ADB:Weitzel, Johannes

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Artikel „Weitzel, Johannes“ von Wilhelm Sauer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 630–635, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weitzel,_Johannes&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 17:15 Uhr UTC)
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Weitzel: Johannes W. war zu Johannisberg im Rheingau am 24. October 1771 (nicht 1772, wie sein Freund Dorow angibt) als Sohn eines kleinen Weingutsbesitzers geboren. Den Vater verlor er in seinem vierten Lebensjahre. Der Todesfall war für ihn nicht minder wie für die Familie verhängnißvoll, da die Mutter nicht im Stande war, die Wirthschaft zu führen und die nothwendige Feldarbeit zu thun. So verarmte die Familie rasch und hatte öfters mit bitterer Noth und Entbehrung zu kämpfen. Unter diesen Umständen mußte die Mutter den Knaben, obwol dessen Begabung frühzeitig erkennbar war, zum Schneiderhandwerk bestimmen, da seine körperlichen Kräfte für den Betrieb der beschwerlichen Weinbergsarbeiten nicht ausreichten. Dem Geiste des [631] frühreifen Knaben gab jedoch ein Gang nach Mainz, wo er dem feierlichen Gottesdienste in der Carmeliterkirche beiwohnte, eine andere Richtung; er entschloß sich, Geistlicher zu werden. Nach langen Kämpfen und nachdem der Schullehrer seines Heimathortes sich bereit erklärt, ihn unentgeltlich zu unterrichten, gelang es ihm, die Zustimmung der Mutter zu seinem Plane zu erhalten. So ging er in seinem zwölften Lebensjahre nach Kreuznach, um das dortige von den Carmelitern geleitete Gymnasium zu besuchen. Doch befriedigte ihn hier ebensowenig die Methode des Unterrichts wie der gebotene Lehrstoff; die Leistungen der Carmeliter waren sehr schwach; fast nichts, wie mechanisches Uebersetzen aus dem Deutschen in das Lateinische wurde getrieben. Ein Jahr blieb W. in Kreuznach, dann wagte er es, mit baaren sechs Kreuzern in der Tasche, nach Mainz zu gehen und sich zur Aufnahme in das dortige wissenschaftlich höher stehende Gymnasium zu melden. Vor dem äußersten Mangel schützte ihn hier der Genuß eines kleinen Familienstipendiums und der eigene, durch Stundengeben mühsam errungene Erwerb. Nach fünfjährigem Besuche des Gymnasiums konnte er auf der dortigen Universität die Studien fortsetzen. Ueber die Entwicklung seines geistigen Lebens in dieser Zeit berichtet W. selbst. Er hatte in seinem Eifer theils seine Studien weit über die Grenzen der ihm nach seiner Bildungsstufe zugewiesenen Gebiete ausgedehnt, theils war es das unvermittelte Eindringen in die Sitten und Anschauungen des unter dem Einflusse der damaligen freien philosophischen Richtung stehenden, von einem der Aufklärung huldigenden Fürsten regierten Mainz, wodurch gewaltige, bis zu Ausbrüchen der Verzweiflung führende Erschütterungen in der Seele des kaum den einfachen Verhältnissen seines Heimathortes enthobenen Knaben herbeigeführt wurden. Nach schweren Kämpfen gewann er, zu positiven Religionsanschauungen zurückgekehrt, den Frieden und die Ruhe des Geistes zu dem Zeitpunkte wieder, als er das Gymnasium verließ. Auch seine Neigung zu schöngeistigen und belletristischen Arbeiten war in dieser Zeit zu Tage getreten; er hat damals seine ersten Romane, Schauspiele und Trauerspiele geschrieben, von denen jedoch nichts im Druck erschien. Seinen Universitätsstudien machte die Eroberung von Mainz durch Custine und der Einmarsch der republikanischen Truppen im October 1792 ein vorläufiges Ende. W. hatte, wie überhaupt ein großer Theil der Mainzer, die Franzosen mit Begeisterung empfangen, doch