ADB:Wladislaw
Herzog Heinrich’s II., des „Frommen“, der in der Mongolenschlacht bei Wahlstatt (9. April 1241) gefallen, aus der Ehe mit Anna, Tochter K. Ottokar’s I. von Böhmen, erlangte W. schon im Knabenalter als Verwandter des przemyslidischen Königshauses in den Anfängen der Herrscherzeit K. Ottokar’s II. (1256) als namhafte Pfründe die Propstei von Wischegrad, mit welcher die Kanzlerschaft für Böhmen verbunden war. Im December 1266 starb sein älterer Bruder Herzog Heinrich III. der „Weiße“, an Gift, wie es heißt, und ließ einen unmündigen Sohn Heinrich IV., den „Redlichen“, zurück, dessen Vormundschaft als Regent des Herzogthums W. als Jüngling übernahm. Vorher waren jedoch der Bischofssitz von Passau durch den Tod Otto’s von Lonsdorf (9. April 1265) und das Salzburger Erzbisthum durch den Rücktritt Erzbischof Ulrich’s (A. D. B. XXXIX, 233) erledigt worden. W., noch jung an Jahren, hatte unter der Leitung des Domherrn Peter von Breslau seine höheren Studien in Padua gemacht. Da K. Ottokar II. an dem neuen Papste Clemens IV. einen womöglich noch größeren Gönner als an dessen Vorgänger Urban IV. besaß, so gelang es der vorschauenden Politik des Böhmenkönigs, die beiden für sein deutsches Herrschaftsgebiet so wichtigen Hochkirchen Persönlichkeiten zuzuwenden, die ihm befreundet und ergeben waren. Zunächst postulirte – gewiß auf seine Anregung hin – das Passauer Domcapitel den schlesischen Prinzen W., der auch thatsächlich den 22. April 1265 als Bischof von Passau seine Stellung antrat. Da sich jedoch der römische Stuhl die Besetzung des Salzburger Erzbisthums vorbehalten hatte, und es dem Böhmenkönige daran lag, beide Bischofssitze in seinem Sinne besetzt zu wissen, anderseits die Salzburger Domherrn selbst um die Ernennung Wladislaw’s bei dem Papste ersuchten, so ernannte P. Clemens IV. den kurz vorher in Passau untergebrachten W. zum Erzbischof von Salzburg (10. Nov. 1265) und Peter von Breslau gelangte auf den Passauer Bischofsstuhl. Daß W. damals noch nicht das canonische Alter erreicht hatte, erhellt aus der bezüglichen Dispens des Papstes. Diese Vorgänge hatten einen verheerenden Krieg des Böhmenkönigs mit dem Baiernherzog Heinrich II. zur Folge, da der Wittelsbacher dies Eingreifen Ottokar’s II. in die Angelegenheiten beider Hochkirchen mit scheelem Auge ansah. Die blutige Fehde hatte erst mit dem Rieder Frieden (1267) ein Ende.
