Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I/Der goldene Vogel

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Der liebste Roland Anmerkungen zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm I von Johannes Bolte, Jiří Polívka
57. Der goldene Vogel
Der Hund und der Sperling
Für verschiedene Auflagen des Märchens der Brüder Grimm siehe Der goldene Vogel.

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57. Der goldene Vogel. 1856 S. 98.

1812 nr. 57, aus Hessen. – Doch wird dieses Märchen hier (1812) und im Paderbörnischen (1822) auch häufig, wo nicht besser doch älter, mit folgendem Eingang erzählt: Ein König war krank (nach andern blind) geworden, und nichts in der Welt vermochte ihn zu heilen, bis er einstmals hörte (oder es ihm träumte), daß weit davon der Vogel Phönix wäre, durch dessen Pfeifen (oder Gesang) er allein genesen könne. Nun machen sich die Söhne nacheinander auf, und nur in der Menge der verschiedenen Aufgaben, die der dritte Sohn zu bestehen hat, weichen die verschiedenen Erzählungen ab. Das notwendige Pfeifen des Phönix ist hier allerdings besser begründet. Einmal wird auch erzählt, daß der Fuchs, nachdem er den Schuß zuletzt empfangen, ganz verschwindet und nicht zu einem Menschen wird. – Wir haben den Eingang auch folgendergestalt als ein eigenes Märchen vom Dummling (1812 nr. 64, I ‘Die weiße Taube’, von Gretchen Wild 1808) gehört:

Vor eines Königs Palast stand ein mächtiger Birnbaum, der trug jedes Jahr die schönsten Früchte; aber wenn sie reif waren, wurden sie in einer Nacht alle geholt, und kein Mensch wußte, wer es getan hatte. Der König aber hatte drei Söhne, davon ward der jüngste für einfältig gehalten und hieß der Dummling; da befahl er dem ältesten, er solle ein Jahr lang alle Nacht unter dem Birnbaum wachen, damit der Dieb einmal entdeckt werde. Der tat das auch und wachte alle Nacht. Der Baum blühte und war ganz voll von Früchten, und wie sie anfingen reif zu werden, wachte er noch fleißiger, und endlich waren sie ganz [504] reif und sollten am andern Tage abgebrochen werden. In der letzten Nacht aber überfiel ihn ein Schlaf, und er schlief ein, und wie er aufwachte, waren alle Früchte fort und nur die Blätter noch übrig. – Da befahl der König dem zweiten Sohn, ein Jahr zu wachen; dem ging es nicht besser als dem ersten. In der letzten Nacht konnte er sich des Schlafes gar nicht erwehren, und am Morgen waren die Birnen alle abgebrochen. – Endlich befahl der König dem Dummling, ein Jahr zu wachen; darüber lachten alle, die an des Königs Hofe waren. Der Dummling aber wachte, und in der letzten Nacht wehrt er sich den Schlaf ab; da sah er, wie eine weiße Taube geflogen kam, eine Birne nach der andern abpickte und forttrug. Und als sie mit der letzten fortflog, stand der Dummling auf und ging ihr nach; die Taube flog aber auf einen hohen Berg und verschwand auf einmal in einem Felsenritz. Der Dummling sah sich um, da stand ein kleines graues Männchen neben ihm, zu dem sprach er: ‘Gott gesegne dich!’ – ‘Gott hat mich gesegnet in diesem Augenblick durch diese deine Worte’, antwortete das Männchen, ‘denn sie haben mich erlöst. Steig du in den Felsen hinab, da wirst du dein Glück finden.’ Der Dummling trat in den Felsen; viele Stufen führten ihn hinunter, und wie er unten hinkam, sah er die weiße Taube ganz von Spinnweben umstrickt und zugewebt. Wie sie ihn aber erblickte, brach sie hindurch; und als sie den letzten Faden zerrissen, stand eine schöne Prinzessin vor ihm, die hatte er auch erlöst. Und sie ward seine Gemahlin, und er ein reicher König, und regierte sein Land mit Weisheit.

In Günthers Kindermärchen 1787 S. 94 = 1857 S. 94 ‘Der treue Fuchs’. Siebenbürgisch bei Haltrich nr. 7 ‘Der goldene Vogel’ (der jüngste Bruder befreit drei Jungfrauen von Drachen und begnadigt seine treulosen Brüder). Heanzisch bei Bünker nr. 77 ‘Das Hurenkind’ = Zs. f. Volkskunde 8, 291 (Fuchs hilft). Tirolisch bei Zingerle Sagen 1859 S. 446 = KHM ² 1, 254 nr. 49 ‘Der blinde König’ = Simrock, Der gute Gerhard 1856 S. 80 (soll durch den Gesang des Phönix sehend werden; statt des Fuchses erscheint ein Wolf, der sich endlich als der Geist eines dankbaren Toten vorstellt; vgl. R. Köhler 1, 38). Zingerle 2, 157 ‘Der Vogel Phönix, das Wasser des Lebens und die Wunderblume’ (der hilfreiche Fuchs ist die verstoßene Mutter des Knaben, den die Wirtschafterin auf gefährliche Abenteuer aussendet). Aus Niederösterreich: Germania 27, 104 (Vogel, Jungfrau, Pferd, Wasser; Bär hilft). Aus dem Odenwalde bei Wolf, Hausmärchen S. 230 ‘Der Vogel Phönix’ (Bär hilft dem Ferdinand). Aus Holstein bei Wisser 1, 34 nr. 8 ‘Vagel Fenus’; 1, 41 nr. 9 ‘De goll’n Vagel’ (Fuchs).

