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An die Neffen des Grafen Alessandro von Romena

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Dante Alighieri
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Titel: An die Neffen des Grafen Alessandro von Romena
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aus: Epistolae aus:
Dante Alighieri’s prosaische Schriften mit Ausnahme der Vita Nova, Zweiter Theil.
S. 163–166
Herausgeber: Karl Ludwig Kannegießer
Auflage: {{{AUFLAGE}}}
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1845
Verlag: F. A. Brockhaus
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer: Karl Ludwig Kannegießer
Originaltitel: An die Neffen des Grafen Alessandro von Romena
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Originalherkunft: {{{ORIGINALHERKUNFT}}}
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung: {{{KURZBESCHREIBUNG}}}
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[166]


II. An die Neffen des Grafen Alessandro von Romena.


Dieser Brief ist, wie die Ueberschrift sagt, ein Beileidsschreiben an Oberto und Guido, Grafen von Romena, wegen des Todes ihres Vaterbruders, des Heerführers der Weißen, Alessandro. Troya ( Veltro alleg. S. 96.) führt Alessandro da Romena zu Ende des Jahres 1308 noch als lebend auf. Dagegen werden bei dem Römerzuge Heinrichs VII. 1311 nur die übrigen Grafen Guidi, seine Verwandten, genannt. Aus dieser Zwischenzeit, [167] grade der Zeit, in welcher Dante sich am tiefsten gebeugt fühlte, und in der vermuthlich das Convito und die Schrift de vulgari eloquio entstanden, rührt also dieser Brief her. Ueber das unbekannte Verhältniß des Dichters zu dem Verstorbenen, gibt der Brief, besonders zu Anfange, Aufschluß.


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Diesen Brief schrieb Dante Alighieri an Oberto und Guido Grafen von Romena, nach dem Tode des Grafen Alessandro von Romena, ihres Vatersbruders, ihnen Beileid bezeugend über dessen Ableben.


1. Euer Oheim, der erlauchte Graf Alessandro, der in den jüngst verflossenen Tagen in die himmlische Heimat, von wannen er dem Geiste nach gekommen war, zurückgekehrt ist, war mein Gebieter, und sein Andenken wird mich, so lange ich noch in der Zeitlichkeit lebe, beherrschen; denn seine Großmuth, dem jetzt über den Sternen mit würdigem Lohne reichlich gelohnt wird, machte mich ihm aus eigenem Antriebe seit jahrelanger Vergangenheit ergeben. Diese Tugend war es, die zu allen andern in ihm gesellt, seinen Namen über die Verdienste anderer italienischen Helden verherrlichte. Und was anders sprachen die Banner des Helden als: „Die Geißel, welche die Laster vertreibt, haben wir gezeigt?” Denn silberne Geißeln trug er äußerlich im purpurnen Felde und innerlich einen Geist, der in der Liebe zu den Tugenden die Laster verscheuchte. So klage denn, ja es klage der größeste Stamm in Toskana, der von solch einem Mann erglänzte; klagen sollten seine Freunde sammt seinen Dienern, deren Hoffnungen der Tod nun grausam gegeißelt hat. Unter diesen Letzten klage denn auch ich Aermster, aus der Heimath Verstoßener und unschuldig Verbannter, der, wenn ich meine Unfälle erwog, stets meine Sorgen durch die Hoffnung auf ihn beschwichtigte.

[168] 2. Aber obwohl nach dem Verlust des Körperlichen die Bitterkeit des Schmerzes obwaltet, geht doch, wenn man den Blick auf das uns verbleibende Geistige richtet, dem inneren Auge fürwahr ein süßes Licht des Trostes auf. Denn er, der den Tugenden hienieden Ehre gab, empfängt jetzt von den Tugenden im Himmel Ehre, und der der Paladin des römischen Hofes in Tuscien war, bestralt jetzt als auserkorener Trabant der unvergänglichen Königsburg das himmlische Jerusalem mit den Fürsten der Seligen. Darum ermahne ich Euch, meine werthesten Gebieter, mit bittlichem Zuspruch, daß Ihr Euern Schmerz mäßiget, und dessen, was Ihr für diese Welt verloren, nur gedenket, um darin ein Vorbild Eures Wandels zu finden, damit Ihr in Zukunft, wie er Euch, als die ihm dem Blute nach Nächsten, gerechterweise zu Erben seiner Güter eingesetzt, so auch mit seinen makellosen Sitten Euch bekleiden möget.

3. Schließlich aber vertraue ich noch außerdem Eurer einsichtigen Erwägung, daß Ihr meine Abwesenheit bei dem bevorstehenden thränenreichen Begräbniß entschuldigen wollet. Wahrlich, nicht Lässigkeit ist es noch Undank, die mich zurückhalten, sondern allein die unvermuthete Armut, welche die Verbannung über mich gebracht hat. Sie ist es, die, eine unversöhnliche Verfolgerin, mich der Pferde und Waffen beraubt, in die Höhle ihrer Knechtschaft verstoßen, und den mit aller Kraft sich wiederzuerheben Bestrebten bisher mit Uebermacht grausam festzuhalten nicht abläßt.