Wladislaw (Ladislaus), Herzog von Breslau, Erzbischof von Salzburg, † am 24. April 1270. Als jüngster Sohn[697] Der neue Erzbischof von Salzburg ließ es an bestem Willen, die seit Jahren arg zerrütteten Zustände der genannten Hochkirche zu ordnen, nicht fehlen. Am 11. Juni 1267, bald nach Beendigung der Wiener Legatensynode (12. Mai), deren Beschlüsse der Salzburger Metropole und dem Prager Bisthum zur Verlautbarung und Beobachtung überwiesen erscheinen, ließ sich W. vom Passauer Bischof unter Assistenz der Bischöfe von Freising, Regensburg und Chiemsee zum Priester und am 12. Juni zum Bischof weihen. Durch Bereisungen seines großen Sprengels, gerechte und billige Anordnungen, Wiederherstellung der Besitzrechte seiner Hochkirche, Gründungen von Pfarren u. s. w. erwarb er sich in kurzer Zeit Achtung und Vertrauen. Am 4. Juli 1267 gründete W. zu Laufen im Salzburgischen eine haftungspflichtige Schiffergilde von 27 verehelichten Bürgern, die das ausschließliche Schiffsrecht als Mannslehen genossen, und 1268 schloß er mit Herzog Ulrich III. von Kärnthen eine Uebereinkunft, die der Münzfälscherei das Handwerk legen sollte. In der Fehde der Görzer Grafen mit ihrem Lehnsherrn, dem Patriarchen Gregor von Monte Longo spielte W. eine wichtige, vermittelnde Rolle. Als nämlich der Patriarch am 20. Juli 1267 von den Gegnern in schmähliche Haft gebracht wurde, begab sich, jedenfalls im Einvernehmen mit K. Ottokar II., W. nach dem Süden, und Graf Albert von Görz sah sich bald zur Erklärung gedrängt, daß er sich dem Schiedsspruche des Böhmenkönigs und Salzburger Erzbischofs unterwerfe und dem Patriarchen volle Genugthuung zu leisten gewillt sei. Den 25. August wurden zu Görz dem Erzbischof W. die Schlösser Görz und Karlsberg als Unterpfänder für die Erfüllung dieser Züge eingeantwortet. W. hatte aber nicht bloß als Erzbischof von Salzburg viel zu schaffen, er mußte auch als Regent für die Angelegenheiten des Breslauer Herzogthums aufkommen, wohin er sich 1268 anläßlich der Heiligsprechung seiner (1243 gestorbenen) Großmutter Hedwig, aus dem Hause Andechs-Meran, Wittwe Herzog Heinrich’s I. von Schlesien und Kleinpolen, – begab. Diese Feier fand den 17. August bei Anwesenheit K. Ottokar’s II. und schlesischer Fürsten statt. W. bezog seit dem Ableben des Breslauer Bischofs Thomas I. (Kozlovaroga, † 1267) als päpstlicher Legat (1266) die Einkünfte des Bisthums, obschon der Neffe des Verstorbenen Thomas II. (Zaremba) bereits zum Bischof von Breslau ausersehen war; ja es ist aus den Breslauer Bisthumsurkunden sichergestellt, daß W. 1268 förmlich zum Bischof postulirt wurde und bis zu seinem Tode nicht nur als Erzbischof von Salzburg und Regent des Breslauer herzogthums, sondern auch als Bischof von Breslau zu gelten hat, so daß Thomas II. erst dann das von ihm bis dahin bloß verwaltete Bisthum förmlich antrat. W. war als Breslauer Regent und „Herzog“ bestrebt, die Rechtszustände aufrecht zu halten. Wir finden von verschiedenen Quellen, so auch von Ottokar’s Reimchronik, behauptet, er sei in Schlesien von seinen „ungetreuen Vettern“ vergiftet worden, sei dann siechen Leibes nach Salzburg zurückgereist und hier (27. April 1270) gestorben. Das Ganze leidet an gewissen Unwahrscheinlichkeiten und erinnert auffällig an das Ableben seines älteren Bruders Heinrich III., abgesehen davon, daß eine zeitgenössische Hauptquelle die Ann. S. Rudberti Salisburg. seines Todes ohne weitere Angabe gedenken, und Johannes Victor. (I, 10) die Angabe von der angeblichen Vergiftung „durch Verwandte“ mit einem vorsichtigen „wie man sagt“ begleitet. Vielleicht hat das rasche Ableben des jungen Mannes bald nach seiner Rückkehr von Breslau und anderseits seine Stellung als „Herzog“ von Breslau die Veranlassung zu diesem Histörchen gegeben.
- Ann. S. Rudberti Salisburg. – Ottokar’s Reimchronik, cap. 71. – SS. rer. Siles., h. v. Stenzel, I ff. – Stenzel, Urkb. z. Gesch. des B. Breslau (1845) und Gesch. Schlesiens, I (1853) – Grotefend, Stammtafeln [698] der schles. Fürsten (1875). – Zauner, Salzb. Chronik, I. – A. Pichler, Salzburgs Landesgesch. (1865). – Muchar, Gesch. des Hzgth. Steiermark, V. Bd. – Lorenz, Deutsche Gesch. des 13. u. 14. Jahrh., I. – Emler, Regesta Boemiae et Moraviae (1882). – Palacky, Gesch. Böhmens, I.