ADB:Weigl, Johann Baptist

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Artikel „Weigl, Johann Baptist“ von Wilhelm Bäumker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 476–478, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weigl,_Johann_Baptist&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 01:58 Uhr UTC)
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Weigl: Johann Baptist W., geboren zu Hahnbach in der Oberpfalz am 26. März 1783, wurde im Alter von sieben Jahren als Singknabe in die Benedictinerabtei Prüfening (bei Regensburg) aufgenommen und sowol in der [477] Musik als auch in den Wissenschaften unterrichtet. Im J. 1794 ging er in die Studienanstalt zu Amberg, wo er, ins Knabenseminar aufgenommen, seine Gymnasialstudien vollendete. Sodann trat er (1801) in Prüfening in den Benedictinerorden ein und verbrachte sein Probejahr im Kloster Rott am Inn, wo der bekannte Volksschriftsteller Pater Aegidius Jais sein Novizenmeister war. Nach Absolvirung des Noviziates kehrte W. in das Kloster Prüfening zurück. Als im J. 1803 dieses Stift aufgehoben wurde, begab sich W., der noch nicht Profeß abgelegt hatte, nach Amberg, um seine theologischen und philosophischen Studien fortzusetzen. Am 31. Mai 1806 empfing er, nachdem er im Clericalseminar zu Regensburg seine Vorbereitung vollendet hatte, die Priesterweihe und wirkte darauf einige Zeit als Cooperator in der Dompfarre daselbst. Als solcher war er zugleich Religionslehrer in den Mädchenschulen zu Stadtamhof. Mit dem Studienjahre 1806/7 beginnt seine Wirksamkeit als Lehrer an öffentlichen Anstalten. Zunächst als Lehrer an der ersten lateinischen Schule in Amberg angestellt, wurde er im J. 1809 zum Professor an der zweiten Gymnasialclasse befördert. Im J. 1813 erhielt er die Professur der Moraltheologie und Kirchengeschichte am Lyceum daselbst. Diese Stelle bekleidete er bis zum Anfang des Studienjahres 1817/18. Am 20. October des Jahres 1817 wurde W. als Professor des Kirchenrechtes und der Kirchengeschichte an das Regensburger Lyceum berufen. Hier wirkte er zugleich auch als Rector des Gymnasiums (1821), dann als Rector des Lyceums (1824), auch als Inspector des Knaben- und Musikseminars zu St. Paul (1826) bis zum J. 1834. Zwei Jahre vorher hatte die Regierung ihm auch die Stelle eines Kreisscholarchen übertragen. Am 22. März 1834 ernannte ihn der Bischof von Schwäbl zum Domherrn an der Cathedrale in Regensburg. Er starb am 5. Juli 1852 als Domherr, bischöflicher geistlicher Rath, Official, Scholasticus und bischöflicher Theologe.

W. war ein vielseitig gebildeter Priester von großer Gelehrsamkeit. Hauptgegenstand seiner wissenschaftlichen Thätigkeit waren die verschiedenen Zweige der Theologie. Ich verweise hier nur auf seine Arbeiten den sel. Thomas von Kempen betreffend, auf seine Untersuchungen über das Geburts- und Sterbejahr Jesu Christi und die noch ungedruckten Vorlesungen über Kirchengeschichte und Kirchenrecht. Er besaß vorzügliche Kenntnisse sowol in den alten, wie in den neueren Sprachen. Hiervon zeugt seine Ausgabe der „Nachfolge Christi“ in sieben Sprachen. Auch ein tüchtiger Mathematiker war er. Das Lehrbuch der Arithmetik und Algebra, welches er herausgegeben hatte, war in Deutschland und Amerika viel verbreitet und wurde auch später noch gern gebraucht, allerdings in der Umarbeitung, zu der er den Dr. Wandner autorisirt hatte. Als vielerfahrener praktischer Schulmann erwies er sich in seinen Rectoratsführungen und durch die von ihm redigirten auf Befehl der Regierung in Druck gegebenen Gesetze und Vorschriften für die Studirenden an der k. Studienanstalt zu Regensburg (Stadtamhof 1823), aus welchen man zugleich die pädagogischen Grundsätze und Ansichten der damaligen Zeit kennen lernen kann. Auch in der Kirchenmusik hat er für seine Zeit Gutes geleistet. Mettenleiter (s. u.) schreibt ihm folgende Compositionen zu: 6 Gradualia, Graduale et Offertorium pro tempore quadragesimali, 10 Tantum ergo, 1 Te Deum laudamus, 2 Litaniae de Beata Virgine. Im J. 1834 componirte er im Verein mit Kanonikus Emmerig die acht Responsorien der Weihnachtsmette für gemischten Chor mit Orgel. Die ersten 4 Nummern sind von ihm, die letzten von W. J. Emmerig (Manuscript im Domchor zu Regensburg). Zu dem Gesangbuche, welches er 1817 herausgab, verfaßte er selbst ein Melodienbuch mit 118 vierstimmig gesetzten Melodien. Darunter sind 94 von ihm, 15 vom Kanonikus W. J. Emmerig; nur 8 sind dem alten Melodienvorrath entnommen, während zum Frohnleichnamshymnus [478] „Pange lingua“ die Weise J. Haydn’s: „Gott erhalte Franz, den Kaiser“ verwandt ist (Leipziger musik. Zeitung 1820, Bd. XXII, S. 617 ff. in Koch, Gesch. des Kirchenliedes, 3. Aufl., VI. Bd. (1869), S. 548).