[505] Vlämisch: De Mont en de Cock, Wondersprookjes p. 269 ‘Van den zingenden vogel’. Cornelissen-Vervliet nr. 7 ‘Van den gouden vogel, het gouden peerd en de prinses’. Ons Volksleeven 8, 88. – Dänisch: Grundtvigs hsl. Register nr. 13 ‘Fugl, hest og prinsesse’. Ein Volksbuch in sechszeiligen Strophen, angeblich aus dem Holländischen übersetzt, erwähnt Nyerup, Morskabslæsning in Danmark 1816 S. 227: ‘En herlig ny Historie om Konning Edvardo af Engeland, som var udi en ulægelig Sygdom geraaden, men dog af en viis Qvindes Raad blev cureret, og det formedelst Kongens yngste Søn Prints Arti Friemodighed, som havde sin syge Fader saa kjær, at han rejste til den rige Dronning af Arabia, hvor han med Liste bekom hendes Klenodier, og førde Dronningens dyrebare Fugl Phoenix hjem med sig, dog [og?] paa det sidste efter megen Gjenvordighed, som Printz Artus havde udstanden, bekom han Dronningen til ægte. Af hollandsk paa danske Rim udsat af P. J. H.’ (Kjøbenhavn 1696 u. ö). Die drei Königssöhne heißen Carl, Wilhelm und Artus; statt des Fuchses berät ein Esel den jüngsten Bruder. Etlar 1891 S. 141 ‘Livets Fugl’ (der jüngste Sohn heißt Bryde, Esel). Madsen S. 3 ‘Guldfuglen’ (hilfreicher Fuchs). Berntsen 1, 9 nr. 1 ‘Bryde Kongesøn’ (Per, Pol, Bryde; Vogel Phönix; Esel; vgl. das unten zu nr. 126 angeführte Volksbuch). Kamp 2, 1 nr. 1 ‘Fuglen Grif’ (Jungfrau mit Lebenswasser; Esel). Grundtvig, Folkeæventyr 3, 102 ‘Guldfuglen’ (Prinz Alexander; Fuchs). Kristensen, Danske Folkeæventyr nr. 40 ‘Gulddue, guldfisk og prinsesse’ (eine weiße Hindin rät) und nr. 41 ‘Kongesønnen og fuglen’ (zwei alte Männer raten). Kristensen, Aev. fra Jylland 3, 172 nr. 33 ‘Guldfugl, Prinsesse og Hest’ (Apfelbaum vom Vogel geplündert; Fuchs). Skattegraveren 5, 179 ‘Guldfuglen’ (Apfelbaum; Löwe). – Schwedisch: Eine 1701 geschriebene Fassung ‘Konungen av England ock hans söner’ bei Ahlström, Sv. landsmålen 11, 1, 107; vgl. p. 69. Zwei aus Grimm übersetzte Volksbücher ‘Guldfogeln, eller Riddaren på Räfven’ (Stockholm 1824) und ‘Gullfogeln, Gullhästen och Prinsessan samt den förtrollade Räfven’ (Jönköping 1826 u. ö.), s. Bäckström 3, 42 und Bondeson, Historiegubbar p. 319. Wigström, Folkdigtning 1, 261 ‘Fogel Grip’. *Svensén, Lönns sagor nr. 3 ‘Räven’. Åberg nr. 179 ‘Fogeln ock hästen ock prinsässon’ und nr. 220 ‘Den förtrollade prinsen och den underbara fågeln’. Allardt nr. 126 ‘Hur träguålsmästarns pojki fikk prinsässon’. Hackmans Register nr. 550. – Norwegisch: Asbjörnsen nr. 83 ‘Guldfuglen’. Bergh, Nye [506] Eventyr fra Valders p. 20 ‘Ungdoms voglen’. Haukenæs p. 180 ‘Fugl Føniks’ (Karl, Vilhelm, Attus). – Isländisch: ‘Sagann af Artus Syne Köngrins i Einglande og Carle og Wilhiälame Brædrum hans’ in der Stockholmer Hs. Fol. 47, geschrieben 1691, unvollständig. Den Inhalt beschreibt Peringskiöld in seinem für Hickes gemachten Katalog (Thesaurus 1, 315) folgermaßen: ‘Historia de tribus fratribus Carolo, Vilhialmo atque Arturo cognomine Fagra, regis Angliae filiis, qui ad inquirendum Phoenicem, ut ea curaretur morbus immedicabilis patris illorum, in ultimas usque Indiae oras missi sunt’. – Schottisch: Campbell ² 2, 344 nr. 46 ‘Mac Jain Direach’ (keine Brüder, Fuchs), vgl. R. Köhler 1, 264. Mac Innes p. 461 nr. 1. – Irisch: Kennedy, Fireside stories p. 47 ‘The greek princess and the young gardener’ = Jacobs, More celtic f. t. p. 110 nr. 37 = Brueyre p. 145. – Französisch: Cabinet des fées 31, 1 = Nouveaux contes des fées 1718 ‘La petite grenouille verte’ (Frosch hilft, keine Brüder). Sébillot, C. de la Haute-Bretagne 1, 1 ‘Le petit roi Jeannot’ (seine Brüder heißen Hubert und Poucet, der Fuchs ist ein dankbarer Toter). Sébillot, Litt. orale de la Haute-Bretagne p. 56 ‘Le merle d’or’ (Hase hilft). Revue des trad. pop. 9, 174 ‘Le merle blanc’ (Fuchs); 176 ‘L’oiseau qui rajeunit’ (Fuchs); 177 ‘Le merle blanc’ (der Fuchs holt später die Hälfte des ersten Kindes). Tradition 2, 237 ‘Le merle blanc’. Carnoy, C. français p. 89 ‘Les trois fils du roi’ (Feuervogel raubt des Königs Äpfel, weißer Wolf hilft; aus dem Elsaß) und p. 259 ‘Le merle blanc’ (Fuchs) = Romania 8, 234 nr. 6. Pineau, C. du Poitou p. 21 nr. 3 ‘Le merle blanc’. Meyrac p. 517. Cosquin 1, 208 nr. 19 ‘Le petit bossu’ (die Einleitung vom Lebenswasser gehört zu unserer nr. 97). Revue des l. rom. 31, 571 ‘Les trois oranges’. – Italienisch: Visentini nr. 12 ‘L’uccellino miracoloso’. Archivio 3, 233 ‘Cuntatu di la merrula bianca’ (sardinisch. Antonio, Pietro, Giuseppe); 3, 373. 551 ‘I tre maghi ovverosia Il merlo bianco’. Folgende Märchen gehen über in das vom singenden Knochen (nr. 28): Gonzenbach nr. 51 ‘Vom singenden Dudelsack’, Schneller S. 143 nr. 51 ‘Die Greifenfeder’, Imbriani, C. pomiglianesi p. 195 = Crane p. 40 nr. 8 ‘The griffin’ = Monnier p. 105. – Maltesisch: Stumme nr. 12 ‘Der Vogel, der durch seinen Gesang das Alter um ein Jahr verjüngt’ (ein dankbarer Toter). – Portugiesisch: Roméro nr. 10 ‘A raposinha’ (dankbarer Toter als Fuchs). – Baskisch: Webster p. 182 ‘The white blackbird’. Cerquaud nr. 101. – Griechisch: Hahn nr. 51 ‘Der Zauberspiegel’ (vom [507] Drakos geraubt, vom jüngsten Königssohn mit Hilfe einer alten Frau wiedergeholt) und nr. 72 ‘Von der neuen Kirche und der Nachtigall’ (kein Heilmittel, dankbare Viper). – Albanesisch: Pedersen S. 11 nr. 3 ‘Die Nachtigall Giźar’ = Truhelka 2, 26 nr. 4. – Rumänisch: Schott S. 253 nr. 26 ‘Das goldene Meermädchen’ (ein Wolf hilft). Staufe, Zs. f. dt. Mythol. 