ADB:Thilo, Valentin (geistlicher Dichter)

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Artikel „Thilo, Valentin“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 42–43, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thilo,_Valentin_(geistlicher_Dichter)&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 15:08 Uhr UTC)
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Thilo: Valentin Th. So heißen zwei Dichter geistlicher Lieder, Vater und Sohn. Der ältere Valentin Th. ist am 2. Januar 1579 zu Zinten bei Heiligenbeil geboren, studirte in Königsberg, ward 1603 Pfarrer in Preußisch-Eylau und in demselben Jahre noch Diakonus an der Altstädtischen Kirche in Königsberg, wo er schon im J. 1620 zu gleicher Zeit mit seiner Frau, einer Tochter des Professors der Moral und Geschichte in Königsberg, Andreas Iris, an der Pest starb. – Der jüngere Valentin Th. wurde am 19. April 1607 zu Königsberg geboren, verlor seine beiden Eltern im 13. Lebensjahre und ward von dem Pastor und Professor Georg Mylius und dem Professor … Funk erzogen. Im J. 1624 begann er zu Königsberg Theologie zu studiren, verband aber mit diesem Studium das der Beredsamkeit und Geschichte, in welchen Wissenschaften Samuel Fuchs sein Lehrer war. Von 1632–1634 studirte er in Leiden. Am 20. April 1634 ward er in Königsberg Magister und in demselben Jahre auch Professor der Beredsamkeit. Der Tod seiner einzigen Schwester, die an den Pfarrer Kuhn in Königsberg verheirathet war und am 16. Aug. 1639 plötzlich an der Pest starb, machte so einen tiefen Eindruck auf ihn, daß er von der Zeit an sich besonders ernst auf seinen Tod bereitete. Am 7. Juli 1643 verheiratete er sich. In seinem Amte war er beliebt und geachtet; fünf Mal war er Decan der philosophischen Facultät, zwei Mal Rector. Er starb, nachdem er schon einige Jahre an der Gicht gelitten hatte, am 27. Juli 1662. Seine beiden Kinder waren vor ihm gestorben. – Bei den geistlichen Liedern beider Thilo steht häufig nicht fest, ob sie vom Vater oder vom Sohne gedichtet sind. Dem Vater wird mit Sicherheit beigelegt das Lied: „Der große Tag des Herren“, da es von Johann Eccard († 1611) componirt ist. (vgl. Wackernagel, Kirchenlied I, 734); ebenso das Lied: „Sei freudig arme Christenheit, in Nöthen nicht verzage“ (vgl. Döring, Choralkunde, S. 87). Noch nicht völlig entschieden ist die Sache bei dem bekannten Adventsliede: „Mit Ernst, o Menschenkinder, bereitet euch dem Herrn“; nach der jetzt verbreitetsten Ansicht rührt eine ältere, vielfach abweichende Fassung des Liedes, in der es mit den Worten beginnt: „Mit Ernst, o Menschenkinder, betrachtet diese Zeit“ vom Vater Th. her, während der Sohn die spätere Ueberarbeitung, die der heute allgemein angenommenen Fassung des Liedes zugrunde liegt, gedichtet haben soll (vgl hierüber vor allem Fischer, Kirchenliederlexikon, 2. Hälfte, S 90 f.). Der jüngere Th. ist dann sicher noch Dichter der Lieder: „Groß ist, Herr, deine Güte, sehr groß ist deine Treu“ (1639), „Herr, unser Gott, wenn ich betrachte“ (1639) und einiger anderer. Ob alle diejenigen Lieder, die ihm Arnold Heinrich Sohme in seinem glossirten Gesangbuch (Königsberg 1752) zuschreibt, wirklich von ihm gedichtet sind, steht noch nicht ganz fest. Der Sohn war der begabtere Dichter; er und sein Freund Simon Dach (s. A. D. B. IV, 685) sind die bedeutendsten [43] Vertreter der preußischen Dichterschule auf dem Gebiete der geistlichen Liederdichtung in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Wetzel, Hymnopoeographia III, 288. – Rambach, Anthologie III, 350. – Koch, Geschichte des Kirchenlieds u. s. f., 3. Aufl., III, 179 u 202 ff. – Goedeke, 2. Aufl. III, 34 u. 135.