Zum Inhalt springen

ADB:Wladislaus II.

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wladislaw, Herzog von Oppeln“ von Karl Siegel. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 698–699, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wladislaus_II.&oldid=- (Version vom 7. Oktober 2024, 11:55 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Wladislaw
Nächster>>>
Wnuck, Karl von
Band 43 (1898), S. 698–699 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Wladislaus II. (Oppeln) in der Wikipedia
Wladislaus II. in Wikidata
GND-Nummer 120053977
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|43|698|699|Wladislaw, Herzog von Oppeln|Karl Siegel.|ADB:Wladislaus II.}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=120053977}}    

Wladislaw (Wladyslaw), Herzog von Oppeln, † am 8. Mai 1401. Er war der Sohn Bolko’s II. und Elisabeth’s, der Tochter Bernhard’s von Schweidnitz[WS 1], und folgte seinem Vater am 21. Juni 1356 zugleich mit seinem Bruder Bolko III. in der Regierung. Seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu den drei großen Königen des europäischen Ostens, zu Kasimir von Polen, Ludwig I. von Ungarn und Karl IV. von Böhmen[WS 2], schienen ihm schon im voraus die vermittelnde und diplomatisirende Stellung anzuweisen, zu der ihn seine Naturanlage vor allem befähigt hatte. Er war kein überragender Geist, der Personen und Zustände immer richtig geschätzt hätte, aber ein viel gewandter und stets geschäftiger Mann. Seinen eigenen Vortheil machte er, wie billig, zum Mittelpunkt seiner Pläne, aber seine reale Macht und sein Einfluß waren zu klein, um die größeren Mächte dauernd an eine Combination zu fesseln, die sich nicht vollständig mit ihrem Interesse deckte. Dazu kam noch, daß er es mit der Wahrheit nicht allzu genau nahm und daß es ihm an Selbstaufopferung fehlte, um für seine Gedanken persönlich etwas zu wagen. Aus solchen Gründen scheiterte vor allem sein großer Plan aus dem Jahre 1391, Polen zwischen dem Deutschen Orden, Brandenburg und Ungarn zu theilen und Jagiello auf Litthauen zu beschränken. Größeren Erfolg hatte W. mit seiner diplomatischen Kunst dann, wenn es sich nicht um Dinge handelte, die ihn unmittelbar berührten. Da kamen seine Fähigkeiten wohl zur Geltung, und er erntete Anerkennung von allen Seiten. – Seine Wirksamkeit gehört zum größten Theile der außerdeutschen Geschichte an. Schon vor seinem Regierungsantritt kam er an den Hof des ungarischen Königs, der ein Schwager seines Oheims mütterlicher Seite war. Dort wußte er sich bald eine angesehene Stellung zu erringen, und später charakterisirt einmal Ludwig seine Stellung, indem er ihn procurator, actor, factor, negotiorum gestor, nuncius et sindicus specialis nennt. Im Dienste Ludwig’s suchte er 1362 ein Bündniß zwischen Ungarn, Polen und den österreichischen Herzögen gegen Karl IV. zu Stande zu bringen, als dieser die Mutter Ludwig’s beleidigt hatte. Das Bündniß zerfiel sehr bald; für W. entsprang jedoch daraus der practische Erfolg, daß Karl IV. die Gewandtheit des Herzogs schätzen lernte. Da es ihm viel darauf ankam, in der Nähe des ungarischen Königs eine ergebene und zuverlässige Persönlichkeit zu haben, so verzieh er nicht nur seinem ungetreuen Vasallen, sondern gewährte ihm auch die Vergünstigung, bei etwaigem Mangel männlicher Nachkommen Oppeln auch auf seine Töchter zu vererben (1367). W. erwies sich dem luxemburgischen Hause dankbar: bei den Verhandlungen, die schließlich zur Vermählung Sigismund’s