2, 389 ‘Der närrische Prinz’ (Wolf). Kremnitz S. 213 nr. 18 ‘Der Wundervogel’ (Fuchs). Schullerus nr. 32 ‘Der Vogel des Paradieses’ und nr. 116 ‘Mundra Lumi’ (Archiv 33, 452 und 634). Şăinénu p. 540 (treulose Brüder). Staufe nr. 44 ‘Die weiße Taube’ (Zs. f. Volkskunde 9, 88). – Serbokroatisch: Erben, Slov. čit. S. 226 = Leger p. 165 nr. 19 ‘L’oeil qui rit et l’oeil qui pleure’ = Wratislaw p. 205 nr. 40 ‘The lame fox’ = Folk-lore Journal 6, 252. Valjavec S. 21 nr. 5 = Krauß 1, 397 nr. 88 ‘Bendeš-Vila Mandalena’ (der am Halse gepackte Vogel verwandelt sich in eine Fee); S. 141 nr. 10 (Magen des Papageis Heilmittel für des Königs Augen); S. 146 nr. 11 (der jüngste Sohn holt den gestohlenen Weinstock, dazu den goldenen Spaten, Apfel und die goldene Jungfrau). Nikolić 2, 15 nr. 3 = neue Aufl. nr. 1 (die Kirche wird einstürzen, wenn nicht der Vogel des persischen Königs gebracht wird). Bos. Vila 24, 254 (Glücksuhr für den kranken Vater). – Slavonisch: Vogl 1837 S. 1 ‘Die Hexe Corva und ihre Knechte’ (Fuchs; sonst abweichend). – Bulgarisch: Sbornik min. 3, 217 = Šapkarev S. 286 nr. 154 (Nachtigall für den kranken König). Arnaudov S. 28 nr. 4 nach Trud 1, 706–717 (Šal-bülbül von drei Brüdern für die Kirche geholt). Sbornik min. 14, 131 (dem Äpfel stehlenden Vogel reißt der jüngste Bruder eine Goldfeder aus). – Wendisch: Veckenstedt S. 75 (drei Federn vom Vogel Greif, Fragen aufgetragen, wie im Teufel mit den drei goldenen Haaren, nr. 29) und S. 79 (neun Äpfel aus dem verfluchten Garten, ein Löwe hilft). – Čechisch: Malý 1838 S. 35 = 2. Aufl. 1845 nr. 18 = 4. Aufl. nr. 1 (beeinflußt durch Grimm; V. Tille, Č. poh. do r. 1848 S. 45). K. J. Erben im Almanach Maj 1858 S. 205 (Tille S. 42) = 1905 S. 97 = Waldau S. 131 ‘Der Feuervogel und der Feuerfuchs’ = Chodzko p. 255. Menšík, Jemnic. S. 355 nr. 93. Menšík, Mor. poh. S. 57 nr. 15. Němcová 1, 116 nr. 10 (das Blut, das dem singenden Vogel aus dem Schnabel tropft, heilt den Vater; der dankbare Tote). Beneš Třebízský S. 59. Václavek, Valaš. poh. 1898 S. 26. Hraše Povídky 3, 313. Kulda 3, 91 nr. 11. Kolář-Kochovský, Chudobinky S. 20 nr. 7 (Tochter träumt, daß die Mutter [508] durch den Schrei des goldenen Hahnes gesund wird; dann die neidischen Schwestern, R. Köhler 1, 572). – Slovakisch: Sborník mus. spol. 4, 85. 16, 8 nr. 9. 16, 23 nr. 16 ‘Der goldene Hahn’. – Polnisch: Töppen S. 154 ‘Der Vogel Cäsarius’. Malinowski 1, 15. 2, 142. 238 (Äpfel stehlender Vogel). Mater. antropol. 10, 253 nr. 27 (Vögel, die im Kloster fehlten). Chełchowski 1, 202 nr. 33. Ciszewski, Krakowiacy S. 186 nr. 136–137. Kolberg, Lud 8, 48 nr. 20. Zbiór wiadom. 8, 306 nr. 6. Mitt. des schles. V. f. Vk. 6, 50. Aus der Gegend von Krakau meldete Dobrowsky den Brüdern Grimm (1822 S. 431) folgenden Stoff: Ein Wolf kommt zu drei Königskindern und bittet um eine Gabe; zwei wollen ihn erschießen. – Großrussisch: Rovinskij 1, 134 nr. 40 ‘Von Iwan Zarewitsch, dem goldenen Vogel und dem grauen Wolfe’ (seit Anfang des 18. Jhs. oft gedruckt); abgedruckt ebd. 1, 136. 4, 159 und Afanasjev ³ 1, 258 nr. 102 = Vogl S. 21 ‘Vom Vogel Schar, dem Pferd mit der goldenen Mähne und dem grauen Wolf’ = Curtin 1890 p. 20; s. Ralston p. 286. Chudjakov 1, 1 nr. 1 ‘Žar-ptica’; 2, 14 nr. 42 (Unhold hält drei Prinzessinnen in der Unterwelt gefangen). Ončukov S. 235 nr. 88 (ohne die gewöhnliche Einleitung). – Kleinrussisch aus Südungarn: Etnogr. Zbirnyk 29, 34 nr. 4. Aus Ostgalizien: Šuchevyč S. 123 nr. 72 (dankbarer Toter). Kolberg, Pokucie 4, 112 nr. 21. Zdziarski, Garść baśni S. 17 nr. 11. Aus der Ukraine: Rudčenko 1, 153 nr. 54. – Weißrussisch: Gliński 1, 11 nr. 1 (Äpfel stehlender Goldvogel). Romanov 3, 250 nr. 42. Weryho 1889 S. 38 nr. 9. Karłowicz S. 116 nr. 81. Federowski 2, 58 nr. 50. – Litauisch: Leskien-Brugman S. 363 nr. 6 ‘Vom Dummbart und dem Wolf, der sein Freund war’; S. 371 nr. 7 desgl.; S. 375 nr. 8 ‘Von den drei Königssöhnen’ (ein Männchen rät); vgl. S. 530–537. Dowojna Sylwestrowicz 1, 24–28. 267–271. – Lettisch: Treuland S. 211 nr. 118 (der jüngste Sohn reißt dem Goldvogel eine Feder aus; Fuchs, Hase, Wolf und Bär helfen). – Estnisch: Kallas nr. 18 ‘Die klugen Brüder und der einfältige Bruder’ (Verhdl. 20, 137. Wolf hilft). – Finnisch: Salmelainen 4, 45 nr. 9 = Hertzberg p. 1 ‘Guldfogeln’. Suomi 3, 17, 172. Aarnes Register nr. 550. – Lappisch: Friis nr. 44 = Poestion nr. 53 ‘Der Bauerssohn, der Königssohn und die Schwester der Sonne’. – Ungarisch: Berze Nagy nr. 9 und 34 = Rona-Sklarek 2, 203 nr. 18 ‘Der auf die Probe gestellte Königssohn’ (Fuchs) und nr. 19 ‘Der Fink mit der goldenen Stimme’ (auch Wasser der Jugend und des Todes). Klimo [509] p. 259 ‘L’oiseau de feu’; p. 265. Erdélyi 3, nr. 6 = Jones-Kropf p. 250 nr. 47 ‘The pelican’ (war von zwei Jesuiten gestohlen). – Zigeunerisch: Groome nr. 49 ‘The golden bird and the good hare’ = Journal of the Gypsy-lore soc. 2, 282. Groome nr. 75 ‘The fox’. – Armenisch: Wlislocki S. 27 nr. 14 ‘Die Wundernachtigall’. Chalatianz S. 10 nr. 2 ‘Die Wundernachtigall’ (fehlt in der neuerbauten Kirche). Sbornik Kavkaz. 13, 2, 118 (zwei in die Moschee fliegende Tauben sagen dem jüngsten Prinzen, daß die Nachtigall Eddi-tükli fehle); 24, 2, 134 nr. 13 (der Kirche fehlt die Nachtigall); 24, 2, 219 nr. 28 (dem Parke fehlt sie). – Awarisch: Schiefner nr. 1 ‘Das Meerroß’, vgl. R. Köhler 1, 537. Sbornik Kavkaz. 14, 2, 94. – Grusinisch: Chachanov, Skizzen zur Geschichte der grusinischen Literatur 1, 81 (der Kirche fehlt die Nachtigall); vgl. Izvěstija der Abteilung f. russ. Sprache und Lit. 15. 1, 142. Sbornik Kavkaz. 13, 2, 57 nr. 4. – Imeretinisch: Sbornik Kavkaz. 33, 3, 35 nr. 4 (Äpfel stehlender Vogel, Pferd und Jungfrau mit Hilfe des grauen Wolfes gewonnen). – Tatarisch: Radloff 4, 146 ‘Der den Vogel suchende Fürstensohn’ (Wolf hilft); vgl. 4, 397 ‘Timirgändik’ (sucht mit den Brüdern nicht ein Heilmittel für den Vater, sondern die diesem gestohlenen Pferde). Sbornik Kavkaz. 19, 2, 242 nr. 2 ‘Vom Vogel Murgi-Güli-Chandan’ (sein Gesang heilt den König). – Kirgisisch: Radloff 3, 518 ‘Hämra’ (erlangt die Nachtigall mit Hilfe einer Peri, von den Brüdern beraubt und geblendet; Schluß fehlt). – Gagausisch aus Bessarabien: Radloff 10, 71 nr. 44. – Ajsorisch: Sbornik Kavkaz. 18, 3, 72 (die Erde unter dem Käfig des Wundervogels Schupra).

