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ADB:Friedrich Josias

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Artikel „Friedrich Josias“ von August Beck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 7–9, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_Josias&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 12:19 Uhr UTC)
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Friedrich Josias, Prinz von Sachsen-Coburg-Saalfeld, geb. 26. Dec. 1737 auf der Ehrenburg zu Coburg, † 28. Febr. 1815 daselbst, war der Sohn des Herzogs Franz Josias von Coburg-Saalfeld und der Prinzessin Anna Sophia, Tochter des Fürsten Ludwig Friedrich von Schwarzburg-Rudolstadt. Seine Erziehung wurde von dem Regierungsrath Johann August von Schönfeld, später von Caspar von Berbisdorff vortrefflich geleitet. Neben den nöthigen Sprachen und Wissenschaften wurde in ihm ein tiefer religiöser Sinn geweckt. Der Markgraf Karl Alexander von Brandenburg-Anspach, ein Anhänger des Hauses Oesterreich, gab dem jungen Prinzen im J. 1755 eine Rittmeisterstelle im Kürassierregimente Anspach, und nachdem er eine Reise nach Mecklenburg, Rostock und Hamburg unternommen hatte ging er zu Anfang des J. 1756 nach Wien, wo er von der Kaiserin Maria Theresia außerordentlich wohlwollend empfangen und von ihr „aus besonderer Gnade“ mit einer Compagnie von Anspach-Kürassieren beliehen wurde, mit deren Besitze gewisse Einnahmen verbunden waren. Seine Einnahmen beliefen sich damals auf etwa 6000 Gulden jährlich. Schon am 23. Mai 1756, als das Regiment auf dem Marsche nach Collin war, wurde dem Prinzen das wirkliche Commando einer Compagnie übertragen. In der Schlacht bei Lowositz (1. October) zeichnete er sich besonders aus, ohne jedoch den unglücklichen Ausgang der Schlacht für die Oesterreicher abwenden zu können. Im J. 1757 erhielt er ein selbständiges Commando. Nach der Schlacht von Prag (6. Mai 1757) war er in dieser Stadt eingeschlossen, bis er durch die für die preußischen Waffen unglückliche Schlacht bei Collin (18. Juni) wieder frei wurde. Hierauf wohnte er dem Bombardement von Zittau, der Erstürmung von Schweidnitz und der siegreichen Schlacht bei Breslau bei. Im Feldzuge 1758 gehörte das Regiment Anspach, welches vorher zur Armee Hadik’s gehört hatte, zu der von Daun. Bei einer Attaque auf preußische Infanterie traf ihn eine Kugel in die rechte Hand, der Degen senkte sich, aber der Prinz achtete die Wunde nicht, sondern kämpfte muthig weiter, brachte aber dann längere Zeit bis zu seiner Genesung zu. Die Kaiserin ernannte ihn (16. Jan. 1759) „wegen seines tapferen Verhaltens und aus besonderer Gnade“ zum Obersten des Anspacher Kürassierregiments. Im Feldzuge 1759 wohnte er größeren Kriegsereignissen nicht bei, aber in dem Feldzuge 1760 und 1761 finden wir ihn an der Spitze des [8] Laudon’schen Carabiniercorps. Er kämpfte als solcher in dem Gefechte bei Landshut (23. Juni), in der Schlacht bei Liegnitz (15. Aug.) und wohnte dem Sturme von Schweidnitz bei. Am 31. December 1761 wurde F. J. wirklicher Oberst und Commandant des Regiments Anspach. Zuletzt nahm er noch an der Schlacht bei Reichenbach thätigen Antheil (16. Aug.). Nach der Beendigung des siebenjährigen Krieges führte Prinz F. J. sein Regiment nach Ungarn, besuchte dann seine Schwester in Ludwigslust, brachte 1765 und 1766 die Carnevalzeit in Wien zu und wohnte überall frohen Freudenfesten bei. Im J. 1766 wurde er Generalmajor und Brigadecommandant. 