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ADB:Wolf, Adam

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Artikel „Wolf, Adam“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 726–728, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wolf,_Adam&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 05:03 Uhr UTC)
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Wolf: Adam W., österreichischer Universitätslehrer und Geschichtsschreiber, geboren am 12. Juli 1822 zu Eger in Böhmen, † am 25. October 1883 in Graz. Aus der Heimathstadt, wo er das Gymnasium vollendet, begab sich der 17jährige W. im Studienjahre 1839/40 an die Prager Universität, wo er die philosophischen Curse besuchte und das juridische Studium begann. Er vollendete letzteres 1846, wurde zum Doctor der Philosophie promovirt und erlangte die [727] Stellung eines Präfecten an der theresianischen Ritterakademie, welche ihm den nöthigen Halt darbot, um sich für die Docentur der österreichischen Geschichte vorzubereiten. Im J. 1850, das die große innere Krise (1848–1849), von W. in der Reichshauptstadt miterlebt, abschloß, wurde W. Privatdocent. Dem gleichen Jahre gehört auch seine erste gedruckte wissenschaftliche Arbeit, „Die Geschichte der pragmatischen Sanction“ an. 1852 zum außerordentl. Professor der allgemeinen und österreichischen Geschichte an der Ofener Universität ernannt, wirkte W. als solcher in Transleithanien bis 1856. Unter Vorbehalt seiner akademischen Thätigkeit übernahm dann W. 1857 die Stelle eines Studienleiters bei den Töchtern Erzherzog Albrecht’s und wurde zu diesem Behufe auf unbestimmte Zeit als Professor (1859) beurlaubt. In die Zeit des Wiener Aufenthaltes fallen die akademischen Publicationen: „Der Wiener Hof in den Jahren 1746–1748, nach den Relationen des preußischen Gesandten Grafen Podewils“ (1850), „Graf Rudolf Chotek“ (1852) und „Reformationsgeschichte von Eger“ (1851), mit welcher Arbeit W. sein engeres Vaterland bedachte. Schon diese Leistungen kennzeichnen die Lieblingsrichtung Wolf’s; er blieb auch fast ausnahmslos der neueren Geschichte Oesterreichs treu. Die Lebensperiode bis 1865, in welchem Jahre (Ende Febr.) W. nach früherem Rücktritte aus jener Vertrauensstellung und seit 1861 durch den Umschwung der Dinge in Ungarn disponibel geworden, als außerordentlicher Professor der allgemeinen, inbesondere neueren Geschichte an der Grazer Universität unterkam, ist abgesehen von Aufsätzen, die sich theils in den Sitzungsberichten, theils im Archive f. K. oe. G. und im Notizenblatt der Wiener Akad. d. W. und im Jahrbuch f. vaterländische Geschichte (1861) abgedruckt finden, durch eine Reihe selbständig veröffentlichter Werke bedeutsam, in denen sich vor allem die Vorliebe Wolf’s für die Charakteristik staatlicher Zustände in einem epochemachenden Zeitraum, des bezüglichen Hoflebens und vor allem für das Entwerfen biographischer Zeitgemälde kundgibt. Den Reigen eröffnet „Oesterreich unter Maria Theresia“ (1855), dann folgen „Aus dem Hofleben Maria Theresia’s“ (1858; 2. A. 1859) und das, die gewandte und glatte Feder Wolf’s besonders charakterisirende Buch „Marie Christine, Erzherzogin von Oesterreich“ (2 Bde., 1862). 1867 wurde W. ordentlicher Professor seines Faches und wirkte in dieser Stellung (1869–1875 überdies als Mitglied des steiermärkischen Landesschulrathes) und 1870–1871 als Decan seiner Facultät, ununterbrochen bis Februar 1880, in welchem Jahre er die Leitung der Theresianischen Ritterakademie übernahm. Er kehrte jedoch schon 1881 (6. April von dieser Stellung enthoben) zu seiner Grazer Professur zurück. Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften hatte ihn bereits 1870 zum correspondirenden, 1873 zum wirklichen Mitgliede gewählt. Bald nach seiner Rückkehr von Wien meldeten sich jedoch die Anzeichen eines schweren Leidens, dem er – vor kurzem erst vermählt, im 61. Lebensjahre erlag. Den Zeiten des Grazer Beruflebens 1865–1880 gehören die bedeutendsten Monographien Wolf’s an, abgesehen von seinem Antheile an dem von Frh. v. Helfert herausgegebenen Werke „Oester. Geschichte f. d. Volk“, dessen 14. Bd. – die Epoche von 1805–1811 – aus seiner Feder (1866) erschien, und mehreren akademischen Publicationen, deren eine, die „Selbstbiographie Christophs von Thein (1453–1516)“, vom J. 1876, die einzige Publication ist, in welcher sich W. dem Mittelalter nähert. – Den Anfang macht ein Hauptwerk für die erste Hälfte der Regierung K. Leopold’s I.: „Fürst Wenzel Lobkowitz (1659–1677)“, 1869; dann folgte 1870 „die Aufhebung der Klöster in Innerösterreich“, vorzugsweise nach den Acten des Grazer Statthaltereiarchivs, als ein Beitrag zur Geschichte des Josephinismus, 1873 das Buch über „Lukas Geizkofler“ als Bearbeitung der Selbstbiographie dieses interessanten Zeugen der wechselnden Geschicke des Protestantismus in Tirol (1550–1620), 1875 das [728] Lebensbild „Fürstin Eleonore Liechtenstein, 1795–1811“, nach ihren Briefen und Memoiren, und 1878–1880 die besonders gelungenen „Geschichtlichen Bilder aus Oesterreich“, 2 Bde. Der erste versucht das Zeitalter der Reformation auf dem Boden Oesterreichs (1526–1648) im allgemeinen und durch 7 Lebensskizzen zu veranschaulichen, während der zweite in gleicher Weise in einer allgemeinen Charakteristik das Zeitalter des Absolutismus und der Aufklärung (1648–1792) 6 biographische Zeitgemälde und verschiedene typische Erscheinungen aus dem Leben der Städte und der Bürgerschaft anreiht. – Noch in der Schlußzeit seines Lebens war W. mit der Bearbeitung einer Monographie für die Oncken’sche Weltgeschichte und zwar über „Oesterreich unter Maria Theresia, Joseph II. und Leopold II.“ (1740–1792) beschäftigt. Ueber die zweite Lieferung brachte es der Leidende nicht hinaus; die Vollendung des Begonnenen wurde seinem jüngeren Berufsgenossen Hanns v. Zwiedineck anvertraut und von ihm abgeschlossen. Aber auch in anderer Richtung erwies sich der vielseitige, feinfühlige und formgewandte Historiker thätig. Mit seiner Heimath verknüpfte ihn das Buch „Volkslieder aus dem Egerlande“ (1869) und dem Andenken des Malers Blaas ist die Herausgabe seiner Selbstbiographie gerecht geworden (1876).

H. v. Zeißberg, im Almanach der Kais. Akad. d. Wiss. Jahrg. 1884. – Krones, Gesch. d. K. F. Univ. in Graz, 1886. – Wurzbach, Lexikon, 57. Bd. 1889.