Sartisch: Ostroumov S. 101 nr. 17 (der jüngste Sohn des Sultans entreißt dem Vogel, der die Frucht des wunderbaren Baums raubt, eine Feder, auf der alle Tugenden verzeichnet sind). – Indisch: Nihal Chands Roman ‘Taj-Ulmuluk und Bakawali’ bei Garcin de Tassy, Allégories, récits poétiques et chants populaires 1876 p. 307. Clouston, Eastern romances 1889 p. 237 ‘The rose of Bakawali’. Entfernter steht das von Cosquin 1, 219 angezogene Märchen vom Chandra und Siva Dâs {Indian Antiquary 4, 54. 1875). – Batakisch: v. d. Tuuk, Bataksch Leesboek 1, 55 = Warneck, Mitt. des Berliner Seminars f. orient. Spr. 2, 125 ‘Si Adjipanurat und Si Adjipamasa’ = Globus 49, 202. 217 (1886) = Pleyte 1894 nr. 19. Vgl. Brandstetter, Malaio-polynesische Forschungen, 2. R., 1: ‘Djajalankara’ (1898). – Philippinisch: American journal of folklore [510] 20, 107 ‘The Aderna bird’. – Arabisch: 1001 Nacht übersetzt von Henning 23, 5 (Chauvin 6, 5 nr. 182 ‘Le sultan du Yémen et ses trois fils’) und 23, 187 (Chauvin 6, 8 nr. 273 ‘Les trois princes et l’oiseau magicien’; beidemal wird der Vogel nicht als Heilmittel für den Vater gesucht). Ein in Kairo gedrucktes Volksbuch bei Galtier, Actes du 14. congrès des Orientalistes, Alger 1905, 3, 263 bis 281 (Fuchs verhilft dem jüngsten Bruder zum Goldvogel, braunen Füllen und zur goldhaarigen Prinzeß, wird enthauptet zum Bruder der Prinzeß). Lidzbarski S. 45 nr. 1 ‘Vom Kaufmanne, seinen drei Söhnen und drei Töchtern’ (singende Früchte aus dem Garten des Bulbul Hazâr; die Brüder werfen den Helden in den Brunnen, die Tierschwäger helfen ihm). Oestrup nr. 6 ‘Les trois princes et l’oiseau d’or’. Spitta-Bey p. 123 ‘Le rossignol chanteur’ = Seidel 1896 S. 26. Müller, Mehri-Sprache 1, 135 ‘Geschichte dreier Brüder’ (kein Heilmittel). – Suaheli: Velten S. 119 ‘Msiwanda’ (sieben Brüder); vgl. S. 103 (Trommel mit siebenfachem Klang). Büttner S. 113 ‘Fräulein Matlai Schems’. – Madagassisch: Folk-lore Journal 2, 129 ‘Isìlakòlona’ (vier Brüder sollen ein weißes Huhn, rote Birnen, einen Ochsen und andere Tiere ihrem Vater bringen; der jüngste gewinnt diese und wirft den verfolgenden Hexen ein Rohr, Binse, Ei, Kiesel entgegen). – Tunisisch: Stumme 2, 57 nr. 4 ‘Prinz Ali’ (und der Wesirssohn). – Kabylisch: Rivière p. 235 ‘Les trois frères’.