1771 seiner Stellung in Ungarn enthoben erhielt er eine Brigade im nordwestlichen Böhmen. 1773 ward er zum Feldmarschall-Lieutenant befördert, war dann 1778–1788 Generalcommandant zu Preßburg und wurde am 22. August 1785 von Kaiser Joseph II. zum General der Cavalerie und zum Commandanten von Galizien und der Bukowina ernannt. Als solcher erwarb er sich durch sein kluges Benehmen, seine Leutseligkeit und sein menschenfreundliches Wohlwollen die allgemeine Liebe und Zuneigung des Militärs und der Bürger. Als im J. 1788 die Kriegserklärung gegen die Türken erfolgt war, hatte Prinz Coburg das galizische Armeecorps zu befehligen. Mit seinen Truppen schlug er eine Horde von 17000 Tartaren aus dem Felde, eroberte die Festung Chotin (August 1788) und gewann in Verbindung mit dem russischen Generale Suworow am 30. Juli 1789 die Schlacht bei Focksan über die Türken. Prinz F. J. erhielt von dem Kaiser Joseph II. das Großkreuz des militärischen Maria-Theresia-Ordens als Andenken für den errungenen glänzenden Sieg, welchem bald noch ein zweiter, der bei Martinestie (22. Sept.) folgte, durch welchen die verbündeten russischen und österreichischen Heere eine unermeßliche Beute machten. Der Prinz F. J. erhielt in Folge davon das Patent als Feldmarschall. Die Schlacht war um so ruhmwürdiger, als man einem vierfach überlegenen Feinde gegenüber stand. Durch den letzteren Sieg hatte sich der Prinz den Weg zur Einnahme der Stadt Bukarest gebahnt, in welcher er am 8. November seinen feierlichen Einzug hielt und die Huldigung für seinen Kaiser in Empfang nahm. Dadurch war die Besitznahme der Wallachei vollendet. Die nächste Waffenthat des Prinzen war die Einnahme der Festung Orsowa; weniger glücklich war er mit der Stadt Giurgewo, welche er zwar am 2. Juni einnahm, aber nach einem siegreichen Ausfalle der Türken aus der Festung wieder aufgeben mußte. Endlich kam am 23. September 1790 ein Waffenstillstand zu Stande, welchem am 21. August 1791 der Friede von Sistowa folgte. Prinz Coburg wurde hierauf (23. Sept.) zum commandirenden General von Ungarn ernannt. Am 15. October verließ er Bukarest und begab sich nach Pest und Ofen. Das Gouvernement von Ungarn behielt er bis zum J. 1793, wo er zum dritten Male auf dem Kriegsschauplatze erschien und neue Lorbeeren auf der militärischen Laufbahn erntete. Die französische Revolution gab dazu die Veranlassung, in Folge derselben verband sich Preußen mit Oesterreich, und die französische Nationalversammlung erklärte am 20. April 1792 den Krieg an den Kaiser Franz von Oesterreich. Die Franzosen fielen sofort in Belgien und, ohne vorherige Kriegserklärung, in das deutsche Reich ein und waren aller Orten glücklich. Der Feldmarschall F. J. wurde nun als Generalissimus an die Spitze der Armee gestellt unter dem Titel eines Reichs-General-Feldmarschalls. Nachdem man in Frankfurt am Main sich über den Feldzugsplan geeinigt hatte, reiste Prinz Coburg (14. Febr. 1793) nach Coblenz ab. Am 1. März eröffnete er den Feldzug damit, daß er die Franzosen bei Düren und Aldenhoven schlug, Aachen eroberte und die Feinde aus der Festung Maestricht trieb. Jetzt überschritt das kaiserliche Heer die Maas (4. und 5. März), und in der Schlacht bei Neerwinden (18. März 1793) und dann bei Löwen siegte der Prinz über [9] Dumouriez und bewirkte dadurch die Räumung Belgiens von den Franzosen. Ein weiterer Sieg bei Famars (24. Mai), bei welchem auch der Feldzeugmeister Graf von Clerfait sich rühmlichst auszeichnete, öffnete dem Prinzen Coburg das französische Land. Er ging zunächst an