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ADB:Graff, Anton

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Artikel „Graff, Anton“ von Carl Clauß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 565–566, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Graff,_Anton&oldid=- (Version vom 8. Dezember 2024, 21:54 Uhr UTC)
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Graff: Anton G., dessen Name sich häufig und selbst in amtlichen Schriftstücken auch Graf geschrieben findet, war einer der besten Maler seiner Zeit. Er wurde 1736 als der Sohn eines Handwerkers zu Winterthur geboren, bildete sich dort unter Joh. Ullrich Schellenberg zum Porträtmaler aus und wendete sich gegen 1756 nach Augsburg. Da die in letzterer Stadt bestehende Malerzunft ihm in der freien Ausübung seiner Kunst hinderlich wurde, ging er mit einer Empfehlung des Kupferstechers Haid nach Ansbach zu dem Hofmaler Schneider und half diesem in seiner fabrikmäßigen Herstellung von Porträts berühmter Persönlichkeiten; neben dieser Beschäftigung studirte er nach Rigaud und Kupetzky, von welchen sich Arbeiten in der Gallerie des Schlosses befanden. Um 1759 kehrte G. auf Haid’s Veranlassung wieder nach Augsburg zurück. Das erste Bildniß, das er hier malte, war das Bause’s, des nachmaligen berühmten Porträtstechers, der damals bei Haid arbeitete. Die beiden Künstler wurden Freunde und übten fortan ihr ganzes Leben hindurch den vortheilhaftesten Einfluß auf einander aus. G. fand in der Folge in Augsburg, wie auch in Regensburg, zahlreiche Aufträge, die seinen Namen immer bekannter machten. Zugleich wirkte eine Reise nach München, wie insbesondere ein Besuch der Schleißheimer Gallerie, sehr förderlich auf seine künstlerische Entwicklung ein. Auf Anregung des Generaldirectors v. Hagedorn wurde G. 1766 als Hofmaler und Mitglied der Akademie nach Dresden berufen. In letzterer Eigenschaft erhielt er einen Jahresgehalt von 400 Thlr. und erst 1789 erfolgte, mit der Ernennung zum Professor, eine Erhöhung des Gehaltes auf 700 Thlr. Immerhin muß er sich in Dresden wohl gefühlt haben, da er einen Ruf nach Berlin mit 1400 Thlrn. jährlicher Besoldung ausschlug. Der heitere und liebenswürdige Mann war in den Dresdener Kreisen, wie im Körner’schen Hause, gern gesehen und beliebt. Aufträge strömten ihm von allen Seiten zu und er entfaltete hier [566] eine erstaunliche Thätigkeit. Er malte zeitweilig in Berlin, wo er in der Tochter des Professors Sulzer seine Gattin fand, in Leipzig, wo er stets bei seinem Freunde Bause zu wohnen pflegte, in Teplitz; auch an weiteren Ausflügen, wie nach Süddeutschland und in seine Schweizerheimath fehlte es nicht. Nach seinen eigenen Aufzeichnungen malte er in den J. von 1766–73 allein 943 Bilder; Einzelbildnisse und Familienstücke. Daneben copirte er viel nach älteren Meistern, nicht nur im Auftrag, wie für den russischen Hof, sondern insbesondere auch zu seinem Studium. Ebenso sind die vielen Silberstiftzeichnungen, die er fertigte, nicht unter obiger Zahl mitgerechnet; wie auch die landschaftlichen Arbeiten, zu denen er sich einige Male angeregt fühlte. Sein Hauptfach jedoch blieb immer die Porträtmalerei. Das Glück stellte ihm die bedeutendsten Männer seiner Zeit vor die Staffelei und in trefflicher Weise hat er uns die Züge eines Lessing, Herder, Schiller, Gellert, Mendelssohn, Weisse, Ramler, Sulzer, Spalding, Gluck, Chodowiecki überliefert. Am abgestorbenen Baum der bildenden Kunst jener Zeit war das Porträtfach der einzige Zweig, der noch grüne, lebenskräftige Sprossen trieb; unter den guten Malern, die jenes Fach damals besaß, war G. der beste. Seine Bildnisse haben einen geschichtlichen Charakter. Er belauscht die Individualität in ihrem unbewußten Sein und sucht dieselbe in ihrer Wesenheit zu erfassen, indem er sie so in fester Zeichnung und frischer kräftiger Farbe naturlebendig auf die Leinwand bannt. Seine zahlreichen Arbeiten kommen häufig vor, namentlich begegnet man denselben in Dresden, Leipzig und Winterthur. J. F. Bause, Geyser, F. Gregory, Rasp, Kohl, J. E. Haid, Kauke, G. W. Weise, Berger, Seyffert, Liebe, J. G. Müller, J. Friedrich, Rahl, Mansfeld, Lips, Stichling u. A. haben Bildnisse nach ihm gestochen. In der Dresdener Gallerie befinden sich drei eigenhändige Bildnisse des Künstlers, darunter eines in ganzer lebensgroßer Figur, welches er bei seiner Aufnahme in die Akademie gemalt hat. Ein vorzüglich gestochenes Blatt von dem berühmten J. G. Müller vom J. 1797 stellt ihn, vor der Staffelei sitzend, in halber Figur dar. J. E. Haid hat sein Kniestück geschabt, Brustbilder in Medaillonform sind von A. H. Riedel, J. R. Schellenberg, C. Fellner, D. Berger und einem Ungenannten vorhanden. G. hat auch selbst in Kupfer radirt und darunter sein eigenes Bildniß. Außerdem radirte er die Porträts des Professors Sulzer und des Kaufmanns Basse. G. starb zu Dresden 1813.

Von den drei Kindern des Künstlers hat sich ein Sohn, Karl Anton G., geboren zu Dresden 1774, † 1832, als Landschaftsmaler bekannt gemacht.

Nagler, Künstlerlex. Böttiger, Artist. Notizenbl.