Das in Europa wie im Orient verbreitete Märchen ist mit dem Wasser des Lebens (nr. 97) nahe verwandt. In beiden ziehen drei Königssöhne aus, um ein Heilmittel (Wundervogel, Blume, Frucht, Wasser) für ihren kranken (blinden) Vater zu suchen; doch nur dem jüngsten glückt es mit Hilfe eines verzauberten Fuchses (Zwerges, einer alten Frau), den Goldvogel und dazu noch ein gutes Roß und eine schöne Jungfrau zu gewinnen; aus Neid beschließen seine älteren Brüder ihn zu berauben und in einen Brunnen zu stürzen, aber der Fuchs rettet ihn. Etwas anders entwickelt sich, auch abgesehen von der Art des Heilmittels, die Handlung in nr. 97: der beste Jüngste findet im fernen Wundergarten eine schlafende Jungfrau, legt sich zu ihr und schreibt beim Fortgehen seinen Namen auf (wie in einigen Fassungen des Dornröschens nr. 50); die mißgünstigen Brüder vertauschen das Lebenswasser und verleumden ihn beim Vater, der ihn verstößt; aber die nach dem Vater ihres Kindes forschende Prinzeß überführt die Verleumder und vermählt [511] sich mit dem Helden. Auch in den drei Vügelkens (nr. 96) ist die Gewinnung des Lebenswassers eingelegt; hier gewinnt es die Schwester und erlöst damit den versteinerten Bruder.

