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ADB:Wassenaer, Philipp von (gest. 1225)

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Artikel „Wassenaer, Philipp von“ von Pieter Lodewijk Muller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 232–233, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wassenaer,_Philipp_von_(gest._1225)&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 19:02 Uhr UTC)
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Wassenaer: Philipp von W., holländischer Edelmann, war der erste aus seinem schon seit längerer Zeit unweit Leiden angesessenen Geschlecht, der in der Geschichte hervortrat. Ein eifriger Anhänger Wilhelm’s I. in seinen Kämpfen mit seiner Nichte Ada und deren Gemahl, dem Grafen Ludwig von Loos, erwarb er sich durch den Sieg seiner Partei ein hohes Ansehen. Er starb 1225. Seine Nachkommenschaft stieg fortwährend zu höherem Reichthum und Macht, welche 1339 durch die Erwerbung der Burggrafschaft von Leiden, die meisten holländischen Adelsgeschlechter überstieg, umsomehr, als eben damals die Landesherren die Macht des Adels zu verringern strebten. Aber als der alte tiefverschuldete Burggraf Dietrich von Kuyk ohne Nachkommen starb, verlieh Graf Wilhelm IV., wohl zur Belohnung wichtiger Dienste und Ablösung von geborgten Geldsummen, dem Philipp v. W., dessen Schwestersohne, die Burggrafschaft der rasch aufblühenden Stadt, was außer dem Besitz der Burg und dem Genuß zahlreicher, viel Geld einbringender Gerechtsamen, auch das Recht, den Schultheißen und die Schöffen der Stadt zu ernennen, mit sich brachte. Nur das Hochgericht blieb dem Grafen. Philipp’s Sohn Dietrich, ein eifriger Anhänger der Hoeks, wurde darum vom Herzoge Albrecht von Baiern vielfach bevorzugt zum großen Verdruß der Leidener Bürgerschaft, welche theilweise ebenso eifrig Cabeljausch gesinnt war. Wie überall im Mittelalter, verwickelte sich der Parteikampf in den Städten mit persönlichen und localen Reibereien. 1381 veranlaßte ein Krawall zwischen jungen Edelleuten unter Führung Philipp’s von W., des Burggrafen Sohnes, und Leidener Bürgern einen förmlichen Bürgerkrieg. Namentlich die Gewohnheit des Burggrafen, das Schultheißenamt zu verkaufen, gab zu vielfachem Streit Veranlassung. Doch durch des Grafen Gunst blieben die W.’s obenauf, bis Albrecht sich durch seine Geliebte Aleyd von Poelgeest zur Begünstigung der Cabeljaus verführen ließ. Philipp, der 1390 seinem Vater in der Burggrafschaft nachgefolgt war, gehörte mit zu den Theilnehmern an dem gegen dieselbe geschmiedeten Complott der Hoek’schen Edelleute und floh, wie seine meisten Genossen, nach ihrer Ermordung vor Albrecht’s Rache aus dem Lande. Das hätte ihm fast die Burggrafschaft gekostet, zum großen Jubel der Leidener, bevor dieselbe ihm aber förmlich entzogen wurde, gelang es ihm 1396, sich auszusöhnen. Da er dem Herzog von jetzt an in allen seinen Kämpfen die Treue erwies, erhielt er alle seine Würden und Rechte in vollem Umfang zurück. Nach Albrecht’s Tod wurden die Hoeks die Herren und unter ihnen nahm Philipp eine der ersten Stellen ein. Kein anderer Edelmann, mit Ausnahme des Cabeljau’schen Arkels, des Herrn von Gorcum, besaß die Herrschaft über eine Stadt, und dazu noch eine so ansehnliche, als Leiden schon damals war. Doch als Wilhelm VI. gestorben war, wendete sich das Blatt. Philipp gelang es, sich und den Hoeks die Herrschaft in Leiden zu erhalten; sein ältester Sohn aber, Heinrich, schlug sich zu den Cabeljaus und wurde von Johann von Baiern in dessen Rath aufgenommen. Es folgte eine lange Reihe von Kämpfen und Verträgen, namentlich über die Gewalt in Leiden, bis 1420 Philipp mit den sonstigen Hoeks einen förmlichen Bund gegen die Cabeljaus einging. Es entspann sich eine heftige Fehde, welche zuletzt durch die nach langer Belagerung abgeschlossene Capitulation von Leiden beendet wurde. Philipp mußte seine Burggrafschaft der Regierung abtreten. Leiden hatte von jetzt an nur einen Herrn, [233] den Grafen. Zwar die Burg und die sonstigen mit dem Besitz derselben verbundenen Ehrenrechte und Einkünfte wurden ihm zurückgegeben, wie auch seine übrigen Güter, jedoch sein Sohn Heinrich wußte sich bald in Besitz derselben zu setzen, während Philipp um das Jahr 1428 in der Gefangenschaft starb. Heinrich blieb der Partei, welcher er sich angeschlossen, und Philipp von Burgund treu, sowie auch sein ältester Sohn. Als der kinderlos verstorben war, trat sein Bruder Johann nach Karl’s des Kühnen Tod wieder mit an die Spitze der Hoeks und spielte eine Rolle in den Kämpfen, welche von jetzt an die Niederlande heimsuchten. Als er 1494 gestorben, hielt sich sein gleichnamiger Sohn jedoch treu zu Philipp dem Schönen, den er nach Spanien begleitete, und zu Maximilian und später zu Karl V., als dessen Statthalter in Friesland er 1523 zu Leeuwarden an einer bei der Belagerung Slotens erhaltenen Wunde starb. Mit ihm erlosch das alte Geschlecht, er hinterließ nur eine Tochter, welche mit Jaques de Ligne verheirathet war. Der Schwiegersohn verkaufte die holländischen Besitzungen. Den schönen Herrensitz im Haag kaufte eine verwandte Linie der Duvenvoirde’sm, welche später den Namen und das Wappen der alten Wassenaer’s annahm und während der Republik in hohen Aemtern und Würden verblieb.

Vgl. außer den holländischen Urkundenbüchern und Chroniken: Te Water, Verbond der Edelen. – van Leeuwen, Batavia Illustrata. – Orlers, Beschrijving van Leiden. – Blok, Eene Hollandsche Stad in de Middeleeuwen, der gleichnamige Artikel Fruin’s im Gids (1878); Löher, Jacobaea von Bayern und Beiträge zur Geschichte Jacobaea’s von Bayern. – Meerman, Beleg en verovering van Leiden, und die bekannte historische Litteratur über das niederländische Mittelalter.