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ADB:Weissenhorn

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Artikel „Weissenhorn“ von Karl Steiff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 608–609, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weissenhorn&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 02:18 Uhr UTC)
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Weissenhorn (auch Weyssenhorn): eine Buchdrucker- und Buchhändlerfamilie des 16. Jahrhunderts. Wo und wann Alexander W. I., der Stammvater derselben, geboren wurde, wissen wir nicht. Zum ersten Mal kommt sein Name, so viel bis jetzt bekannt, auf Drucken des Jahres 1528 vor und zwar auf solchen von Augsburg, wo er seine Werkstätte bei dem St. Ursulakloster hatte. Anfangs druckte er auch einzelne reformatorische Schriften von Urbanus Rhegius, bald aber mußten diese Werken katholischer Richtung weichen und es waren insbesondere Aufträge aus dem entschieden altgläubigen Ingolstadt von dortigen Gelehrten und Buchhändlern, was seine Presse beschäftigte (Joh. Eck’s gesammelte Werke gehören u. a. daher). So ist es nicht zu verwundern, wenn A. W. im J. 1539 ganz dorthin übersiedelte, zumal, wie es scheint, damals keine Druckerei sich an Ort und Stelle befand. Nach Zapf hätte Herzog Wilhelm von Baiern den Anstoß zur Uebersiedlung gegeben. In Ingolstadt wurde A. Weissenhorn’s Presse, wenn sie gleich auch hier manches Nicht-Theologische veröffentlichte, recht eigentlich zur Werkstätte der katholischen Streitlitteratur. Viele Schriften von Eck, von Cochläus, später (unter seinen Nachfolgern) von den Jesuiten gingen aus ihr hervor. Dennoch scheint A. W. die katholische Litteratur nicht so ausschließlich gepflegt zu haben, wie es Regierung und Universität wünschen mochten; denn als 1548 eine Visitation seines Bücherlagers statthatte, fand man Schriften von Melanchthon und Agrippa, die [609] dann natürlich sämmtlich mit Beschlag belegt wurden. Wenig stimmt zu der geschilderten Richtung des Weissenhorn’schen Verlags die Büchermarke, die sich auf manchen dieser Drucke findet. Bald größer, bald kleiner zeigt dieselbe unter einem Portal die Friedensgöttin, wie sie mit der rechten Hand an einen Schild und andere Waffen die brennende Fackel hält und in der Linken den Oelzweig trägt. Als Umschrift findet sich dann und wann: Arcum confringet et concidet hastam, plaustra comburet igni. Als A. W. I. am 4. Januar 1549 starb, traten die Söhne Alexander W. II. und Samuel W. an seine Stelle. Sie führten das Geschäft in der bisherigen, schon durch die Umgebung gebotenen Richtung weiter und hatten 1565 insbesondere den Auftrag, „im unteren Lande“ durch planmäßige Verbreitung gut katholischer Bücher der lutherischen Lehre entgegenzuwirken. Samuel W. starb 1567 oder 1568, denn sein Name kommt noch auf Drucken des ersteren Jahres, dagegen auf solchen des zweiten nicht mehr neben dem des Bruders vor. Wenige Jahre nachher, am 24. Juni 1570, folgte ihm dieser im Tode nach, worauf das Geschäft von dem Sohne Samuel Weissenhorn’s, Alexander W. III., zunächst im Namen seiner Mutter, und späterhin im eigenen und seiner Miterben Namen in der alten Weise fortgeführt wurde. Doch scheint auch dieser dritte A. W. bald gestorben zu sein. Mindestens schon 1581, vielleicht noch früher, war Wolfgang Eder im Besitze des Geschäftes (s. Naß, Examen chartaceae Lutheranorum Concordiae, 1581), wenn er auch die altbekannte Firma der W. zunächst noch beibehielt. Nach 1585 verschwindet aber auch diese aus dem Meßkatalog.

Vgl. Zapf, Augsburgs Buchdruckergeschichte, 1. Th., 1786, S. XLVII, 2. Th., 1791, S. 183 fgg. – Mederer, Annales Ingolstadiensis academiae, pars I, 1782, p. 166, 214, 326. – Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels I, 1878, S. 181–185. – Im übrigen vgl. die Drucke dieser Buchdruckerfamilie, wie sie, freilich nur zu einem kleinen Theil, außer bei Zapf, bei Panzer, Annales typogr. tom. VI u. XI, Hirsch, Millenarius I-IV und Weigel-Kuczynski, Thesaurus libellorum historiam reformationis illustrantium, 1870–84 (passim) verzeichnet sind.