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ADB:Weitsch, Friedrich (1758 bis 1828)

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Artikel „Weitsch, Friedrich“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 629–630, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weitsch,_Friedrich_(1758_bis_1828)&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 04:58 Uhr UTC)
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Weitsch: Friedrich Georg (Matthias) W., Maler († 1828), war der älteste der Söhne Pascha Joh. Friedr. Weitsch’s (s. o.), die die Kinderjahre überlebten, im Anfange des August 1758 zu Braunschweig geboren und am 8. August getauft. Bis zum Jahre 1774 mußte er die Schule besuchen, doch waren schon in dieser Zeit Zeichnen und Copiren seine Lieblingsbeschäftigung. Er kam dann in die Lehre bei seinem Vater, um sich zum Maler auszubilden. Auf Veranlassung von Wilhelm Tischbein, der seine Arbeiten in Braunschweig sah, wurde er 1776 nach Kassel geschickt, wo er nach Potter und Phil. Roos fleißig copirte. Nach Braunschweig zurückgekehrt malte er, vorzüglich des Unterhaltes wegen, für die Stobwasser’sche Lackirfabrik, die damals viele Künstler beschäftigte, Landschaften, Idyllen nach S. Geßner u. s. w. auf Teller und Tischplatten. Ein paar Jahre nachher (1780) wurde er fast wider Willen zum Porträtmaler, da er eine Persönlichkeit, die durchaus von ihm gemalt sein wollte, nicht los werden konnte. Es wurde ihm erst schwer, Leben in die Farben zu bringen, doch nach einiger Uebung und eifrigem Studium der Porträts der Salzdahlumer Galerie erreichte er es bald, daß er gerade auch auf diesem Gebiete Hervorragendes leistete. Im J. 1783 bezog er die Akademie in Düsseldorf, wo er von den Freunden seines Vaters, Director Krahe u. A. auf das freundlichste aufgenommen wurde. Das Jahr darauf traf er in Holland mit seinem Vater und Bruder zusammen; in Amsterdam gewann er die Freundschaft des Stadtbildhaueres Ziesenis, die ihm von großem Vortheile war. Sein Bruder ging dann mit nach Düsseldorf und im Herbste 1784 zogen beide, nachdem Friedrich zuvor als Mitglied der Düsseldorfer Akademie aufgenommen war, mit verschiedenem Aufenthalte unterwegs nach Italien; am 15. December trafen sie in Rom ein. Hier fanden sie in Krahe’s Sohne, dem Bildhauer Trippel u. A. sehr anregende Gesellschaft; drei Monate lang begleitete hier Friedrich auch den Grafen Brabeck von Söder auf seinen Kunstwanderungen. Von Rom aus besuchten die Brüder 1786 auch Neapel und 1787 gingen sie nach Florenz, wo sie neun Monate verweilten. Hier malte W. eine Copie von Rafael’s Madonna della Sedia, die dem Großherzoge von Toscana, dem späteren Kaiser Leopold II., so ausnehmend gefiel, daß er sie seiner Schwester nach Spanien zum Geschenk sandte. Auch fertigte er zu voller Zufriedenheit die Skizze zu einem Porträt des Fürsten für den Audienzsaal in Pisa. Doch kam es nicht zur Ausführung des Bildes, da W., Hofintriguen fürchtend, sich vorher entfernte. Er kehrte über München, Wien, Prag und Dresden nach Braunschweig zurück. Hier ließ 1788 Herzog Karl Wilhelm Ferdinand verschiedene Fürstenbilder von Graff durch ihn copiren, dann auch verschiedene Mitglieder seiner Familie von ihm malen. Auch Bildnisse seines Vaters, des Abtes Jerusalem u. A. entstanden in dieser Zeit. Im J. 1790 reiste er auf neun Monate nach Hamburg, wo er ebenfalls mehrere Bildnisse