hatte er mit manchen Gesinnungsgenossen frühzeitig genug Veranlassung, sich mit Ekel von der neuen Ordnung der Dinge abzuwenden. Das wüste Treiben der dortigen Clubisten unter französischer Protection führte ihn wie Andere zur Einsicht. Eine für den Zwanzigjährigen auffallend scharfe und sichere Beurtheilung der Sachlage bewog ihn, Mainz zu verlassen und in den Rheingau zurückzukehren. Doch war sein Aufenthalt hier nur von kurzer Dauer. Eine unbesonnene, in Rüdesheim in Gegenwart eines Officiers der dort liegenden preußischen Truppenabtheilung gethane Aeußerung ließ in ihm einen der berüchtigten Mainzer Clubisten vermuthen; seiner infolge dessen drohenden Verhaftung konnte er nur durch die schleunigste Flucht auf das linke Rheinufer entgehen. Als die Fortdauer der Kriegsereignisse ihm jede Aussicht auf die Fortsetzung seiner Studien in Mainz nahm, verwandte er die unfreiwillige Muße zu privaten Studien und kleinen litterarischen Arbeiten. Im Sommer 1795 erschien seine erste Schrift „Geist der fränkischen Revolution“. Bei Wiederaufnahme der Studien zog ihn der lebhafte Wunsch, Schiller und Fichte zu hören, im Herbste 1795 zu einem halbjährigen Aufenthalt nach Jena. Im Sommersemester 1796 hörte er Vorlesungen in Göttingen von Schlözer und Spittler, brachte den Winter in der Heimath zu und unternahm im Sommer 1797, um den Zwiespalt in seinem Gemüthe zu beseitigen und aus dem Wirrwarr entgegengesetzter [632] Strömungen, die seinen Geist bewegten, zu ruhigen und klaren Anschauungen zu gelangen, eine größere Reise in die Schweiz. Hatte er sich doch, verwirrt von den mächtigen, seine Seele tief aufregenden Eindrücken der Ereignisse jener Zeit sogar mit dem Gedanken getragen, von der Bühne herab auf das Volk zu wirken. W. nennt die Zeit seiner Reise und seines Aufenthalts in der Schweiz, welcher die erwünschte wohlthätige Wirkung auf ihn ausübte, die „goldene Zeit seines Lebens“. Da die unsicheren Zustände im heimathlichen Rheingau ihm keine Zukunft bieten konnten, suchte er die Verbindung mit der Regierung der an der andern Seite des Rheins aufblühenden Frankenrepublik. Sein Gönner, der ehemalige Mainzer Geschichtsprofessor, dann Clubist Andreas Hofmann (geboren zu Mariazell bei Würzburg am 14. Juli 1752, † zu Winkel im Rheingau am 6. September 1849) vermittelte 1798 seine Anstellung als Commissaire au directoire exécutif des Kantons Otterberg, worauf er 1799 zum Commissar bei der Municipalverwaltung des Kantons Germersheim ernannt wurde. Wie manchem andern in französische Dienste getretenen Deutschen gelang es auch W. nicht, das volle Vertrauen der leitenden Persönlichkeiten der französischen Verwaltung zu erwerben; schon bei der Reorganisation dieser Verwaltung im J. 1801 wurde er einfach bei Seite geschoben. Inzwischen hatten sich jedoch seine äußeren Verhältnisse durch die Verheirathung mit Margarethe Dietrich, der Tochter eines reichen Holzhändlers zu Germersheim, so günstig gestaltet, daß er sich nach Johannisberg in ein behagliches Stillleben zurückziehen und sich mit dem Plane beschäftigen konnte, seine in den letzten Jahren betriebenen politischen und staatswissenschaftlichen Studien in einem unabhängigen publicistischen Unternehmen in Mainz zu verwerthen. Die alsdann in Mainz gegründete politische Zeitschrift „Egeria“ erschien noch im J. 1801. Doch ließen die damaligen Zustände eine größere Verbreitung dieses Blattes nicht zu, sodaß W. selbst, als er im J. 1821 die Mittheilungen aus seinem Leben veröffentlichte, Veranlassung nahm, größere Auszüge aus derselben, welche seine damaligen politischen und socialen