Aus der Samariterschule (Friedrich von Esmarch)

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Autor: Friedrich von Esmarch
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Titel: Aus der Samariterschule
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aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 470–472
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Aus der Samariterschule.

Welche Hülfe kann der Samariter bei Verblutungen leisten?
Von Prof. Esmarch in Kiel.

Die Thatsache, daß nicht blos in England, sondern auch in allen Ländern der Welt alljährlich unzählige Unglücksfälle vorkommen, in denen die Betroffenen eines elenden Todes sterben, weil Niemand da ist, der die nothwendige erste Hülfe zu leisten versteht, hat mich veranlaßt, die Samariterschulen in’s Leben zu rufen.

Wie jede gute und große Idee, so wird auch die der Samariterschulen ihre Anfechtungen erfahren, und schon erheben sich Stimmen von verschiedenen Seiten, um den Werth derselben herabzusetzen. Es fehlt mir an Zeit und Lust, auf diese Angriffe eingehend zu antworten. Ist die Idee gut, so wird sie sich schon selbst Bahn brechen; ist sie nicht lebensfähig, so wird sie alsbald wieder von der Tagesordnung verschwinden.

Es müßte auffallen, daß besonders von ärztlicher Seite gegen die Samariterschule Front gemacht wird, wenn man nicht wüßte, daß an vielen Orten die ärztliche Thätigkeit durch zahlreiche Pfuscher und Ouacksalber eingeengt wird, denen die unwissende Menge oft den Vorzug giebt vor den wirklichen Aerzten, während diese durch die Gesetze nur unzureichend geschützt sind. Und so fürchtet denn auch Mancher, daß in jedem Samariter ein solcher Afterarzt erstehen werde, der ihm gefährliche Concurrenz machen könnte.

Wohl aber ist es möglich, daß auch der Name „Samariter“ von einigen gewissenlosen Pfuschern dazu mißbrancht wird, um Unwissenden Sand in die Augen zu streuen. Wer aber meinen „Leitfaden für Samariterschulen“ und die „Satzungen des Samaritervereins“ mit entsprechender Aufmerksamkeit liest, der wird finden, daß es sich hier nur um die erste Hülfe vor Ankunft des Arztes handelt, daß fast auf jeder Seite des erwähnten Leitfadens der Rath ertheilt wird, zuerst nach ärztlicher Hülfe zu schicken, und endlich, daß die examinirten Samariter ausdrücklich verpflichtet werden sollen, ihre Hülfe unentgeltlich zu leisten.

Es ist aber auch gegen die Samariterbewegung von ärztlicher Seite geltend gemacht worden, daß dieselbe eigentlich ganz unnöthig sei, da es im Ganzen doch gar zu selten vorkomme, daß Menschen aus Mangel an schleuniger ärztlicher Hülfe zu Grunde gehen. Ja ein alter Arzt[1] hat sogar drucken lassen, es seien ihm z. B. in seiner dreiunddreißigjährigen Praxis im Ganzen nur zwei Fälle vorgekommen, wo er vielleicht hätte das entfliehende Leben zurückhalten können, wenn er rechtzeitig zur Stelle gewesen wäre. Der erste Fall war ein Sensenhieb, der die Hauptschlagader am Oberarm trennte, der zweite ein geplatzter Blutaderknoten am Unterschenkel, aus dem sich eine alte Dame verblutete.

„Dies,“ sagt er, „waren die einzigen Fälle, in welchen ich mir mit einiger Wahrscheinlichkeit einbilden konnte und auch wirklich einbildete, daß ich hätte helfen können, wenn ich rechtzeitig zur Hand gewesen, aber das als absolut gewiß zu behaupten, kann mir nicht einfallen.“

Hätte der alte College, ehe er sein „Mahnwort in der Samariterfrage“ schrieb, meinen Leitfaden gelesen, so würde es ihm zur Gewißheit geworden sein, daß er in beiden Fällen das mit dem Blut entfliehende Leben hätte aufhalten können, in dem ersten Falle dadurch, daß er oberhalb der Wunde eine feste Einschnürung gemacht, in dem zweiten dadurch, daß er das einschnürende Strumpfband gelöst und das Bein in die Höhe gerichtet hätte.