Unter den oben aufgezählten europäischen Fassungen ist wohl das dänische Gedicht von den drei englischen Königssöhnen Karl, Wilhelm und Artus die älteste; ob es etwa von P. J. Hegelund (1542–1614) herrührt, müßte noch untersucht werden; die isländische Prosa von 1691 und die schwedische von 1701 sind wohl daraus abgeleitet. Das holländische Vorbild, auf das die Titelworte ‘af hollandsk paa danske Rim udsat’ hinweisen, ist vorläufig unbekannt; merkwürdig aber stimmt in vielem dazu der niederländische, um 1250 von Penninc und Pieter Vostaert aus einem verlorenen französischen Gedicht übersetzte ‘Roman van Walewein’ (ed. Jonckbloet 1846–48; vgl. Histoire litt. de la France 30, 82 und Ker, Folk-lore 5, 121). Hier verlangt König Artus nicht nach einem Heilmittel, sondern nach einem kostbaren Schachbrett, das er in der Luft erblickt, und sein Neffe Walewein (oder Gawein) macht sich auf, es zu holen. Er dringt ins Wunderland, dessen König ihm das Schachbrett zu übergeben verheißt, wenn er ihm das Schwert ‘metten vremden ringen’ (in Chrestiens Perceval ‘l’espée aux estranges renges’) herbeischaffe. Der Besitzer dieses Schwertes, König Amoris auf Ravensten, aber verlangt, daß er ihm für diese Gabe Isabele, die schöne Tochter des indischen Königs Assentin, zuführe. Als Walewein mit Hilfe des in einen Fuchs verzauberten Prinzen Roges in das Schloß Assentins dringt, erkennt Isabele in ihm den von ihr im Traum erschauten Ritter und will mit ihm entfliehen, doch werden beide gefangen und erst durch den Geist des roten Ritters, der dem Helden für sein christliches Begräbnis Dank erweisen will, befreit. Wie nun Walewein seinem Eide getreu die geliebte Isabele dem Amoris übergeben will, ist dieser gestorben, und der Held kann daher freudenvoll mit der Jungfrau und dem Schachbrett, das er gegen das Wunderschwert eingetauscht hat, vor König Artus treten.