Anschauungen erkennen ließen, wiederzugeben, anscheinend zur Rechtfertigung seiner durch die Ereignisse des Jahres 1819 jäh abgeschlossenen politischen Thätigkeit. Ferner übernahm er die Redaction der dem Mainzer Waisenhause gehörigen Mainzer Zeitung. Dieses Blatt suchte, nicht ohne eine gewisse Selbständigkeit, freisinnige Anschauungen soweit zu vertreten, als die französische Polizei dies zuließ, und fand hierbei in der Stadt bei gleichen Gesinnungen vielfach günstige Aufnahme. Die später erfolgende Berufung zu einer Professur der Geschichte am kaiserlichen Lyceum – bei dessen Eröffnung – brachte ihm die Aufgabe, Vorlesungen über Geschichte, freilich nach französischem Zuschnitt, zu halten, bei welchen er jedoch wie auch sonst im allgemeinen bei seinem Verhalten den Deutschen nicht völlig verleugnet zu haben scheint. Ein von Savary persönlich unternommener Versuch, den für Mainz zu Bedeutung gelangten Mann ganz in das französische Interesse hinüberzuziehen, schlug fehl. So konnte denn auch seine Leitung der Mainzer Zeitung nicht von langer Dauer sein; nach mehrfachen Verwarnungen wurde ihm die Concession auf polizeilichem Wege entzogen. Nicht viel besser erging es seiner Mitarbeiterschaft an den „Europäischen Staatsrelationen“, welche Niklas Vogt 1804 in Frankfurt begründet hatte und deren Leitung W. 1807 beigetreten war. Im J. 1810 wurde das Blatt unterdrückt und verwandelte sich in das „Rheinische Archiv“, eine Monatsschrift für Geschichte und Litteratur, die übrigens ungeachtet ihres harmlosen Titels auch nicht Geringes unter den Quälereien zu leiden hatte, mit denen Bacher, der französische Resident in Frankfurt, auch die der französischen Censur nicht unmittelbar unterworfene Presse am Mittelrhein verfolgte. Frischen Aufschwung nahm Weitzel’s Streben, nachdem Mainz im [633] Frühjahr 1814 in deutsche Hände zurückgegeben war. Zunächst nahm er, als aus dem vormaligen kaiserlichen Lyceum ein Gymnasium entstanden, an diesem auf kurze Zeit seine vormalige Lehrthätigkeit wieder auf, doch sagte ihm dieselbe nicht mehr recht zu. Dann eröffnete sich ihm nach anderer Richtung hin die Aussicht, sich seiner Neigung entsprechend ausschließlich der Thätigkeit als Publicist widmen zu können. Dies war von jeher seines Herzens Wunsch gewesen, der nun in dem benachbarten Herzogthume Nassau, zu welchem jetzt auch sein Geburtsort Johannisberg gehörte, Verwirklichung finden sollte. In dem kleinen Staate, der durch die Verleihung einer Verfassung (1814) die Aufmerksamkeit von Deutschland auf sich gelenkt hatte, dessen Verwaltung der Minister Marschall und der einsichtsvolle Präsident Ibell nach neuen Grundsätzen organisirten und den man gerade mit einer in zwei Kammern gegliederten Landesvertretung ausstattete, bedurften Fürst und Regierung eines Organs. Die Aussicht, in dem kleinen Lande, welches bisher kein öffentliches Blatt kannte, eine Presse begründen und durch diese die öffentliche Meinung leiten zu können, war für W. – der in der That von persönlicher Eitelkeit nicht ganz frei war – zu verlockend, um nicht in allen Punkten den Absichten der nassauischen Regierung entgegenzukommen. Diese übertrug ihm im J. 1816 unter Verleihung des Dienstcharakters als Hofrath die Stelle eines Revisionsraths bei der Rechnungskammer mit einem Gehalte von 1200 Gulden. Mit seiner Uebersiedlung nach Wiesbaden im J. 1817 gründete er daselbst die bald sehr bekannt gewordenen „Rheinischen Blätter“, in welchen er überall, namentlich aber bezüglich der inneren Politik und Landesverwaltung, die Anschauungen der Regierung vertrat. Enge Freundschaft verband ihn