Amalie Schoppe (Schindel)

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Textdaten
Autor: August von Schindel
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Titel: Amalie Schoppe
Untertitel:
aus: Die deutschen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts. Zweiter Theil, M-Z,
S. 272–278
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1825
Verlag: F. A. Brockhaus
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Erscheinungsort: Leipzig
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[272] Schoppe (Amalie Emma[1]), geb. Weise, geb. den 9. October 1791 zu Burg, auf der Insel Fehmarn, im baltischen Meere, Tochter des späterhin in Holstein als Physicus angestellten Doctors der Medicin und Chirurgie F. W. Weise, äußerte schon in der frühesten Jugend Anlagen zur Poesie; in einem Alter, wo sich sonst kaum die ersten Begriffe entwickelt haben, las sie durch die spärliche Anweisung einer alten Magd lateinische und deutsche Schrift vollkommen gut, und in ihrem 3ten Jahre war es ihre höchste Freude, Gesänge aus dem Schleswig-Holsteinischen Gesangbuche und Weiße’s und Campe’s Kinderfreunde auswendig zu lernen. Ihr liebster Aufenthalt waren die romantischen Ufer der Ostsee, oder einsame Fluren, wo sie sich mit ihrer aufgeregten kindischen Phantasie vergnügte; der frühe Tod ihres von ihr innigst geliebten Vaters erhöhte ihre romantische Stimmung nicht wenig zu einem stillen Ernst, und sie fand im Lesen, Lernen und dem Besuch des [273] Grabes ihres Vaters allein Trost. Sie war erst im 7ten Jahre, als ihr zufällig Bürger’s Gedichte in die Hände fielen, sie wurden von ihr fast verschlungen; – bei ihrem ausgezeichneten Gedächtniß prägte sich die Lieblinslecture so ihrem Sinne ein, daß sie sie nicht zu lernen brauchte. – In ihrem 10ten Jahre schrieb sie ihr erstes Gedicht nieder, das aber aufs sorgfältigste von ihr verborgen wurde, um nicht die schon oft erfahrnen Neckereien ihrer Geschwister und Gespielinnen zu erregen; denen sie jedoch nicht entging, als die Dichterin entdeckt wurde. – Durch die Wiederverheirathung ihrer Mutter mit einem sehr begüterten Mann in Hamburg erhielt sie eine überaus sorgfältige und ausgezeichnete Erziehung. Ihr reger Geist nahm mit unendlicher Freude das ihr Angebotene an; jede Art von Wissen hatte Interesse für sie, und sie macht bei ihrem guten Gedächtniß sehr schnelle Fortschritte, so daß die Aeltern auf den Gedanken kamen, sie dem Kreise der Weiblichkeit ganz zu entziehen und ihr mit Hülfe eines Onkels, der Professor auf einer berühmten Universität war, eine gelehrte Bildung geben zu lassen: sie sollte vorzüglich Medicin und Geburtshülfe studiren, um so dem weiblichen Geschlechte eine demselben, von Seiten der Geschicklichkeit betrachtet, vielleicht mehr geeignete Laufbahn zu eröffnen. – Aber wohl zu ihrem Glück unterblieb die Realisirung dieses Plans der Aeltern durch äußere Veranlassungen, ohne daß jedoch der zu diesem Zweck eingeleitete Unterricht unterbrochen wurde. – Unter allen Wissenschaften zog sie keine so sehr als die Geschichte, unter allen Künsten keine mehr als die Malerei an. In beiden [274] machte sie nicht unbedeutende Fortschritte; über letztere las sie die besten Werke der deutschen und ausländischen Sprachen, die sie verstand; um sich einen gebildeten Kunstgeschmack zu erwerben, suchte sie sich auch selbst in einer kleinen