Wir treffen hier die eigentümliche Verweisung des Helden auf andre Kleinode, die er zwar zum Tausche für das gewünschte hingeben soll, aber schließlich behält, sowie den hilfreichen Fuchs und den dankbaren Toten, vermissen aber das Heilmittel für den Vater und die neidischen Brüder der neueren Märchen. Diese beiden Züge enthält ein Predigtmärlein, das der provenzalische Dominikaner Johannes Gobii Junior in seiner Scala celi [512] (lateinisch nach dem Ulmer Drucke v. J. 1480 Bl. 99b in der Germania 30, 203, deutsch nach der Breslauer Hs. Bl. 123b von Klapper, Mitt. der schles. Ges. f. Volkskunde Heft 20, 11) um 1300 erzählt:

Ein König lag einst an einer unheilbaren Krankheit darnieder. Er hatte von den Ärzten erfahren, daß er nur geheilt werden könne, wenn er Wasser aus dem Quell des Lebens bekäme, das ein Heilmittel gegen jedes Siechtum wäre. Daher rief er seine drei Söhne vor sich und bat sie inständig, sie möchten die Länder durcheilen und die Wässer versuchen, und dem, der ihm das Wasser der Jugend brächte, versprach er sein Reich. Da versahen sich die Söhne mit Geld und verteilten die ganze Erde so unter sich, daß der älteste an den Ufern, der mittlere über die Ebenen, der jüngste aber über die Berge gehen sollte. Schließlich kam der jüngste, nachdem er die dichtesten Wälder durchwandert hatte, zu einem Greise, der ihn darüber belehrte, wo der Quell der Jugend war. Doch wies er ihn auch auf die verschiedenen Gefahren hin, die er zu bestehen hätte; und wenn er diese nicht bestände, dann wäre es besser für ihn zurückzukehren als dorthin zu gehen. Die erste Gefahr aber war die Begegnung mit einer Schlange, die er töten mußte; die zweite Gefahr war die Schönheit von Jungfrauen, die er nicht anblicken durfte; die dritte war die Begegnung mit Rittern und Baronen, die ihm Waffen aller Art anbieten würden, die er aber nicht annehmen durfte; die vierte endlich war die Eröffnung des Palastes, in dem die Jungfrau mit dem Schlüssel saß; denn am Tore waren Glocken, die sogleich läuteten, wenn man daran rührte, und Ritter herbeiriefen, die den Eindringling töteten. Gegen diese Gefahr aber gab der Eremit dem Jünglinge einen Schwamm mit, den er in die Glocken stopfen sollte, damit sie keinen Ton von sich gäben. Nun ging der Jüngling dorthin, und als ihn die Schlange anfiel, tötete er sie unerschrocken mit seiner Lanze. Darauf kommt er auf eine Wiese, auf der ihm wunderschöne Frauen entgegeneilen; doch er verhüllt sein Gesicht und geht, ohne ein Wort zu sprechen, von dannen. Als er zu einem prächtigen Schlosse kommt, treten ihm Ritter und Barone entgegen und bieten ihm Waffen jeglicher Art als Geschenk an und herrliche Pferde; aber er verschmäht das alles und kommt zu dem Palaste, verstopft die Glocken mit dem Schwamm und tritt ein. Da erblickte er eine überaus schöne Frau, die er demütig bat, sie möchte ihm von dem Jungbrunnen geben. Da sprach sie: ‘Mir ist von meinem Vater gesagt worden, ich solle jenes Ritters Weib werden, der alle ihm entgegentretenden Hindernisse siegreich bewältigen und unverletzt zu mir kommen würde. Und da du dieser bist, wirst du nicht allein vom Jungbrunnen haben, sondern ich selbst werde deine Gemahlin werden.’ Und er kehrte mit dem Wasser zu seinem Vater auf [513] einem andern Wege zurück, erhielt das Reich und nahm die Jungfrau zu seiner Gemahlin.

Die Vorstellung von einem Lebenswasser ist aus dem Zuge Alexanders zum Unsterblichkeitsquell bei Pseudokallisthenes und persischen Dichtern bekannt (Spiegel, Eranische Altertumskunde 1, 463. W. Hertz, Gesammelte Abhandlungen 1905 S. 49. 91. Wünsche, Die Sagen vom Lebensbaum und Lebenswasser 1905 S. 77, Wesselofsky, Iz istorii romana i pověsti 1, 229. 271); das christliche Mittelalter versetzte diesen Quell in das Paradies (Graf, Miti del medio evo 1892 1, 31); von dort hatte Medea, wie Konrad von Würzburg im Trojanerkrieg v. 10657 erzählt, das Wasser mitgenommen, mit dem sie Iasons Vater verjüngte: ‘ez was mit ir ze lande komen, in vazzen lieht von golde rôt’; dorthin sandte nach der Legende (Graf 1, 76. Wünsche S. 23) der sterbende Adam seinen Sohn Seth, um das Öl der Barmherzigkeit zu holen; und noch in viel späterer Zeit zogen Abenteurer auf die Suche nach dem ersehnten Jungbrunnen des irdischen Paradieses (Graf 1, 73. E. Schmidt, Charakteristiken ² 2, 68. Hopkins, Journal of the american oriental soc. 26, 1. 411).[1] Auf das biblische Paradies weist die Vorstellung von einem Lebensbaume (Wünsche S. 1. Graf 1, 25) und von belebenden Äpfeln (Hertz S. 386. Basset, Nouv. c. berbères p. 335); dort wohnte auch der Wundervogel Phönix, von dem das Altertum viel gefabelt hatte und der den Kirchenvätern als Symbol der Auferstehung und des ewigen Lebens galt (F. Schöll, Vom Vogel Phönix, Heidelberg 1890. Graf 1, 70. Lauchert, Geschichte des Physiologus 1889 S. 10. 112. 188. 212. Karnějev, Materialy po liter. istorii fiziologa S. 202), den unsre Märchenvarianten aber auch als einen Goldvogel oder als süß singende Nachtigall schildern; vgl. den Goldpfau im Jātaka 2, nr. 149; 4, nr. 491. Inwiefern die Erzählung der 1001 Nacht mit den mittelalterlichen Vorstufen unsres Märchens zusammenhängt, bleibe weiterer Nachforschung überlassen. Daß in griechischen, slavischen, [514] armenischen Fassungen die Nachtigall geholt wird, weil ohne sie die Kirche oder Moschee unfertig bleibt, hängt wohl mit dem alten Brauche der Ägypter, Griechen und Römer zusammen, an die Vorderseite eines Tempels einen Adler zu setzen; vgl. S. Reinach, Revue archéologique 4. sér. 10, 59 (1907), Wickram, Werke 8, 18 und W. Klinger, Das Tier im Aberglauben der antiken Zeit und der Gegenwart S. 55.