anzufertigen hatte. Die Bilder, die er wie sein Vater 1794 auf die Berliner Kunstausstellung sandten, fanden dort großen Beifall und brachten Beiden die Ernennung zu Mitgliedern der Akademie ein. Am 24. August 1794 vermählte sich W. in Salzdahlum mit der jüngsten [630] Tochter des fürstlichen Hausverwalters Schröder, Christiane Elisabeth Schr., von deren älteren Schwestern Karoline den Pastellmaler Schwarz in Braunschweig, Luise den Landschaftsmaler du Pree in Amsterdam geheirathet hatten. Sie lebten in kinderloser, aber glücklicher Ehe. Im folgenden Jahre fand er auf einer Reise nach Berlin bei den Künstlern und besonders auch bei dem Minister v. Heynitz die freundlichste Aufnahme. Er mußte die Kronprinzessin und deren Schwester, v. Heynitz, v. Hardenberg u. A. malen. Der Kronprinz wünschte sehr, ihn dort zu behalten, aber wegen der Intriguen neidischer Künstler konnte v. Heynitz damals mit seinen Anträgen beim Könige nicht durchdringen. W. kehrte nach Braunschweig zurück, wo er sich, wie auch sein Bruder, 1798 um eine durch den Tod des Hofmalers Oest erledigte Pension bewarb. Daß ihm diese Bitte abgeschlagen wurde, scheint ihn verstimmt zu haben. Im folgenden Jahre (nicht schon 1797) nahm er einen Ruf als königlicher Hofmaler und Rector der Akademie der bildenden Künste in Berlin an; gegen Mitte November 1799 verabschiedete er sich von seiner Vaterstadt. Die neue angesehene und einflußreiche Stellung in der großen Stadt erweiterte natürlich bedeutend das Feld seiner Thätigkeit und gab ihm im Verkehr gleichstrebender Genossen bei der Fülle höherer Aufgaben zahlreiche neue Anregungen, wenn auch die neue Lebensweise, das Entbehren der freien Natur, in der namentlich das Beobachten des Wildes ihm Erholung und Vergnügen gebracht hatte, auf seine Gesundheit keinen günstigen Einfluß übte. Als er 1804 ein großes Bild: den Tod der Borminna, nach Ossian’s Dichtung gemalt hatte, stellte sich infolge der Anstrengung eine große Nervenschwäche bei ihm ein, die ihm lange nachhing. In den folgenden bösen Kriegsjahren hatte er nicht unbedeutende Geldverluste, doch rettete er glücklich aus aller Gefahr seine reiche Sammlung von Gemälden und Handzeichnungen alter Meister. Er entwarf in dieser Zeit auch einige musikalische Compositionen. Für den Marschallsaal in Paris malte er 1808 in Stettin das Bild des Marschalls Soult. W. starb an Entkräftung am 30. Mai 1828. – Die künstlerische Thätigkeit Weitsch’s, der zu seiner Zeit in hohem Ansehen stand, war ebenso fruchtbar wie vielseitig. Er malte geschichtliche Bilder und Schlachtenstücke, Landschaften – so nach einer Skizze A. v. Humboldt’s den Chimborasso –, Porträts in sehr großer Zahl, gelegentlich auch religiöse Bilder. So verehrte er, dem edlen Vorbilde seines Vaters folgend, 1825 eine Verkündigung der Hirten der Andreaskirche zu Braunschweig „dankbar seiner theuren Aeltern und der glücklichen Jugendzeit in dieser Gemeinde gedenkend“. Viele seiner Werke sind bei Füßli und Nagler a. a. O. aufgeführt, bei letzterem auch manche nach seinen Bildern angefertigte Stiche. Es gibt von W. auch ein paar Radirungen aus dem Jahre 1819, darunter ein kleines Selbstbildniß. Auch Buchhorn hat ein kleines Brustbild von ihm radirt.

Vgl. Füßli, Künstler-Lexicon IV, 6083 ff. – Nagler, Künstler-Lexicon XXI, 268 ff. – Auskunft des Herrn A. Vasel in Beierstedt. – Herzogl. Landeshauptarchiv in Wolfenbüttel.