Zum Inhalt springen

ADB:Wattenwyl, Niklaus von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wattenwyl, Niklaus von“ von Emil Blösch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 249–250, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wattenwyl,_Niklaus_von&oldid=- (Version vom 5. Oktober 2024, 15:34 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 41 (1896), S. 249–250 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Niklaus von Wattenwyl (Geistlicher) in der Wikipedia
Niklaus von Wattenwyl in Wikidata
GND-Nummer 139095748
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|41|249|250|Wattenwyl, Niklaus von|Emil Blösch|ADB:Wattenwyl, Niklaus von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=139095748}}    

Wattenwyl: Niklaus v. W., Propst, wurde 1492 in Bern geboren, als Angehöriger der herrschenden, als adelig betrachteten Geschlechter. Sein Vater, Jakob v. W., war Erbe eines angesehenen Namens und großen Reichthums, den er durch seine Ehe mit einer Erbtochter vermehrte. Er war Mitglied des regierenden Raths in Bern, Venner im sogenannten Schwabenkriege gegen Kaiser Maximilian (1499) und wurde 1512 Schultheiß von Bern. Als Abgeordneter nach Mailand erlebte er einen der glänzendsten Augenblicke der schweizerischen Geschichte, als im gleichen Jahre 1512 die Eidgenossen in der Lage waren, nach einem glücklichen Feldzuge gegen die Franzosen das vielumstrittene Herzogthum dem angestammten Fürsten Maximilian Sforza zu übergeben. Er war Feldherr der Berner im Zuge nach Dijon (1513) und dann wieder Unterhändler beim berühmten Bündnisse der Eidgenossen mit dem König Franz I. von Frankreich im J. 1515; er ist 1525 gestorben, schmerzlich betrauert insbesondere von den Freunden der Kirchenreformation, für welche er in ebenso überzeugter, als maßvoller Weise eingetreten war, ohne noch den Entscheid herbeiführen zu können. Niklaus war sein ältester Sohn, er machte im „Gymnasium“ zu Paris theologische Studien und erhielt schon 1508 eine Chorherrenpfründe an dem St. Vincenzenstift zu Bern. Im J. 1512 wurde er „protonotarius apostolicus“, erst Chorherr und dann Probst zu Lausanne, 1515. Im Auftrage seiner Regierung 1517 nach Rom gesandt, um kirchliche Angelegenheiten mit dem heil. Stuhle zu bereinigen, brachte er weitere Anwartschaften zurück, wurde 1518 Abt zu Monthéron im Kanton Waadt, Domherr zu Constanz, und 1521 auch in Basel. Bei Erledigung des Bisthums Sitten durch den Tod des Cardinals Schinner wurde er von Bern in Vorschlag gebracht, doch ohne Erfolg; dagegen erhielt er 1523 die Würde eines infulirten Propstes am Berner Chorherrnstift und war dazu ausersehen, den Bischofsstuhl von [250] Lausanne zu besteigen, auf welchem die Berner längst einen der Ihrigen zu sehen begehrten. Allein am 1. December 1525 legte er plötzlich seine Propstei in die Hände des Rathes nieder, entsagte gleichzeitig allen andern geistlichen Pfründen, bekannte sich zur reformirten Lehre und verheirathete sich mit einer ausgetretenen Klosterfrau, Clara May, einer Enkelin des berühmten Bartholomäus May (s. A. D. B. XXI, 80). Man schrieb den auffallenden Entschluß der neuen religiösen Ueberzeugung zu, den äußeren Anlaß dazu bot indessen sicher der Hinscheid des Vaters und die damit veränderte Lage. Dagegen hat diese Wendung umgekehrt auf den Fortgang der kirchlichen Bewegung Einfluß geübt. Der gewesene Propst kaufte 1527 die Herrschaft Wyl bei Bern mit allen Zubehörden, lebte als vornehmer Landedelmann und wurde 1534 Mitglied des Großen Rathes. Das Religionsgespräch zu Lausanne im October 1536, durch welches im eben eroberten Waadtlande die Reformation begründet wurde, leitete er als einer der Präsidenten. Im J. 1539 war er Mitglied des sogenannten Chorgerichtes, welchem die Aufsicht über Glauben und Sitten oblag; im übrigen scheint er persönlich wenig hervorgetreten zu sein. Er ist am 12. März 1551 gestorben als Stammvater eines zahlreichen und vielverzweigten Geschlechtes. Sein jüngerer Bruder, Johann Jakob, Freiherr zu Colombier, und ebenso sein ältester Sohn Johannes, sind beide zur Schultheißenwürde emporgestiegen, ersterer 1539, letzterer 1582.

Val. Anshelm, Berner Chronik. (n. A.) Bd. V, S. 121. – Rathsbücher und Acten des Berner Staatsarchivs.