Zum Inhalt springen

ADB:Utental, Alexander

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Utental, Alexander“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 415–416, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Utental,_Alexander&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 05:44 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Utenhove, Willem
Band 39 (1895), S. 415–416 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Alexander Utendal in der Wikipedia
Alexander Utendal in Wikidata
GND-Nummer 118763962
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|39|415|416|Utental, Alexander|Robert Eitner|ADB:Utental, Alexander}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118763962}}    

Utental: Alexander U. (Uttental, Utendal, Utenthal), ein berühmter Componist des 16. Jahrhunderts, der schon in früher Jugend als Sängerknabe aus den Niederlanden an die Hofcapelle in Innsbruck kam, wo Erzherzog Ferdinand von Oesterreich residirte. Da er am 8. Mai 1581 daselbst starb, so gehörte seine Wirksamkeit voll dem 16. Jahrhundert an und zwar einer Zeit, in der die Musik ihre schönsten Blüthen trieb und der Sinn für die Kunst bei Hoch und Niedrig in hervorragender Weise ausgebildet war. Keine andere Zeit, selbst die Gegenwart nicht kann sich inbetreff der Musikpflege eines so durchweg ungeheuchelten Verständnisses rühmen als gerade die 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Bürger wie Adel wetteiferten die bedeutendsten Künstler in ihren Dienst zu ziehen und sie in angemessener Weise zu belohnen und jedes Land der Civilisation konnte sich rühmen, eine große Schar bedeutender Componisten zu besitzen. U. nennt sich auf seinen Druckwerken von 1570 ab nur einen Musikus des Erzherzogs, doch besitzen wir ein Schreiben von ihm und anderweitige Actenstücke, die van der Straeten im 3. Bande seiner Musique aux Pays-Bas mittheilt (Seite 242 ff.), die ihn im J. 1580 als Präceptor der Knabensänger und Vicecapellmeister bezeichnen. Er scheint in den besten Mannesjahren gestorben zu sein, denn in dem Briefe an den Kurfürsten von Sachsen vom 15. Juli 1580 spricht er mit Genugthuung von seiner eben erfolgten Beförderung zum Präceptor, und da seine Werke erst vom Jahre 1570 ab im Druck erschienen und dann Jahr für Jahr ein auch mehrere derselben folgten, so kann man wol annehmen, daß er im erstgenannten Jahre etwa 30 Jahr alt war. Seine Werke bestehen aus Motetten zu 4, 5 bis 6 Stimmen, den sieben Bußpsalmen zu 4 Stimmen, drei Messen zu 5 und 6 Stimmen und einer Sammlung deutscher Lieder zu 4 und 5 Stimmen, die mit Vorliebe alte Texte zu Volksliedern behandeln. Da seine Drucke sämmtlich in Nürnberg bei Gerlach hergestellt wurden, so erfahren wir auch, daß er sich behufs Ueberwachung des Druckers oft in Nürnberg befand. Nach damaligem Gebrauche erschienen die Gesänge stets in Stimmbüchern und unsere deutschen großen Bibliotheken sind reichlich damit versehen. Auch in neuen Ausgaben ist seiner gedacht. Proske bringt in seiner Musica divina, Bd. IV ein vierstimmiges Miserere, welches in seiner herben Ausdrucksweise, trotz aller Einfachheit in Behandlung der Stimmführung, einen tiefen Eindruck hervorruft. Dieselbe Herbigkeit im Ausdrucke ist auch seinen deutschen Liedern eigen, die Franz Commer in seiner Sammlung geistlicher und weltlicher Lieder des 16. und 17. Jahrhunderts (Berlin 1870 bei Trautwein) veröffentlichte. Nur das dritte Lied „Ach Maidlein rein, ich hab allein zu dienen“ zeichnet sich als zartes und inniges Liebeslied aus.

[416] Straeten vgl. o. – Monatshefte f. Musikgesch. VIII, 59 ff. und 115.