dauernd mit dem Präsidenten Ibell, an welchem er Rückhalt und feste Stütze auf seinem Arbeitsgebiete fand. Ibell’s geistiger Ueberlegenheit sich unterordnend vertrat er theils in eigenen, theils in den von Ibell mindestens stark beeinflußten Aufsätzen überall dessen Anschauungen; für Ibell nahm er den Kampf mit dessen einheimischen und auswärtigen Gegnern, mit Görres und dem Minister vom Stein, mit den Freisinnigen im Lande, welche nicht minder wie die gesammte freisinnige Presse in Deutschland Ibell’s Richtung und Bedeutung verkannt haben, auf. Wenig Freunde konnte er hierbei in der kurzen Spanne Zeit, die seinem regierungsfreundlichen Blatte zugemessen blieb, ernten. Die Rheinischen Blätter brachten W. in nähere Beziehungen zu Dorow, der am 15. August 1817 zu einem längeren Kuraufenthalte, aber auch nicht ohne geheime politische Aufträge, nach Wiesbaden gekommen war. Dorow gewann die Rheinischen Blätter für Zwecke des Staatskanzlers Hardenberg und betrieb im Auftrage des letzteren Verhandlungen mit dem Präsidenten Ibell und mit W., durch welche beide zum Uebertritt in den preußischen Staatsdienst bewogen werden sollten. Diese Verhandlungen gelangten bezüglich Weitzel’s zum Abschluß, als Hardenberg im Herbste 1818 nach Beendigung des Aachener Congresses selbst nach Wiesbaden kam. W. sollte die rheinischen Blätter nach Bonn verlegen; Hardenberg beabsichtigte dieselben dort zu dem Hauptorgan der preußischen Verwaltung in der Rheinprovinz umzugestalten. In einem am 12. März 1819 an Hardenberg gerichteten Schreiben sagte W. zu, sein dienstliches Verhältniß zu der nassauischen Regierung zu lösen und die vom Staatskanzler geplante Stellung in der Rheinprovinz nach dessen Instructionen zu übernehmen. Zweifellos würde W. mit vollster Begeisterung an seine Aufgabe herangetreten sein, da ihn die Ueberzeugung leitete, daß die Förderung deutschen Wesens, die gedeihliche Entwicklung deutscher Kraft nur bei Preußen zu erwarten sei. „In meiner Seele steht die Ueberzeugung unerschütterlich fest, daß Deutschland nur durch und mit Preußen zu retten ist“, schrieb er damals an den Staatskanzler, dem er sich durch die, bei Dorow II, 151 abgedruckte Denkschrift [634] „Rheinpreußen im December 1818“ besonders zu empfehlen suchte. W. zögerte indessen, die entscheidenden Schritte zur Aufhebung seines Dienstverhältnisses zu thun, bis die Ereignisse selbst den ganzen Plan überholten. Der Mordanfall Löning’s auf den Präsidenten Ibell am 1. Juli 1819 veränderte die Lage der Dinge in Nassau erheblich. Weitzel’s Haltung gegenüber den brennenden Tagesfragen machte ihn als bezahlten Freund der Regierung in der Oeffentlichkeit verdächtig und beraubte ihn des erforderlichen Zutrauens seines Publicums, wodurch sein empfindliches Gemüth auf das schwerste getroffen wurde. Widerwärtigkeiten, welche die gegen ihn in Wiesbaden herrschende Mißstimmung ihm täglich brachte, dann die Karlsbader Beschlüsse veranlaßten ihn, die Redaction der Rheinischen Blätter niederzulegen und sich zu Beginn des Jahres 1820 nach Johannisberg zurückzuziehen, nachdem er mit Beibehaltung seines bisherigen Gehaltes in den Ruhestand versetzt war. Die Verhandlungen wegen seines Umzuges nach Bonn zogen sich jedoch in die Länge, besonders hatte seine Forderung, von der Censur befreit zu bleiben, einen weiteren Meinungsaustausch zur Folge, der dazu führte, daß Hardenberg unter dem 4. Januar 1821 seine Berufung in die ihm zugedachte Stellung für unausführbar erklärte. Ebenso lehnte er es ab, für die von W. gewünschte Berufung auf einen Lehrstuhl (der Geschichte zu Bonn?) seine Unterstützung