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ADB:Vries, Hans Fredeman de

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Artikel „Vries, Hans Vredeman de“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 408–409, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vries,_Hans_Fredeman_de&oldid=- (Version vom 29. November 2024, 03:00 Uhr UTC)
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Vries *): Hans Vredeman de V., Architekt und Maler, wurde im J. 1527 als Sohn eines deutschen Soldaten zu Leeuwarden in Friesland geboren. Hier ging er fünf Jahre lang bei dem Glasmaler Reyer Gerritszen in die Lehre, später war er in Kampen und Mecheln thätig und half im Jahre 1549 in Antwerpen bei der Errichtung und Ausschmückung der großen Triumphbogen, die damals für den Einzug Kaiser Karl’s V. und seines Sohnes Philipp II. errichtet wurden. Mit dem bei dieser Gelegenheit verdienten Gelde zog er sich in seine friesische Heimath nach Kollum zurück und fing an in Oel zu malen. Dort fiel ihm die von Pieter Koeck van Aelst herrührende Uebersetzung Vitruv’s und Serlio’s in die Hände, die ihn so fesselte, daß er Tag und Nacht darauf verwandte, sich diese abzuschreiben. Hierauf nach Mecheln zurückgekehrt, arbeitete er bei einem dortigen Maler Namens Dorizi. Nach seiner 1563 oder 1564 erfolgten Uebersiedlung nach Antwerpen setzte er seine Studien im Fache der Architekturbilder fort und entwarf eine lange Reihe von selbständigen architektonischen Compositionen, die von Gerard de Jode, Hieronymus Kock, Philipp Galle u. A. in Kupfer gestochen und verbreitet wurden. Bei dem Einzug der jugendlichen Anna von Oesterreich, der Tochter Kaiser Maximilian’s II. und der Verlobten Philipp’s II. in Antwerpen im J. 1570 entwarf er den Triumphbogen im Auftrage der Deutschen. Als Philipp II. im April desselben Jahres den „Generalpardon“ verkünden ließ, flüchtete er für zwei Jahre nach Aachen und hielt sich dann weitere anderthalb Jahre in Lüttich auf. Nach dem Abschlusse [409] des Friedens zwischen Spanien und den Niederlanden im J. 1575, kehrte V. nach Antwerpen zurück, wo er seit dem August 1575 die Stellung eines Oberaufsehers über alle städtischen Befestigungsarbeiten inne und wiederholt Gelegenheit hatte, größere Decorationsarbeiten im städtischen Auftrag auszuführen. Nach Uebergabe der Stadt an den Prinzen von Parma im J. 1586 reiste er über Frankfurt a. M. nach Braunschweig, wo er von dem Herzog Julius bis zum Jahre 1589 beschäftigt wurde. Im J. 1591 finden wir ihn in Hamburg damit beauftragt, das Grabmal des Goldschmieds Jakob Moor in der im Jahr 1848 durch Brand zerstörten Petrikirche mit einem großen Perspectivgemälde, das Christus, der den Tod, Teufel und Hölle unter seinen Füßen hat, darstellt, auszuschmücken und noch zwei weitere größere Bilder für dieselbe Kirche anzufertigen. Von Hamburg wandte sich V. nach Danzig, wo er in dem reich und geschmackvoll ausgestatteten Sommerrathssaal des Rathhauses eine Anzahl gelungener Architekturbilder malte, die sich bis heute erhalten haben. Nach Beendigung seiner Arbeiten in Danzig fand V. wiederum Beschäftigung in Hamburg, indem ihm Hans Lommel den Auftrag ertheilte, in seinem Hause ein Plafondbild, perspectivische Darstellungen und Grotesken zu malen. Schon damals leistete ihm sein Sohn Paul, der vollständig in die Kunst seines Vaters eingeweiht war, wesentliche Dienste, weshalb sich V. entschloß, ihn mit nach Prag zu nehmen, wo Kaiser Rudolf II. eine Menge Aufträge für ihn bereit hielt, die ihn nöthigten, bis zum Jahre 1596 in Prag zu bleiben. Ueber Hamburg reisend, wandte sich V. auf Zureden des Malers Gilles Coignet nach Amsterdam, siedelte aber bald nach dem Haag über, wo er ein großes Werk über die Perspective herausgab und sich mit der vergeblichen Hoffnung trug, als Lehrer der Perspective an der Leidener Universität zugelassen zu werden. Er starb zu Antwerpen im J. 1604. – V. ist der erste niederländische Maler gewesen, der das Architekturbild als selbständigen Zweig gepflegt hat. Seine Bilder sind in den Galerien nicht gerade häufig vertreten. Am besten kann man ihn in der kaiserlichen Gemäldesammlung zu Wien kennen lernen, wo man fünf Bilder von seiner Hand findet, während die Hamburger Galerie nur eines seiner Bilder, das Innere der Cathedrale von Antwerpen darstellend, besitzt. Um so größer ist die Zahl seiner architektonischen Werke, die Nagler ausführt.

Vgl. G. K. Nagler, Neues allgem. Künstler-Lexikon. München 1851. XXI, 12–17. – Hamburgisch. Künstler-Lexikon. Hamburg 1854. S. 278, 279. – E. v. Engerth, Kunsthistor. Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses. Gemälde. Beschreibendes Verzeichniß. Wien 1884. II, 540–543. – C. van Mander, Le livre des peintres. Traduction par Henry Hymans, Paris 1885. II, 97–109. – A. Woltmann u. K. Woermann, Gesch. der Malerei. Leipzig 1888. III, 93.

[408] *) Zu S. 375.