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ADB:Voigtländer, Gabriel

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Artikel „Voigtländer, Gabriel“ von Rochus von Liliencron in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 213–214, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Voigtl%C3%A4nder,_Gabriel&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 08:15 Uhr UTC)
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Voigtländer: Gabriel V., ein Musiker und Dichter der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, über dessen Geburt, Herkunft, Entwicklungsgang und Tod wir einstweilen nichts wissen. Er gehört zu den Musikerkreisen, die von der im Anfang des 17. Jahrhunderts von Italien, hauptsächlich aus Venedig und von Gabrieli ausgehenden modernen Richtung beherrscht werden, deren vornehmster Repräsentant in Deutschland Heinrich Schütz ist. V. begegnet uns zuerst 1633 als Rathstrompeter in Lübeck, dann aber seit 1639 als „Hof-Feldtrompeter und Musicus“ des Prinzen Christian von Dänemark, des ältesten schon 1647 vor [214] seinem Vater verstorbenen Sohnes König Christian’s IV. Dieser mit Magdalena Sibylla von Sachsen, Tochter des Kurfürsten Johann Georg vermählte Prinz, der zu Nykjöbing auf Falster residirte, hielt dort seine eigene kleine Capelle, die ohne Zweifel, wie die seines musikliebenden Vaters von Heinrich Schütz, mit dem der Prinz in freundschaftlicher Verbindung stand, nach dem Muster der Dresdener Capelle eingerichtet war. Diese Capellen bestanden aus drei von einander geschiedenen Gruppen: den Chören der Trompeter, der Instrumentisten und der Sänger. Abgesehen von den oft theuer bezahlten Virtuosen unter den beiden letzten Gruppen bildeten die Trompeter nach Bezahlung und Rang das vornehmste Chor. Sie waren zwar auch den Instrumenten nach wie die Instrumentisten und Sänger als Quartett zusammengesetzt, hatten aber den musikalischen Dienst bei Hof wie im Felde nur neben der Person des Fürsten. Bei den eigentlichen musikalischen Aufführungen hatten sie nur mitzuwirken, wenn sie eigens durch Decret dazu verpflichtet waren. Der Zusatz „und Musikus“ auf dem Titel des gleich zu nennenden Voigtländer’schen Werkes scheint anzudeuten, daß bei ihm eben dies der Fall war. Die Trompeter wurden auch, ähnlich dem heutigen Feldjägercorps, als fürstliche Boten für diplomatische Uebermittelungen wie im Felde so im Frieden gebraucht. Mit einer prinzlichen Unterstützung von 100 Reichsthalern ließ V. 1642 in der königlichen Druckerei der Akademie zu Sorö bei Henrich Kruse eine Sammlung von gegen 100 Melodien erscheinen, die er mit beziffertem Baß versah und zu denen er selbst neue Texte dichtete: „Allerhand Oden vnnd Lieder, welche auff allerley, als Italianische, Frantzösische, Englische vnd anderer Teutschen guten Componisten, Melodien vnd Arien gerichtet, Hohen vnd Nieder Stands Persohnen zu sonderlicher Ergetzlichkeit, in vornehmen Conviviis vnd Zusammenkunfften, bey Clavi Cimbalen, Lauten, Tiorben, Pandorn, Violen di Gamba gantz bequemlich zu gebrauchen, vnd zu singen, Gestellet vnd in Truck gegeben, Durch Gabrieln Voigtländer. Ihrer Hoch-Printzlichen Durchlauchtigkeit zu Dennemarck vnd Norwegen etc. wolbestellten Hoff-Feld-Trommetern vnd Musico. Sohra … 1642.“ Fol. 112 Seiten. Mit kgl. Privileg vom 19. Jan. 1642. (Exemplare in Kopenhagen, Göttingen.) Neue Ausgaben Lübeck 1647 bei Michael Volcken, das. 1650 (Exempl. in Göttingen, Hannover, Berlin), Goslar 1651 und Lübeck 1664. Man sieht, wie beliebt die Sammlung war. In der That sind die Melodien mit Geschmack gewählt und harmonisirt. Die verschiedenen auf dem Titel genannten Begleitungsinstrumente sollen nicht etwa orchesterartig zusammenwirken, sondern auf je einem von ihnen sollen die Harmonien des bezifferten Basses ausgeführt werden. Voigtländer’s den Melodien unterlegte Dichtungen tragen, nach einigen neuerdings veröffentlichten Proben zu schließen, ein frisches volksthümliches Gepräge. Vier dieser Lieder sind nämlich in Karl Banck’s Deutschem Liederkranz (Breitk. & Härtel) abgedruckt, eines in der Vierteljahrsschrift f. Musikw., Jahrg. 7, S. 658, Nr. 26 aus dem Liederbuch des Studenten Clodius von 1669; zwei in Hammerich’s unten gen. Schrift S. 247 f. – Nach den Angaben Moller’s (s. u.) schrieb V. außerdem noch ein „Lied an die königl. Vestung Glückstadt“ (1639).

Molleri Cimbria lit. 2, 931. – Stiehl, Die Instrumentalmusik in Lübeck, S. 7. – Angul. Hammerich, Musiken ved Christian den fjerdes Hof. Kopenh. 1892 (vgl. das Register s. v. Voigtländer).