Malerakademie, der ein sehr geschickter Lehrer vorstand, in der Zeichenkunst nach guten Regeln zu üben. – Die Musik hatte einen zu mächtigen Einfluß auf sie und versetzte sie in eine Art von Melancholie, daher betrieb sie dieselbe bei vielen Anlagen nur als Studium. – Unter den geschichtlichen Werken, die sie las, gewann sie ganz besonders die alten Chroniken lieb, die sie sich von der vortrefflichen Stadtbibliothek in Hamburg zu verschaffen wußte. Die fast stete Beschäftigung mit dieser Lecture hatte einen sehr nachtheiligen Einfluß auf ihre Seele, und sie hatte bei ihren spätern Versuchen in Prosa fast unübersteigliche Hindernisse zu bekämpfen. Alles dies waren Beschäftigungen ihrer frühern Jugendjahre, wo sie gegen alle andere dem weiblichen Geschlechte sonst eigenthümliche, als, nach ihren Gedanken, ihrer unwürdig, eine große Abneigung fühlte, so sehr auch eine treffliche, vernünftige Mutter sie dazu, neben ihren geistigen Arbeiten, mit großem Ernst anhielt. Als sie aber Verlobte ihres jetzigen Gatten, des in Hamburg angestellten Doctor der Rechte Fr. Hr. Schoppe, mit dem sie sich in ihrem 20sten Jahre 1811 verband, wurde, eignete sie sich mit dem größten Eifer alle Kenntnisse an, die Pflichten ihres künftigen Standes zu erfüllen, erwarb sich unter ihren Freunden und Bekannten den Ruhm der größten Häuslichkeit, Ordnung und Thätigkeit, als redliche Hausfrau und zärtliche sorgende Mutter; und hielt die strenge [275] Erfüllung dieser Pflichten der Weiblichkeit für ihre einzige Tugend, indem sie, keineswegs ihr angeboren, von ihr nur durch Kampf und Selbstüberwindung erworben wurden. – Unter dem Namen Amalie trat sie zuerst in dem von ihrem Freunde Justin Körner u. A. besorgten poetischen Almanach, später im Dichterwalde mit einigen Gedichten auf. – Die günstige Beurtheilungen dieser Versuche gaben ihr Muth zu Beiträgen in andern Sammlungen. – Erst nach dem 20sten Jahre versuchte sie sich auch in prosaischen Aufsätzen, wo sie, wie schon erwähnt, viele Schwierigkeiten zu bekämpfen hatte, wenn schon die ihr angeborne reiche, glühende Phantasie es ihr nie an Stoff fehlen ließ. Ihre besondre Zuneigung für Kinder ließ sie auch einige Jugendschriften versuchen und sich dem Erziehungsgeschäft widmen. Ihre übrigen Arbeiten, meist Gedichte und historische Novellen, sind in verschiedenen vaterländischen Zeitschriften aufgenommen; auch ist ihr von den ersten und besten derselben das Geschäft der Correspondez anvertraut worden, da ihre geselligen und freundschaftlichen Verhältnisse ihr große Erleichterungen in dieser Hinsicht darbieten. – Sie lebt in Hamburg im häuslichen Kreise und in freundschaftlichen Verbindungen, ist Vorsteherin eines Erziehungsinstituts und beschäftigt sich in Mußestunden mit den Wissenschaften. – Einer ihrer neuern Aufsätze über die Möglichkeit, daß aus dem letzten Kriege noch manche deutsche Kriegsgefangene in Rußland leben möchten (auch durch neuere Versicherungen Zurückkehrender bestätiget. Vergl. Abend-Zeit. 1821. Nr. 219 [276] u. 271) zog ihr mancher Unannehmlichkeiten zu, – aber der Erfolg, den dieser Aufsatz hatte, sey welcher er wolle, so verdient der edle Eifer, womit sie trauernden Familien Hoffnungen erwecken wollte, immer innige Achtung, wenn auch ihre guten, menschenfreundlichen Absichten getäuscht wurden. (Vergl. Abend-Zeit. 1820. Nr. 211. 212. 272–274. und Beil. 1821. Nr. 94.)

