ADB:Witzleben, August von (preußischer Generalleutnant)
Karl August Friedrich v. W. (A. v. Tromlitz, S. 665), am 27. December 1808 zu Düsseldorf geboren, von 1821–25 Zögling der Klosterschulen zu Donndorf und Roßleben, trat am 25. November des letztgenannten Jahres beim Kaiser Franz Garde-Grenadierregimente zu Berlin in den Heeresdienst, ward am 17. April 1827 zum Secondlieutenant befördert, besuchte von 1831–34 die allgemeine Kriegsschule, war von 1838–40 zum Topographischen Büreau commandirt, rückte am 27. Juni 1843 zum Premierlieutenant auf, unterrichtete 1846 und 1847 an der Divisionsschule des Gardecorps und machte 1848 den Straßenkampf in Berlin, sowie den Feldzug gegen Dänemark mit. Während des letzteren wurde er am 6. April Hauptmann und führte seine Compagnie am 23. in der Schlacht bei Schleswig. Am 3. Februar 1853 wurde er zum Major befördert und zur Uebernahme des Commandos des herzoglich sachsen-coburg-gothaischen Infanterieregiments nach Gotha entsandt, welches in Gemäßheit einer durch W. im Frühjahr 1861 abgeschlossenen Militärconvention in enge Beziehungen zur preußischen Armee trat; in diese kehrte W., seit 1859 Oberstlieutenant, welcher während seines Aufenthaltes in Gotha erfolgreich auf die Einigung der kleinen thüringischen Contingente unter sich und auf ihren Anschluß an Preußen hingewirkt hatte, im August jenes Jahres als Commandeur des in Münster i. W. garnisonirenden 1. westfälischen Infanterieregiments Nr. 13 zurück, am nächsten 18. October ward er bei der Krönung zu Königsberg zum Oberst ernannt und 1864 führte er das Regiment zum Kampfe gegen Dänemark nach Schleswig, wo er am 18. April an der Erstürmung der Schanzen von Düppel theilnahm. Am 18. Juni 1865 als Generalmajor zu den Officieren v. d. A. versetzt, schied er aus dem Frontdienste, ward aber seit Mai 1866 als Commandant von Colberg verwendet und bekleidete diese Stellung, bis er am 9. Januar 1868 als Generallieutenant endgültig aus dem Dienste schied. Er nahm seinen Wohnsitz in Dessau, verlegte diesen, nachdem er am 20. August 1873 die Redaction des Militärwochenblattes übernommen hatte, nach Berlin und starb dort am 7. Mai 1880, nachdem er ein Jahr zuvor von den Agnaten seines Geschlechtes auch zum Erbadministrator von Roßleben erwählt und damit Verwalter der Schule geworden war, die seines Wissens Wiege gewesen.
Witzleben: Gerhard August v. W., königlich preußischer Generallieutenant, ein Sohn vonW. war schon früh schriftstellerisch thätig. Er begann seine Wirksamkeit als Mitarbeiter an dem von 1836–41 veröffentlichten Militärconversations-Lexikon von v. d. Lühe, in gleicher Weise war er an der Militär-Litteraturzeitung, an der Ersch und Gruber’schen Encyklopädie, an dem von dem Unterzeichneten herausgegebenen Handwörterbuche der gesammten Militärwissenschaften (Bielefeld und Leipzig, 1877–80), an der Allg. Deutschen Biographie und an mancherlei militärischen Zeitschriften betheiligt. Von den durch ihn herausgegebenen selbständigen Schriften hat die meisten Auflagen ein Unterrichtsbuch – zuerst 1845 als „Grundzüge des Heerwesens und Infanteriedienstes der k. preuß. Armee“, zum fünfzehnten Male 1879 als „Heerwesen und Infanteriedienst“ veröffentlicht – erlebt; den größten bleibenden Werth hat das 1859 mit einem Atlas erschienene dreibändige Werk „Prinz Friedrich Josias, Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld“, in der Gothaer Zeit als Frucht von archivalischen Studien entstanden. Ein vollständiges Verzeichniß der von ihm verfaßten, in Buchform veröffentlichten Arbeiten gibt ein Nachruf in Nr. 45 des Militärwochenblattes vom 5. Juni 1880.
- [667] Außerdem hat W. seinen Lebensgang selbst geschildert in der von ihm in Gemeinschaft mit einem anderen W. verfaßten, sehr gründlichen und ausführlichen Geschichte des Geschlechtes von Witzleben (2 Bde., Berlin 1880).