Dominum“; Gesänge für den Männerchor für die Mitglieder des Lehrergesangvereins an der Sieg (Bonn 1844); die lateinische Choralmesse vom Feste Mariä Himmelfahrt u. s. w. mit Orgelbegleitung und passenden Vorspielen versehen (Coblenz 1848); ein- und mehrstimmige katholische Kirchengesänge (Bonn 1855); die Mitwirkung der Elementarschule zur Hebung des Choralgesanges (Neuß 1866); Plan der Gesanglehre in dem Werke Alleker’s „Die Volksschule“ (Freiburg 1874). Von Drucken einzelner Lieder sind mir bekannt geworden: Jubelcantate „Entflammt, wie einst in Zions Hallen“ (Köln 1848); Lied bei Ertheilung der hl. Firmung (Köln 1860); Hymne an das deutsche Vaterland: „Laßt zu Deutschlands Ruhm“ (1871, Selbstverlag). Die Sammlungen, welche Compositionen (Lieder) von T. enthalten, übergehe ich hier. Nach seinem Tode sind erschienen „110 katholische Kirchenlieder mit vierstimmiger Orgelbegleitung“ (Regensburg in Commission bei Feuchtinger und Gleichauf). Zwölf kirchliche Gesänge für die hl. Weihnachtszeit für vierstimmigen Männerchor (Paderborn bei F. Schöningh).