Am 1. Januar 1849 verlieh der König Max von Baiern W. das Ritterkreuz I. Cl. des Verdienstordens vom h. Michael, und am 27. Juli 1850 wurde W. zum außerordentlichen Mitgliede der k. bair. Akademie der Wissenschaften bei der historischen Classe ernannt.

Schriften: „Lehrbuch der Arithmetik und Algebra zum öffentlichen Gebrauch und Selbstunterricht“ (1811. Zwei Theile. Erster Theil sechste Auflage. Zum viertenmal bearbeitet und vielfach vermehrt von Dr. J. B. Wandner. 1848. Zweiter Theil. Dritte, von Dr. J. B. Wandner umgearbeitete Auflage. 1832); „Thomae a Kempis de imitatione Christi libri IV, editio adcurata“ (1815); „Katholisches Gebet- und Gesangbuch für nachdenkende und innige Christen, mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse studirender Jünglinge, mit einem Vorworte von Joh. Mich. Sailer“ (1817); Melodien zu dem katholischen Gebet- und Gesangbuch, lithographirt (1817); „De anno Attico.“ Pedeponti 1824 (Programm); „Nummus Neronis argenteus, regi Ludovico oblatus, addita brevi commentatione“ (Ratisb. 1830); „Gregory, G. v., Denkschrift über den wahren Verfasser des Buches von der Nachfolge Christi, revidirt und herausgegeben durch den Herrn Grafen Lanjuinais, ins Deutsche übersetzt und mit den nothwendigen Erläuterungen und Zusätzen versehen von J. B. W.“ (1832); „Abt Prechtl, eine biographische Skizze mit dem Bildnisse des Verblichenen“ (1833); „Rodriguez, P. Alphons (S. J.), Uebung der Vollkommenheit und der christlichen Tugenden. Aus dem Spanischen übersetzt von G. Schwab, J. B. W. und Maccathie“. 6 Bde. (1836–39); „Die vier Bücher von der Nachfolge Christi ins Deutsche übersetzt“ (1836, 1853, 1861); „De imitatione Christi libri IV, multiplici lingua nunc primo impressi et quidem latina archetypi interpretationibus italica, hispanica, gallica, germanica, anglica, graeca. Cum notis et variis lectionibus“ (1837); „Reguläre Erdglobuslehre“ (1843); „Kroust, Joh. Mich., Meditationes de praecipuis fidei mysteriis ad usum Clericorum etc. V tomi. Ed. J. M. Sintzel. Vitam auctoris adumbravit et praefatus est J. B. Weigl“ (1844–47); „Theologisch-chronologische Abhandlung über das wahre Geburts- und Sterbejahr Jesu Christi“ (2 Theile, 1849). Seine hinterlassenen Kanzelvorträge hat L. Mehler in drei Bänden herausgegeben (1. Sonntagspredigten, 2. Festtagspredigten, 3. Predigten bei verschiedenen Gelegenheiten, 1853). Die Vorlesungen über das jus canonicum, welche W. in Regensburg am Lyceum gehalten hat, ebenso seine Vorlesungen über Kirchengeschichte befinden sich handschriftlich im Kloster Metten in Baiern.

Musikgeschichte der Stadt Regensburg von Dr. Dom. Mettenleiter, Regensburg 1866, S. 197 ff. – Schematismus der Geistlichkeit des Bisthums Regensburg für das Jahr 1853, Regensburg, S. 160 ff.