Um aber derartige Stimmen von „alten Praktikern“ ein für alle Mal zum Schweigen zu bringen in einer Sache, welche doch wirklich für eine so oberflächliche Behandlung zu ernst ist, will ich hier auf ein Capitel aus der Samariterschule etwas näher eingehen und an Beispielen zeigen, von welch unermeßlicher Wichtigkeit es sein kann, daß sachverständige Hülfe augenblicklich zur Hand sei, wenn ein Arzt nicht in der Nähe ist, und nachzuweisen suchen, daß auch Laien in den Stand gesetzt werden können, solche „sachverständige“ Hülfe zu leisten.

Wie Jedermann weiß, ist es gerade die Verletzung großer Adern, welche den Betroffenen mit raschem Tode durch Verblutung bedroht, und daß in sehr vielen Fällen dieser Art der Tod erfolgt, ehe ärztliche Hülfe zur Hand ist, davon wissen nicht blos die Chirurgen von Fach zu berichten, davon erzählen ja fast täglich die Polizeiberichte der Zeitungen, wenigstens in den größeren Städten. Und gerade über die Art der Hülfe, welche in solchen Fällen zu leisten ist, herrscht noch ganz allgemein die größte Unwissenheit und zwar nicht blos in den unteren Classen der Gesellschaft.

Aus eigener Erfahrung könnte ich von vielen Fällen dieser Art berichten. Ich will hier nur den letzten erzählen, der sich im vorigen Winter in Kiel ereignete und der meinen Entschluß, eine Samariterschule zu eröffnen, zur Reife brachte.

Der Besitzer eines kleinen Landgutes in der Nähe von Kiel, ein Mann in den besten Jahren, hatte das Unglück mit seinem Bein in eine Dreschmaschine zu gerathen, wodurch der Fuß und der Unterschenkel bis zur Mitte der Wade auf das Entsetzlichste zermalmt wurde. Da von den Seinigen Niemand es verstand, die erste Hülfe zu leisten, so packten sie den Unglücklichen so, wie er war, auf einen mit Stroh gefüllten Wagen und fuhren ihn langsam nach Kiel zur chirurgischen Klinik, wo er gegen Abend eintraf. Da ein Verband nicht angelegt, auch keinerlei Maßregel getroffen war, die Blutung zu hemmen, so war während des schmerzhaften Transportes das Blut aus den zerrissenen Adern unaufhaltsam in das Stroh geflossen, und so kam der Arme fast ganz verblutet im Hospitale an, wo ich sofort das gräßlich zerfleischte Glied durch die Amputation entfernte. Obwohl er nun durch diese Operation selbst kaum einen Theelöffel voll Blut verlor, auch in Folge der Chloroformnarkose keine Schmerzen dabei empfand, so waren doch durch den vorhergegangenen enormen Blutverlust und durch den schrecklichen Transport die Aussichten für die Erhaltung des Lebens äußerst gering geworden; es trat denn auch bald ein Wundstarrkrampf hinzu, der ihn unter großen Oualen dahinraffte.

Gleich darauf ging durch die Zeitungen die Erzählung von dem traurigen Tode des bekannten Bergführers Egger aus Grindelwald. Derselbe war mit dem Ingenieur Anderfuhren und dem Führer Kaufmann zum Mönchsjoch hinaufgestiegen, um einen Plan zum Neubau der dort befindlichen Berghütte des Alpenclubs zu entwerfen, und dann allein wieder zurückgekehrt, um den wegen Unwohlseins eine halbe Stunde unterhalb zurückgebliebenen Führer Schlegel ebenfalls heraufzuholen. Da die Nacht schon hereingebrochen und die Laterne der Hütte unerwarteter Weise weggenommen war, so machte Egger sich eine Flaschenlaterne, indem er einer Flasche den Boden ausschlug und inwendig in den Hals ein Kerzenstümpfchen steckte. Als er bei dem zurückgebliebenen Schlegel angekommen war, sich neben ihn gesetzt hatte und dieser sich anschickte, seine eigene Laterne anzuzünden, stieß Egger plötzlich den Ruf aus. „Herr Jesus, jetzt habe ich mich gehauen!“ Der Unglückliche scheint sich bei irgend einer hastigen Bewegung eine scharfe Spitze des Flaschenrandes gerade an der gefährlichsten Stelle in die Pulsader der rechten Hand hineingestoßen zu haben. Das Blut sprang in Strömen hervor, Schlegel eilte eine Strecke aufwärts und rief die Andern; Egger rief ihn aber sogleich zurück; er müsse verbluten, sagte er. Das Verbinden der Wunde half nichts, und den Arm weiter oben zu umschnüren, kam leider Keinem von ihnen in den Sinn. Die Beiden droben in der Hütte kamen erst gegen drei Uhr Morgens herab. Inzwischen war Schlegel erfolglos bemüht gewesen, Egger vor dem Tode zu bewahren; dieser war schon ganz schwach, und es würde beschlossen, Kaufmann solle mit Anderfuhren so schnell wie möglich zu Thal eilen und dort von dem Unglück Nachricht geben. Nun war Schlegel wieder allein mit dem sterbenden Egger. In edler Aufopferung blieb er bei ihm, bis der Arme — erst um sechs Uhr Morgens; so zäh war seine Lebenskraft — ausgerungen hatte, und dann noch eine ganze Stunde, um seines Todes sicher zu sein. Egger hinterläßt eine Frau und vier unmündige Kinder. Hätte er oder einer von den Anderen das einfache Mittel gekannt, die Pulsader am Oberarm mit einem Tragband, einem Knebeltuch oder einem Alpstock zusammenzudrücken, so wäre der Verblutungstod sicher zu verhindern gewesen.