eintreten zu lassen. Bei dem voraussichtlichen Scheitern dieses Planes hatte W. es nicht unterlassen, sich von neuem in Nassau um eine ihm zusagende Thätigkeit zu bewerben; mit Freuden wird er es begrüßt haben, daß die ihm stets wohlwollende Regierung zu Wiesbaden ihm noch, ehe jene ihn völlig abweisende Entscheidung des Staatskanzlers eingetroffen war, unter dem 20. December 1820 die Leitung der dortigen Landesbibliothek übertrug. Aus seinem weiteren Leben sind bemerkenswerthe Vorkommnisse nicht mehr zu berichten. Seine Thätigkeit blieb nach wie vor seinen schriftstellerischen Neigungen namentlich auf dem Gebiete der Publicistik gewidmet. Mit weniger Glück versuchte er sich auf dem Gebiete der Geschichtsforschung. Er brachte bei dem Ministerium die Bewilligung der Mittel für die Bearbeitung einer umfassenden Geschichte des nassauischen Landes in Anregung, deren Leitung ihm übertragen werden sollte; für die Veröffentlichung stellte er seine eigenen bisherigen Vorarbeiten zur Verfügung. Das Ministerium genehmigte die Vorschläge und ordnete ihm, da er erklärte, eine mittelalterliche Urkunde weder lesen noch verstehen zu können, unter dem 3. Juli 1827 als weitere Commissare den Pfarrer C. D. Vogel und den „Archivar“ Habel bei. W. scheint sich namentlich die allgemeine redactionelle Bearbeitung, die Einleitung, die Darstellung der Kirchen- und Culturgeschichte sowie die Verfassungsgeschichte vorbehalten zu haben. Einen unmittelbaren Erfolg hat W. bei seinem Unternehmen nicht zu verzeichnen gehabt. Sein 1828 zu Leipzig erschienener Aufsatz „Betrachtungen über Deutschland von Karl dem Gr. bis auf Friedrich II.“ entstammt wol seinen ebengenannten Vorarbeiten für die Landesgeschichte. (Zur Sache vgl. die Artikel C. D. Vogel [XL, 97] und Vollpracht [XL, 255].)

W. starb zu Wiesbaden am 30. Januar 1837. Von seinen zahlreichen theils selbständigen, theils in Zeitschriften zerstreuten Schriften und Aufsätzen sind als die bemerkenswerthesten zu nennen: „Geist der fränkischen Revolution“ (1795); „Egeria“ (1801); „Lindau oder der unsichtbare Bund. Eine Geschichte aus dem Revolutionskriege“ (1805); „Hat Deutschland eine Revolution zu fürchten?“ (1819); „Napoleon durch sich selbst gerichtet“ (1820); „Vermischte Schriften“ (3 Bde., 1820/21); „Das Merkwürdigste aus meinem Leben und meiner Zeit“ (2 Bde., 1820/21); „Roland und Hildegarde“, Novelle (in der ‚Iris‘, Beiblatt der Zeitung der freien Stadt Frankfurt, 1821, Nr. 20–23), [635] „Panthea oder die Treue“ (das. 1821, Nr. 34–36); „Der heilige Bund“ (1823); „Die Rheinreise“ (1825); „Einige Zeichen der Zeit“ (1828); „Betrachungen über Deutschland von Karl dem Gr. bis auf Friedrich II.“ (1828); „Einfluß der französischen Revolution auf die Staatswissenschaft“ (1829); „Scherz und Ernst, zur Charakteristik unserer Zeit“ (1830); „Ueber die kurhessische Verfassung von 1831“ (1831); „Was würde ich thun, wenn ich jetzt Abgeordneter zu einer landständischen Versammlung in Teutschland wäre“ (1833); „Briefe vom Rhein“; „Geschichte der Staatswissenschaft“. Von ihm werden ferner zahlreiche Aufsätze in der Frankfurter Didaskalia sowie vielfach die Correspondenzen der „Allgemeinen Zeitung“ aus Nassau, namentlich der Nekrolog des nassauischen Ministers v. Marschall, daselbst 1834, Nr. 114–117, endlich Aufsätze und Mittheilungen in den „Allgemeinen politischen Annalen“ und in den „Jahrbüchern“ von Pölitz verfaßt sein.

Acten, sodann: Weitzel, Das Merkwürdigste aus meinem Leben. – Dorow, Denkwürdigkeiten. – Schwartz, Annalen d. Ver. f. nass. Geschichtsforschung 1877; XIV, 42 ff. – Sauer, Herzogthum Nassau 1813–20.