§. §. Die Abendstunden der Familie Hold, in anziehenden und lehrreichen Erzählungen aus dem wirklichen Leben, ihren Zöglingen von 7–12 Jahren mitgetheilt, mit 12 ausgemalten Kupfern. Hamburg. 1823. 8. (1 Thlr.)

Eugenia, eine Unterhaltungsschrift für die erwachsene weibliche Jugend mit 6 Kpfrn. (von Jury.) Berlin. 1824. gr. 8. (1 Thlr. 18 Gr.)

Anmerk. Proben davon erschienen von ihr früher in Gubitz Gesellschafter unter dem Tit.: Bruchstücke aus dem Leben eines seltsamen Kindes.

Lebensbilder, oder Franziska und Sophie, Roman in Briefen, besonders für Frauen und Jungfrauen. 2 Thle. Leipzig. 1824. 8. (2 Thlr. 18 Gr.)

Aufsätze und Beiträge:

* In Just. Körner’s u. a. poetischen Almanachen, Ged. unter dem Namen Amalia.

* In dessen Dichterwald, Gedichte mit derselben Unterzeichnung.

Im Morgenblatt viele Beiträge, z. B. 1818. Nr. 262. Glück des Glaubens. Nr. 276. Ergebung. Nr. 299. An die Nacht. Nr. 309. Frage im Herbst und Antwort. – 1819. Nr. 26. Großes Leid. Nr. 38. Geistergraun in der Nacht, Stimme der Nacht. – 1820. Gedichte. – 1821. Nr. 45. Geschichte des Grafen Buquoy und seine seltsame Befreiung aus der Bastille.

Correspondenz-Nachrichten aus Hamburg, m. d. Chiffre A. S.

[277] In d. Zeit. f. d. eleg. Welt a. J. 1819. Nr. 67. Sonnet. Nr. 96. Der Kronenfischer, Ged. Nr. 110. Neues Leid und neue Lust. Nr. 177. Irrthum und Vergebung, Erzähl. – 1820. Nr. 145. f. Ueber Flemming. – 1823. Nr. 33. Neues Leid und neue Lust. Nr. 84. Interessante Züge aus dem Leben Heinrich VIII. des Katholischen, Maria und Elisabeth von England. Nr. 148. f. Die Witwe, eine wahre Begebenheit. (Aus den Papieren einer verstorbenen Freundin mitgetheilt.)

Correspondenz-Nachrichten über Hamburg.

In d. Abend-Zeit. Jahrg. 1818. Nr. 298. Der Connetable von Bourbon, Sonnet. Nr. 304. Herbsttrost. Nr. 309. Liebe und Vollendung, aus dem Leben eines Künstlers. – 1819. Nr. 115. Mein Wahlspruch. Nr. 133. Frage und Antwort. Nr. 155. Einige Worte zur Erinnerung an H. W. v. Gerstenbergk. Nr. 180. Festtagskranz. Nr. 185. Nachrichten von Gerstenbergk. Nr. 249. Aquassouv und Knoumquaiha, eine hottentottische Geschichte (nach dem Franz. des Connoisseur.) Nr. 309. Ich bin allein, Ged. – 1820. Nr. 7. Der Tod des Marschall Turenne. Nr. 8. An meine Söhne. Nr. 88. Der Sonntag im Lenze. Nr. 115. Marientrost. Nr. 138. An Frau Elise von Hohenhausen. Nr. 169. An Urda, Werardi und Skulda. Nr. 198. An Gerhard von Kügelgen. Nr. 211. f. Die Rückkehr aus Rußland, eine wahre Geschichte. Nr. 225. Frage und Antwort. Nr. 272. f. Gegenbemerkungen über die Bemerk. d. Aufs. von Nr. 211. u. 212. Nr. 292. Angelika Kaufmann, historische Novelle. – 1821. Nr. 21. f. Maria von Brabant, oder die Gründung des Klosters Fürstenfelde, eine Novelle. Nr. 273. Beim Sturme, Ged. – 1822. Nr. 94. Einige Worte zur Charakteristik Christinens von Schweden.

Im Oppositions-Blatt Jahrg. 1818. Nr. 220. Der Fremdling auf dem Kirchhofe in Weimar, ein Epigr.

In Gubitz Gesellschafter. Jahrg. 1819. Nr. 10. Gnome. Nr. 106. Der späte Herbst. Nr. 163. Beispiel außerordentlicher Stärke. – 1820. Nr. 201. Das was [278] bleibt, Ged. – 1823. Nr. 81. Urba, Werandi und Skulda (die Nornen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) Ged.

Im Taschenbuch d. Wintergarten a. J. 1821. Elisabeth, Prinzessin von Taraconew, eine wahre Geschichte.

In Kind’s Muse 1821. 2ter Jahrg. Die Mondnacht von Solothurn. – 1822. Vera’s größter Tag, histor. Skizze. Rudolf von Erlach.

Im Taschenb. der Liebe und Freundschaft a. J. 1822. S. 203. Theolinde, historische Novelle. S. 241. Trost, Ged. Festtagskranz.

In Philippi’s Merkur a. J. 1823. Nr. 43. f. Ein paar seltsame Criminalfälle.

In d. Wiener Zeitschrift f. Kunst, Literatur. u. s. w. a. J. 1823.

Im Weimar. Mode-Journ. a. J. 1823. S. 403. Wie die Bourbons zur spanischen Krone gelangten. S. 430. f. Lourois stirbt an einer Ohrfeige. Nr. 55. f. Der Fremde, eine Erz. Nr. 125. f. Biographie des Frey Lope Felix de Vega Carpio.

Vergl. Raßmann a. a. O.


  1. Raßmann fügt noch den Namen Sophie hinzu, in seiner Gallerie, 2te Fortsetzung (1821.) S. 62, und giebt 1792 als Geburtsjahr an, welches zu berichtigen. Eben so im Pantheon S. 300.