Ich veröffentlichte diese beiden Fälle in unserer Zeitung und suchte dadurch das Publicum auf meine Samariterschule vorzubereiten, [471] welche ich bald darnach eröffnete. Vielleicht hat dies nicht wenig dazu beigetragen, daß sich eine so unerwartet große Zahl von Zuhörern zu meinen Vorträgen meldete.

Ehe ich aber mit diesen begonnen, erhielt ich von meinem Freunde Capitain Furley aus London ein kleines interessantes Buch, betitelt: „First aid to the injured“, worin sich ein Auszug aus den beglaubigten Listen von Unglücksfällen, in denen von examinirten Schülern der Ambulanceschulen die erste Hülfe in zweckmäßiger und erfolgreicher Weise geleistet worden, befindet.

Das Centralcomité in London sendet nämlich an alle Zweigvereine in ganz England Listentabellen aus, in denen alle derartige Samariterdienste, welche von den Schülern geleistet wurden, beschrieben und von den hinzugerufenen Aerzten beglaubigt werden.

Aus diesen Listen werden alljährlich vom Centralcomité die Resultate zusammengestellt und in kleinen Heften unter obigem Titel veröffentlicht.[2]

Unter der großen Menge von interessanten Fällen, welche in diesem Hefte erzählt werden, befinden sich achtzehn, in denen lebensgefährliche Blutungen durch rasche zweckmäßige Hülfe gestillt wurden, und zwar zum Theil von einfachen Arbeitern, von Polizei- oder Bahnbeamten, einige auch von Damen höherer Stände.

Ich will einen Theil derselben so kurz wie möglich hier wiedergeben, da sie auf manche Einwände, die gegen die Samariterbestrebungen gemacht worden, ein grelles Licht werfen.

Mr. Roß, Chirurg in Lavender Hill, schreibt:

„Ich hörte gestern von einem Unglücksfall, bei welchem sich einer unserer Schüler nützlich gemacht hatte. Es war gerade am Tage nach der letzten Vorlesung, daß einem Manne die Hand zwischen zwei Eisenbahnwagen zerquetscht wurde. Die Pulsader war zerrissen; unser Schüler, der zugegen war, improvisirte mit Hülfe eines Eisenbahnschlüssels eine Aderpresse und verband den Arm so gut, daß bei der Ankunft des Verletzten im Hospital der Arzt sich erkundigte, wer ihn verbunden habe, und erklärte, daß das Leben desselben durch den Verband gerettet worden sei. Nach drei Wochen konnte der Mann als geheilt entlassen werde.“

In dem „Kentish Mercury“, vom 13. März 1880 finden sich folgende Mittheilungen:

„Mr. Austen, Arbeiter in den Eisenwerken zu Greenwich, hemmte die heftige Blutung aus einer zerschnittenen Armpulsader bis zur Ankunft des Arztes und rettete so vermuthlich das Leben seines Mitarbeiters. Derselbe schiente zu der völligen Zufriedenheit des Chirurgen in dem Hospital, wohin der Patient gesendet wurde, mit improvisirten Mitteln einen gebrochenen Vorderarm.

Ein kleines Mädchen in Blackheath zerschnitt sich die Pulsader in der Handfläche beim Zerbrechen einer Glasscheibe. Ihr Vater, der die Ambulancevorlesungen in Blackheath besucht hatte, stillte die starke Blutung durch einen Druckverband auf die Oberarmpulsader.“

Der folgende Geschworenenbericht über die Leichenschau des Körpers eines Landmannes, Namens Grainger aus Darlington, der sich nach einer schweren Verletzung aus Mangel an richtiger Behandlung verblutete, kann besser als irgend etwas die Nothwendigkeit der „ersten Hülfe“ illustriren.

