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ADB:Thorismund (Westgotenkönig)

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Artikel „Thorismund“ von Felix Dahn in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 120–121, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thorismund_(Westgotenk%C3%B6nig)&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:43 Uhr UTC)
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Thorismund, Westgothenkönig, 451–453, (ältester?) Sohn und Nachfolger des Königs Theoderich I, der in der Schlacht auf den mauricianischen Feldern gegen Attila (451) fiel. Noch auf dem siegreich erstrittenen Schlachtfeld erhob ihn das Volksheer, der sich in dem Kampf heldenhaft hervorgethan hatte, durch Wahl in den altgermanischen Formen zum König, womit sich die feierliche Bestattung seines Vaters verband: daß die in ihre Wagenburg zusammengedrängten Hunnen diese Feier nicht zu stören wagten, galt als besonders hoher Ruhm. Des Aëtius’ ränkevoller Staatskunst gelang es, den jungen Helden, der den greisen Vater durch völlige Vernichtung Attila’s rächen wollte, von diesem Vorsatz abzubringen und zu schleuniger Heimkehr nach Toulouse zu bewegen, um etwaigen Versuchen seiner dort zurückgebliebenen Brüder Theoderich, Friederich, Eurich (unsicher bezeugt sind zwei weitere: Retimer und Himmerith), sich vor ihm der Herrschaft zu bemächtigen, zuvorzukommen: der Römer fürchtete, nach völliger Vernichtung der Hunnenmacht die Westgothen in Gallien allzumächtig werden zu sehen. Th. eilte so sehr, daß er sogar auf seinen Antheil an der reichen hunnischen Beute verzichtete: der Sage nach soll ihm Aëtius als Abfindung eine kostbare Goldschüssel aus diesen Schätzen überlassen haben, die daher als ein Kleinod gothischen Ruhmes galt (s. Svinthila). Die Warnung vor den Brüdern sollte sich übrigens bald als nicht grundlos erweisen: wenigstens ward Th. schon zwei Jahre später von Theoderich und Friederich ermordet: als Beweggründe werden bald seine tyrannische Härte, bald seine römerfeindliche Haltung angegeben. Wie er mit Aëtius über die Hunnenbeute in Streit gerathen sein soll, versuchte er – vergeblich – Arles den Römern zu entreißen, was schon sein Vater wiederholt angestrebt hatte: aber er scheint noch weitere Angriffe auf den römischen Besitz in Gallien geplant und an seinem Recht, die äußere Politik seines Reiches zu leiten, strenger festgehalten zu haben, als es damals schon die alte Volksfreiheit ertragen mochte. Da verbanden sich jene Brüder, die an der Wahl auf dem Schlachtfeld nicht theil genommen hatten, daher durch diese sich mehr überrascht als verpflichtet halten mochten, mit den römisch Gesinnten und den durch des Königs Strenge Erbitterten und ließen ihn durch einen Diener Askalkun (vielleicht Mißverständniß des gothischen skalks, Knecht?) tödten. Der Mörder wartet einen Tag ab, da der Held wegen Aderlasses den Schwertarm (?) nicht brauchen konnte, entfernt vorher alle Waffen, stürzt dann, Gefahr meldend, herbei, führt aber in Wahrheit die Verschwörer selbst in das Gemach: der König erschlägt in Ermanglung des Schwertes mit einem Schemel mehrere der Angreifer und fällt erst nach tapferer Gegenwehr. [121] Diese Ausschmückung durch sagenhafte Züge kehrt bei Ataulf’s und Alboin’s Ermordung ähnlich wieder: aber das Ganze muß keineswegs ungeschichtlich sein.

Quellen und Litteratur: s. unter Theoderich I. und II.