mit Maria, der Tochter Ludwig’s I. führten, suchte er auf jede Weise diese Verbindung zu fördern und gerieth sogar in persönlichen Streit mit Stephan von Baiern, der dies zu hintertreiben suchte: Groß waren die Ehren, die ihm in der Folge zu Theil wurden, und seinen Besitz wußte er gewaltig zu vermehren. Von Ludwig wurde er zum Reichspalatin und Grafen von Preßburg gemacht. Als Kasimir der Große starb, war W. eifrig bestrebt, Ludwig den Weg zum polnischen Throne zu ebnen. Von Kasimir hatte W. die Länder an der oberen Warthe erhalten, Ludwig bestätigte sie ihm und erhob sie zu einem selbständigen Herzogthum mit Wielun als Hauptstadt. 1372 ernannte ihn Ludwig zum Gubernator der russischen Provinzen, d. h. des östlichen Galiziens, in der Absicht, diese Länder von Polen loszulösen und mit Ungarn zu vereinigen, [699] wenn sich die Verbindung Polens und Ungarns nicht aufrecht erhalten ließe. Hier entfaltete W. eine segensreiche Wirksamkeit, indem er für die Colonisation des Landes sorgte und den deutschen Kaufleuten große Handelsvortheile verschaffte. 1374, als sein Wirken daselbst wegen des Widerstandes der Polen unangebracht zu sein schien, gab ihm Ludwig Dobrzyn und Kujawien. Außerdem hatte der Herzog in Schlesien bedeutende Gebiete erworben. Aber mit dem Tode des Ungarnkönigs im J. 1382 trat für ihn eine Wendung des Glückes ein. Zwar erwarb er noch 1383 durch einen Vertrag mit seinem Neffen das Bisthum Posen „zu rechter Vormundschaft“ auf vier Jahre, zwar trat ihm Wenzel noch 1387 Namslau ab, aber seine Stellung in Polen wurde immer mehr gefährdet. Obwol er selber und zwar in treulosester Weise, für die Wahl Jagiello’s zum polnischen Könige gewirkt hatte, so war doch der Gegensatz zwischen Beiden nicht zu überbrücken, denn die Polen wollten Feudalherzogthümer, so wie sie W. besaß, nicht dulden. Nachdem bereits 1389 der Herzog den vergeblichen Versuch gemacht hatte, sich Krakaus zu bemächtigen, brach der Krieg mit Jagiello aus, als W. Theile seiner polnischen Besitzungen an den Deutschen Orden verpfändete. Als der polnische König im Verlauf des Kampfes auch Oppeln belagerte, das von den Neffen des Herzogs gehalten wurde, ließen sich diese zu einem Vertrag herbei, in dem sie versprachen, die außerschlesischen Besitzungen ihres Oheims nicht zu vertheidigen (1396). Zur selben Zeit hatte W. Streitigkeiten mit den Markgrafen von Mähren. Im J. 1390 hatte er Jägerndorf an Jost von Mähren verkauft; Markgraf Procop brandschatzte das Gebiet von Oppeln, und wahrscheinlich ist es die Folge hiervon, daß W. 1397 von dem Verkauf zurücktritt. Zu alledem kam noch eine große Schuldenlast, in die sich der Herzog wahrscheinlich wegen seines Neffen, Johann Kropidlo, gestürzt hatte. So war dann der Lebensabend des Herzogs düster und traurig, und sein Tod löschte die Spuren seines Wirkens sehr bald hinweg.

Caro, Geschichte Polens II u. III. – Grünhagen, Geschichte Schlesiens I. – Grünhagen u. Markgraf, Lehns- u. Besitzurkunden Schlesiens. – Dlugoß, Historia Polonica. – Mart. Cromerus, De origine et rebus gestis Polonorum. – Aug. Mosbach, Gefangennahme des Bischofs von Kujawien u. s. w. (Zeitschr. d. Vereins f. Gesch. u. Alterthum Schlesiens VII).
Karl Siegel.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Bernhard von Schweidnitz, Sohn des Herzogs Bolko I. von Schweidnitz-Jauer.
  2. Sein Onkel Heinrich II. mütterlicherseits war mit einer Schwester Ludwigs I. verheiratet, deren gemeinsame Tochter Anna wurde die dritte Ehefrau Karls IV.