„Nach dem Bericht des ,Durham North Star‘ vom 18. September 1881 sagte der Dr. Middlemiß aus Darlington aus, daß er zwischen acht und neun Uhr nach dem Ochsenmarkt geholt worden sei, um den Verstorbenen zu sehen. Er habe ihn verblutend, pulslos, ohnmächtig gefunden. Er hatte einen complicirten Bruch des Oberschenkelknochens erlitten und blutete stark aus der zerrissenen Hauptpulsader in der Kniekehle. Man hatte den Versuch gemacht, die Blutung dadurch zu stillen, daß man ein Taschentuch unterhalb der Wunde um das Bein band. Dies konnte wohl die venöse (aus der Blutader), aber nicht die arterielle (aus der Pulsader) Blutung stillen; letztere hätte einzig dadurch gestillt werden können, daß man oberhalb der Wunde eine feste Umschnürung gemacht hätte.

Der Verletzte stand aufrecht an einem Pfahl (das wirksamste Mittel, um die Blutung zu unterhalten), unterstützt von zwei oder drei Mann, obgleich man in zwei Minuten Stroh vom North-Eastern-Hôtel hätte herbeischaffen können.

Er (Zeuge) habe sofort nach Stroh gesendet, den Verwundeten darauf gelagert und sich der Wunde angenommen. Nach seiner Meinung würde schon der Tod erfolgt sein, wenn er zwei oder drei Minuten später gekommen wäre. Die Maßregeln, welche man vor seiner Ankunft getroffen hatte, um die Blutung zu stillen, entsprachen durchaus der Unwissenheit der Leute, welche keine Kenntniß von den Anfangsgründen der Anatomie hatten. Wäre Jemand dagewesen, der auch nur die gewöhnlichste Kenntniß von dem Verlaufe der Pulsader besessen hätte, so würde das Leben des Verunglückten wahrscheinlich gerettet worden sein. Ein Schüler der Ambulancegesellschaft würde sofort dadurch die Blutung gestillt haben, daß er den Stamm der Ader an der geeigneten Stelle zusammengedrückt hätte. Dadurch aber, daß man den Verletzten so lange aufrecht stehen ließ, habe er eine enorme Quantität Blut verloren, und dieser Blutverlust habe seinen Tod verursacht. Es könne kaum angenommen werden, daß man den Verwundeten hätte stehen lassen, wenn man die schreckliche Art der Verletzungen erkannt hätte; denn der Oberschenkelknochen war in sechs Stücke zerbrochen und der Unterschenkelknochen sah aus, als ob er von einem Ende bis zum anderen mit einem Beile zerhackt worden wäre. Da so viele Schüler der St. John Ambulancegesellschaft sich in der Stadt befänden, so sei es sehr auffallend, daß Niemand daran dachte, einen von diesen zur Hülfe zu rufen. Von den Angestellten der Eisenbahnstation, welche sich kaum eine Minute vom Markte entfernt befindet, seien viele durch die Ambulancegesellschaft ausgebildet, und da er selbst einer von den Examinatoren gewesen, so könne er nur Rühmliches berichten über die Kenntnise, welche diese und andere Bewohner der Stadt gezeigt hätten, und doch habe man Niemanden zur Hülfe gerufen. Er habe sich selbst diesen Morgen auf der Station erkundigt und habe erfahren, daß die Hülfe von wenigstens einem halben Dutzend vollkommen ausgebildeter Helfer zu haben gewesen wäre.

Der Todtenschauer erklärte, daß er niemals bei einer Leichenschau gegenwärtig gewesen sei, welche solche Belehrung gegeben hätte, und er hoffe, der Vertreter des ‚North Star‘ werde das gewichtige Zeugnis des Dr. Middlemiß in Betreff der Wichtigkeit und auch der Nothwendigkeit den Unterrichtes der Ambulancegesellschaft zu verwerthen wissen.

