Abschied (Anton Ohorn)
Die Bäume entlaubt des Herbstes Kuß;
Kühl weht sein Odem über den Fluß;
Da gleitet bei trüber Morgengluth
Ein Nachen durch die stille Fluth.
Die Letzte des alten Stammes, hinaus
In fremde Fernen, Gott weiß wie weit,
Die treue Zofe als einzig Geleit.
Am andern Ufer legt der Kahn
Hier wendet die blonde Maid den Blick
Noch einmal zum Hause der Väter zurück.
Dort drüben liegt’s so still und müd;
Der Morgenschein an den Mauern glüht
Nach Süden schweigende Vögel ziehn.
„Du Stätte, wo meine Wiege stand,
Wo ich der Jugend Freuden fand,
Wo meiner Ahnen Asche ruht.
Ihr Wandervögel, gegrüßt seid mir!
Ich hab’ keine Heimath, gleich wie ihr;
Auf den Himmel, der euch das Nest wird baun,
Muß auch das Waisenkind vertraun.“
„Ihr geht nicht allein ins fremde Land;
Es schlägt für Euch in Lust und Schmerz
Getreu bis zum Tode mein armes Herz.“
Die Jungfrau zieht in Wehmuth und Lust
Aus ihrer Wimper quillt’s heiß hervor …
Die Wellen murmeln, es rauscht das Rohr.
Anton Ohorn.