Zum Inhalt springen

ADB:Ziegler, Johann Gotthilf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ziegler, Johann Gotthilf“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 182–183, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ziegler,_Johann_Gotthilf&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 22:55 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Ziegler, Johann
Band 45 (1900), S. 182–183 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Gotthilf Ziegler in der Wikipedia
Johann Gotthilf Ziegler in Wikidata
GND-Nummer 131461869
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|45|182|183|Ziegler, Johann Gotthilf|Robert Eitner|ADB:Ziegler, Johann Gotthilf}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=131461869}}    

Ziegler: Johann Gotthilf Z., ein tüchtiger Organist, geboren zu Dresden 1688, zeigte schon in früher Jugend bedeutende Anlagen zum Musiker. Er bezeichnet sich selbst als einen Schüler Sebastian Bach’s, ohne daß wir näheres darüber erfahren, wo und wann er des nur wenig älteren Meisters Unterricht genossen hat. Compositionsunterricht nahm er bei Theile in Naumburg. Um 1715 studirte er in Halle Theologie und Jurisprudenz. Kirchhoff, bei dem er wohl auch eine Zeitlang Unterricht genossen zu haben scheint, stellte ihm bereits 1716 das Zeugniß musikalischer Reife aus. Im Jahre 1718 zeigte er ein Werk über den Generalbaß an. Treffliche Nachrichten enthält eine Eingabe an den Stadtrath von Halle aus dem Jahre 1746, in der er sich um die durch Kirchhoff’s Tode erledigte Organistenstelle an der Liebfrauenkirche bewarb, die er aber nicht erhielt. Er erwähnt darin, daß er nach seinem Lehrer Sebastian Bach „nicht nur so obenhin, sondern nach dem Affect der Worte spiele“, daß er vier Jahrgänge Kirchenmusik componirt habe, zu denen er theilweise selbst die [183] Gedichte gemacht, daß er ferner um 1736 zu Zerbst eine Leichenmusik zu hochfürstlichem Begräbniß geschrieben und anderes mehr. Zur Zeit, als er diese Eingabe schrieb, befand er sich als Organist an der St. Ulrichskirche in Halle. Wann er diese Stelle erhielt, ist bisher noch unbekannt, jedoch findet sich auf einem Manuscript der königlichen Bibliothek zu Berlin, welches eine theoretische Arbeit von ihm enthält, die Notiz, daß er schon 1720 daselbst angestellt war. Ferner erwähnt er in obiger Eingabe, daß ihm das Kirchencollegium an St. Ulrich eine Gehaltserhöhung von 50 Rthlr. freiwillig angeboten habe, damit er an ihn ergangene Berufungen an andere Orte ausschlagen solle. Trotz alledem fiel er bei der Wahl durch und Friedemann Bach, der älteste Sohn Sebastian’s, erhielt die Stelle. Wann sein Tod eintrat, ist nicht bekannt, ebenso wenig scheint sich etwas von seinen Compositionen erhalten zu haben. Die oben bereits erwähnte Abhandlung „Kurzer Unterricht von der musikalischen Composition“, 16 Bl. in Fol. [kgl. B. Berlin 21] ist das Einzige, was ich nachweisen kann. Das Manuscript beginnt mit einem zweistimmigen Satze im Hexachord, zuerst in Consonanzen, dann mit Dissonanzen. Darauf werden Beispiele zu den größeren Intervallen wie Terz, Quart, Quint u. s. w. gegeben, dann folgt ein zwei Seiten langer Tonsatz für Oberstimme und bezifferten Baß, der alle Regeln über den Secunden-, Terzen-, Quartenschritt u. s. w. und über Consonanzen und Dissonanzen zusammenfaßt. Jetzt folgen Regeln mit Beispielen über den dreistimmigen Satz, der in ähnlicher Weise wie der vorhergehende durchgenommen wird. Den Schluß dieser Abtheilung bilden drei Blätter mit Beispielen zu Cadenzen im dreistimmigen Satze. Der nächste Abschnitt behandelt die Fuga perfecta und imperfecta. Eine Fuga perfecta behandelt das Thema nach festen Gesetzen, nämlich, beginnt das Thema mit dem Grundtone, so steht die Antwort in der Quint, beginnt aber das Thema mit der Quint, so muß die Antwort mit dem Grundtone beginnen. Die Fuga imperfecta dagegen ist keiner bestimmten Ordnung unterworfen, sondern kann nach Belieben das Thema behandeln. Zu beiden Arten folgen dann Beispiele. Aus dieser kurzen Darstellung einer früheren Theorie wird man ersehen, wie gering die Einsichten waren, die ein Lehrer dem Schüler beizubringen hatte und doch, wie lang war der Weg, ehe der Schüler sich damit zum Componisten emporschwang!

Walther’s und Gerber’s Musik-Lex. – Chrysander’s Jahrbücher II, 241.