Zum Inhalt springen

ADB:Veltwyk, Gerhard

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Veltwyk, Gerhard“ von Karl Brandi in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 598–599, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Veltwyk,_Gerhard&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:39 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Venator, Daniel
Band 39 (1895), S. 598–599 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Mai 2018, suchen)
Gerhard Veltwyk in Wikidata
GND-Nummer 103487883
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|39|598|599|Veltwyk, Gerhard|Karl Brandi|ADB:Veltwyk, Gerhard}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=103487883}}    

Veltwyk: Gerhard V., Gelehrter und Rath Karl’s V., wurde um das Jahr 1505 zu Ravestein in den Niederlanden aus jüdischer Familie geboren, widmete sich den gelehrten Studien, wurde Magister und wirkte, der Ueberlieferung zufolge, vom Jahre 1528 an als Rector am Paedagogium Castri zu Löwen. V. erwarb seinen Ruf als Kenner der hebräischen und syrischen Sprache offenbar mehr im mündlichen und schriftlichen Austausch mit seinen gelehrten Freunden Widmanstadt, Masius, Langhe u. a., als durch litterarische Veröffentlichungen. Wir besitzen nachweislich von V. nur ein Gedicht in hebräischer Sprache mit dem lateinischen Titel „Itinera deserti, de Judaicis disciplinis et earum vanitate“, gedruckt bei Dan. Vomberg, Venedig 1539. Mit diesem Jahre schließt zugleich Veltwyk’s gelehrte Thätigkeit ab.

Granvelle zog ihn, zunächst als Secretär, in kaiserliche Dienste. So finden wir ihn 1540 beim Religionsgespräch zu Worms. Seine Persönlichkeit tritt dabei immerhin so weit hervor, daß er unter diejenigen Politiker Karl’s V. gezählt werden darf, welche die religiöse Frage durch ihr diplomatisches Geschick beseitigen zu können glaubten. Besser am Platze war V. als Gesandter im Ausland. Im November 1544 wurde er nach Ungarn abgefertigt, reiste mit König Ferdinand von Wien nach Prag und berichtete dem Kaiser von dem ungarischen Landtage zu Tirnau (Febr. 1545). Im März 1545 kehrte er nach Augsburg zurück, um seine Instructionen zur Werbung bei der Pforte entgegenzunehmen. Ueber Venedig und Ragusa reiste V. zusammen mit dem französischen Gesandten Montluc nach Konstantinopel; am 10. November wurde dann zu Adrianopel der Waffenstillstand abgeschlossen. Mitte Januar 1546 war V. wieder in Augsburg; aber schon am 22. Juli machte er sich von neuem auf; im September langte er krank in Konstantinopel an, blieb den Winter über in der Türkei und kehrte erst im Sommer 1547 wieder nach Regensburg zurück. [599] Eine dritte Gesandtschaft an die Pforte wurde 1551 geplant, jedoch nicht ausgeführt. Statt dessen hatte V. in den nächsten Jahren eine Reihe wichtiger Werbungen bei deutschen Fürsten anzubringen, so 1551 (Juni) bei Kurpfalz in Sachen der spanischen Succession, 1552 (April) bei Jülich und Köln wegen des Schutzes der Niederlande. 1549 war V. Schatzmeister des goldenen Vließes geworden. Seine letzten Lebensjahre gehörte V. der niederländischen Regierung an; er starb als Rathspräsident in der Nacht des 5/6. Januar 1555 zu Brüssel.

Instructionen und Berichte Veltwyk’s in den Actensammlungen von Lanz, Druffel, Ribier etc. Vergl. außerdem die Briefsammlungen der Reformationszeit, die Venet. Depeschen und J. Chr. Wolf, Bibl. hebraica, III, 171. – Die bisherigen Biographien und Notizen gehen fast durchweg auf Foppens Bibl. Belg. I, 361 zurück.