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ADB:Wurda, Josef

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Artikel „Wurda, Joseph“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 44 (1898), S. 322–323, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wurda,_Josef&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 03:31 Uhr UTC)
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Wurda: Joseph W., Tenorist und Theaterdirector, wurde am 11. Juni 1807, nach anderen 1802, in Raab in Ungarn als Sohn eines wohlhabenden Lederfabrikanten geboren. Als solcher sollte er den Beruf des Vaters fortsetzen und wurde deshalb nach beendigter Lehrzeit auf die Wanderschaft geschickt. In Leoben, wo er den Winter verbringen wollte, wurde der Regens chori der dortigen Domkirche auf die Schönheit seiner Stimme aufmerksam und bot ihm an, ihn unentgeltlich für den Kirchengesang auszubilden. Indessen rief ihn der Vater, bevor er sich entschieden hatte, in die Heimath zurück, wo er in dem väterlichen Geschäfte thätig sein mußte. Nebenbei sang er in der Kirche und in dem Hause des Domherrn Sztankovics, in dem ihn der k. k. Hoftrompeter Anton Khayll aus Wien kennen lernte. Khayll machte nach seiner Rückkehr nach Wien dem Administrator der Wiener Hofoper, dem Grafen Gallenberg, Mittheilung über den von ihm entdeckten Tenor. W. wurde nunmehr eingeladen, in Wien Probe zu singen, und erhielt von Konradin Kreutzer Gesangunterricht. Nach [323] kurzer Zeit betrat er als Licinius ins der Vestalin die Bühne und erzielte bei diesem Debut einen solchen Beifall, daß der Italiener Cicimara sich seiner annahm und seine weitere gesangliche Ausbildung leitete. Da jedoch ein Engagement in Wien nicht zu Stande kam, entschloß sich W. die Vermittlung des Berliner Hoftheaterintendanten, des Grafen Brühl, anzunehmen und mit ihrer Hülfe um ein Engagement an der Hofbühne zu Neu-Strelitz nachzusuchen. Er wirkte an ihr in den Jahren 1830–1836 und wurde bald der Liebling des dortigen Publicums. Nachdem er bereits im J. 1834 in Hannover mit Erfolg gastirt hatte, versuchte er sich auf Anregung Friedrich Ludwig Schmidt’s auch in Hamburg und trat nach Ablauf seines Strelitzer Contractes unter glänzenden Bedingungen zu der Hamburger Bühne über, an der er bis zum Jahre 1847 als erster Tenorist, verehrt und geliebt vom Publicum, thätig war. Als um diese Zeit das Stadt- und Thaliatheater vereinigt werden sollten, bot man W., der sich bereits zu einem mehrmonatlichen Gastspiel für Neu-Strelitz verpflichtet hatte und dorthin überzusiedeln gedachte, da ihn der Großherzog lebenslänglich engagirt hatte, die Direction des Hamburger Stadttheaters an, die er zuerst mit Baison, dann in den Jahren 1848–1849 allein und seit dem 22. März 1849 gemeinsam mit C. S. Maurice zum Theil unter schwierigen Verhältnissen und ohne rechte eigene Initiative bis zum Jahre 1854 fortführte, in dem er durch Bankerott zum Rücktritt von der Theaterleitung gezwungen wurde. Seitdem zog er sich von der Bühne zurück, blieb aber in Hamburg wohnen, wo er erst am 27. April 1875 starb. – W. verfügte über eine ebenso umfangreiche als geschmeidige Stimme und wußte mit ihr nicht nur zu glänzen, sondern auch zu erwärmen und zu rühren. Berlioz, der ihn im J. 1848 bei Gelegenheit eines von ihm im Hamburger Stadttheater veranstalteten Concerts hörte, rühmte ihn als „un ténor, doué si non d’une voix exceptionelle, au moins de goût et de métode.“ Namentlich eignete er sich für lyrische Partien, sodaß es ihm gelang, Bellini’s Opern in Norddeutschland einzubürgern. Doch interessirte er sich auch lebhaft für Wagner und sang z. B. Rienzi in der ersten Aufführung in Hamburg am 21. März 1844, die Wagner selbst einstudirt hatte und dirigirte. Seine Kunst suchte er durch das Ertheilen von Gesangunterricht auf andere fortzupflanzen, und gleichzeitig versuchte er sich als Liedercomponist. Unter anderen hat er auch das Becker’sche Rheinlied: „Sie sollen ihn nicht haben“, gleich nach dem Erscheinen in Musik gesetzt.

Vgl. Ed. Devrient, Geschichte der Deutschen Schauspielkunst. Leipzig 1874. V, 7. – Almanach der Genossenschaft deutscher Bühnen-Angehöriger. Hrsg. von Ernst Gettke. 4. Jahrg. 1876. Berlin o. J. S. 106, 107. – Wurzbach LVIII, 274, 275. – F. L. Schmidt, Denkwürdigkeiten. Hamburg 1875. II, 312, 321, 322, 366. – H. Uhde, Das Stadttheater in Hamburg. Stuttgart 1879. Register.