die Belagerung von Valenciennes, welches am 28. Juli 1793 capitulirte, dann (11. Sept.) streckte die Besatzung von le Quesnoy die Waffen. Den Versuch zum Entsatze dieser letzteren Festung vereitelte er durch ein ausgezeichnetes Reitergefecht bei Avesnes-le-sec. Die strategisch wichtige Festung Maubeuge konnte er nicht nehmen, weil er von den holländischen Verbündeten ohne Unterstützung gelassen wurde, und er war gezwungen sich auf das rechte Sambre-Ufer zurückzuziehen. Prinz Coburg brachte mit seinen Truppen den Winter auf französischem Boden zu; das Hauptquartier nahm er in Mons, später am 20. Februar in Valenciennes. Der Feldzug des Jahres 1794 begann wieder glücklich für Prinz Coburg. Durch die Schlacht bei Landrecies (17. April) fiel diese Festung (30. April) in österreichische Hände. Bald darauf (22. Mai 1794) erfocht er in Gegenwart des Kaisers Franz einen glänzenden Sieg über die Franzosen bei Tournay, und am 16. Juni einen zweiten an der Sambre. Demungeachtet blieben die Siege des Prinzen erfolglos, weil ihm die nothwendige Unterstützung versagt wurde und mehrfache Kabalen und Intriguen die Einheit in der Armee störten. Dazu kam noch die mangelhafte Verpflegung der Armee, welche die Mannszucht lockerte. Um dem letztgenannten Uebel abzuhelfen, wandte sich der Prinz schriftlich an die Fürsten und Bewohner des Rheins und der Mosel und bat um Unterstützung. Aber umsonst. Der Prinz mußte sich hinter die Maas mit seinem Heere zurückziehen und somit ganz Belgien räumen; er war zu schwach gegen die Uebermacht der französischen Streitkräfte. Tief gekränkt durch allerlei Machinationen, voll Kummer über den trostlosen Zustand der Armee, der er ungeachtet seiner Bemühungen nicht helfen konnte und gebeugt von körperlichen Schmerzen – wochenlang litt er am Rothlaufe des rechten Fußes, was ihn hinderte, ein Pferd zu besteigen – entschloß er sich am 9. August 1794 sein Abschiedsgesuch beim Kaiser einzureichen. Mit tief bewegtem Herzen schied der Prinz am 31. August von den Generalen und Stabsofficieren der Armee. Der Prinz hatte in 13 Feldzügen 16 Schlachten beigewohnt, in 10 an der Spitze der Heere gestanden, 7 waren siegreich, 2 unentschieden und nur 1 (bei Turcoing) unglücklich gewesen. Am 11. September 1794 kehrte er in seine Vaterstadt Coburg zurück und verlebte seine noch übrige Lebenszeit in stiller Zurückgezogenheit. Er kaufte sich auf dem sogenannten Bürglaß mehrere Grundstücke und erbaute sich dort einen Palast, dem er die Inschrift gab: „Peractis laboribus“. Er vertrieb seine Zeit mit der Abfassung seiner Lebensgeschichte, die er 1799 beendete, und mit Briefschreiben an seine zahlreichen Freunde. Im Kreise seiner Familie fühlte er sich glücklich und nur einmal ward die Einigkeit gestört durch den Minister von Kretschmann, dessen despotischer Willkür der Prinz mit ganzer Entschiedenheit entgegentrat. Als Aeltester im Ernestinischen Hause erhielt er im J. 1801 nach dem Ableben des Prinzen Adolph von Sachsen-Gotha das Senioratsamt Oldisleben, oder vielmehr die Einkünfte dieses Amtes im Betrage von 2000 Thalern jährlich. Kurz vor seinem Tode erlebte er noch die Freude, Frankreich besiegt zu sehen, wornach er 20 Jahre vorher vergebens getrachtet hatte. Seine Haushälterin Therese Stroffeckin war ihm an die linke Hand angetraut und der österreichische Lieutenant von Rohmann war sein Sohn. Seine entseelte Hülle wurde in der Stadtkirche zu Coburg beigesetzt.

A. v. Witzleben, Prinz Friedrich Josias von Coburg-Saalfeld. Berlin 1859. 3 Bde.