Auch die übrigen Motive sind noch anderwärts nachzuweisen. Der Eingang, nach dem drei Brüder nacheinander nachts den Goldapfelbaum bewachen und erst der jüngste den Unhold oder Vogel, der die Äpfel stiehlt, ertappt, kehrt im Erdmänneken (nr. 91) wieder; vgl. R. Köhler 1, 293. 516 und Zs. f. Volksk. 6, 164 zu Gonzenbach nr. 64; Leskien-Brugman S. 537; Polívka, Zs. f. öst. Volksk. 5, 139 zu Malinowski 13; färöisch Jakobsen nr. 14a, ungarisch Róna-Sklarek 2, 148 nr. 12; lappisch Friis nr. 21 = Poestion nr. 24. Mehrfach wird dabei berichtet, wie der jüngste Bruder sich des Schlafes erwehrt: er legt Dornen und Disteln vor sich (Sébillot, Folklore de France 3, 162. Pedersen S. 30. Krauß 1, 390. 398. 409. Veckenstedt S. 57. Menšík, Mor. poh. S. 58. Woycicki S. 120. Zbiór wiadom. 8, 307. Malinowski S. 142. Zdziarski, Garść baśni S. 17. Leskien-Brugman S. 364. 525), oder eine Hechel (Sommer 1, 96. Comparetti nr. 50), Nadeln (Ciszewski, Krak. S. 186. Rudčenko 1, 153. Federowski 2, 58. Weryho S. 39), eine Backofenkrücke (Dowojna Sylwestrowicz 1, 268), eine Igelhaut (Waldau S. 133. Kolberg, Lud 8, 48), einen Dolch (Chalatianz, Zs. f. Volkskunde 14, 386. Langegg, Teegeschichten 1, 66), streut Salz in seine Wunde (R. Köhler 1, 561. Sbornik min. 14, 131) oder klaubt Mohnsamen aus der Asche (Karłowicz S. 117). – Das Stürzen in den Brunnen, wofür auch ein Steinbruch und in nr. 97 Verstümmelung vorkommt, erinnert an die Erzählung von Joseph; vgl. über die treulosen Brüder R. Köhler 1, 292. 537. 543 und Macculloch p. 354. – Die Befreiung durch den Fuchs an die des Aristomenes bei Fausanias 4, 18, 6, des Sindbad in 1001 Nacht (Henning 10, 55. Chauvin 7, 19 nr. 373D), des Gog und Magog bei Montevilla (Simrock, Volksbücher 13, 131) und an Grundtvig, Danske folkeæventyr 1, 62 = Grundtvig-Leo 1, 4; Decurtins 2, 21 nr. 11 = Jecklin 1, 102; Nerucci, Novelle montalesi nr. 48 p. 400; Schreck S. 38 nr. 5; Basset, Contes berbères p. 196. – Die Warnung, kein Galgenfleisch zu kaufen, kehrt bei [515] Zingerle 1 ², 259, Wigström 1, 265 und in mehreren Varianten zum Wasser des Lebens (nr. 97) wieder: Vernaleken S. 301, Meier S. 22, Simrock S. 208, Joos 3, 114; sie beruht auf einem alten, durch verschiedene Erzählungen im Chevalier de la Tour Landry (c. 128. Buch der Liebe 1587 Bl. 313a), im Trattato dell’ ingratitudine (Propugnatore 2, 1, 411. 1869), bei Agricola (Sprichwörter 1529 nr. 212) und H. Sachs (Folio 3, 2, 163 ‘Von dem Marschall mit seinem Sohn’) erhärteten Sprichwort: ‘Wer ab dem galgen loest den diep, darnâch hât er in niemer liep’ (Boner 71, 61; vgl. Diutisca 1, 323. Wander, Sprichwörterlexikon 1, 1318); lateinisch als ‘vulgi memorabile verbum’ bei Nigellus, Speculum stultorum p. 74 ed. Wright:

Inter mille viros erit ille nocentior hostis,
Quem te constiterit subripuisse cruci.

Bei Reber, Felix Hemmerlin 1846 S. 364:

Hostem semper emit, qui furem (de) cruce redemit.

Vgl. noch R. Köhler 2, 284. – Über die Entzauberung des Fuchses durch Kopfabschlagen vgl. oben S. 9.


  1. Über die Märchen vom Lebenswasser s. Wünsche S. 90 = Zs. f. vgl. Litgesch. 13, 166 und Macculloch p. 52–79 ‘The water of life’. Auch in Günthers Kindermärchen 1787 S. 151 ‘Königin Wilowitte mit ihren zwei Töchtern’ und in den Weimarer Ammenmärchen 1, 93 nr. 3 ‘Trudchen’ (1791) kommt das Aufsuchen des Lebenswassers und heilbringender Feigen vor. In der Variante zum singenden Knochen (nr. 28) sollen die Söhne dem kranken König einen Bären oder ein Wildschwein lebendig fangen.
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