Die Jury erklärte, daß der Tod durch den Shock der Verletzung erfolgt, aber beschleunigt worden sei durch den Blutverlust, und sprach den Wunsch aus, daß der ,North Star‘ die Bemerkungen des Dr. Middlemiß veröffentliche.“

Die folgenden Fälle wurden berichtet von Herrn Barrington Kennett, Vorsitzendem der Metropolitandistricte I und II:

„Im Skating Rink zu Nizza wurde Lady Borthwick gebeten, einem amerikanischen Seemann beizustehen, der gefallen und seinen Arm gebrochen hatte. Einige Herren unter den Zuschauern, welche herbeigelaufen waren, hatten mit ihren wohlgemeinten, aber unkundigen Bemühungen, dem verletzten Manne beizustehen, ihm nur noch mehr Schmerzen bereitet, als Lady Borthwick ankam und nach genauer Untersuchung des Armes den Knochen gebrochen fand. Sie verband ihn sorgfältig mit einer Pappschiene und mit des Seemanns seidenem Taschentuch, legte ihm mit einem zweiten Taschentuch eine Armschlinge an und sendete den Mann in ihrem eigenen Wagen zu dem nächsten Arzte.“

„Miß S. Forster hielt sich im vorigen Sommer in Down House, Audower, auf, als ein Knabe, der ein Fenster reinigte, eine Scheibe zerbrach und sich dabei einen tiefen Schnitt in den Vorderarm zuzog. Die eine große Pulsader war durchschnitten, und der Knabe blutete entsetzlich, obwobl ein Diener die Wunde fest verbunden hatte. Er war fast schon bewußtlos, als Miß Forster zum Glück zur Hülfe kam. Sofort machte sie aus alter Leinewand, die sie zerriß, eine Binde, mit der sie den Arm oberhalb den Ellbogens fest umwickelte, und so gelang es ihr, die Pulsader zusammenzudrücken und die Blutung in dieser Weise zu stillen, wie sie es in unserer Schule gelernt hatte. Dann machte sie ein dreieckiges Tuch aus einer zerschnittenen Serviette und legte den Arm des Knaben mit erhobener Hand in eine Schlinge. Die Zuschauer waren sehr erstaunt, als sie sahen, daß die Blutung stand, obwohl sie gegen das, was die Dame vornahm, protestirt hatten. Die Wunde des Knaben heilte, und wenn Miß Forster ihn auch nicht gerade vor dem Verblutungstode gerettet hatte, so verhütete sie wenigstens, daß er eine sehr große Menge Blut verlor, was seine Gesundheit vielleicht dauernd würde geschwächt haben.“

Diese Damen hatten beide an den St. John-Ambulanceschulen Theil genommen.

Auszug aus einem Briefe des Predigers E. Pophan Miles, eines der ältesten und eifrigsten Freunde unserer Gesellschaft.

„Monkwearmouth Vicarage, Sunderland, 17. Octaber 1881.

Lieber Major Duncan!

Hier ist ein guter Fall. Während des letzten Sturmes am Freitage wurde hier ein Pferdebahnwagen umgeworfen, und ein fünfzehnjähriger Knabe erlitt dabei einen Oberschenkelbruch. Er wurde in ein naheliegendes Haus getragen, und Mr. Swan, der das letzte Examen unserer Ambulanceschule bestanden hat und zufällig in der Nähe war, hatte den Knaben auf einen Tisch gelegt, hatte Stücke Holz, die er als Schienen und Bandagen gebrauchen konnte, geliehen und das Bein so sorgfältig und so sachgemäß verbunden, daß der Chirurg unseres Hospitals, wohin der Knabe gebracht wurde, mich versicherte, daß der vorläufige Verband des gebrochenen Beines auch von einem Arzte nicht besser hätte angelegt werden können. Der Patient wurde gleich in eines unserer Betten gelegt, und es ging ihm außerordentlich gut.

Der Fall wird dadurch noch interessanter, daß, während Mr. Swan mit dem zerbrochenen Gliede beschäftigt war, man eine Locomotive bis zu unserem Hospital laufen ließ, welche alsbald mit unserem Chirurgen Dr. Chalmes zurückkehrte. Derselbe kam zeitig genug, um den Knaben auf eine Matratze lagern zu helfen, die man in dem Hause borgte, und dieselbe auf die Locomotive zu bringen, welche dann den Patienten unter Aufsicht des Chirurgen und des examinirten Ambulanceschülers nach dem Hospital brachte.

Nun, was sagen Sie dazu?

Für mich ist es die Krönung aller meiner Thätigkeit während fünfundvierzig Jahren als Diener der christlichen Kirche gewesen, daß ich helfen konnte mit Ihrer ganz besonderen Hülfe einen Verein zu organisiren, um Schüler zu unterrichten und die Ambulancebewegung zu fördern.“

So spricht und schreibt man in England über den Nutzen der Ambulanceschulen.

Dr. Schleich hat nun zwar (Seite 10) die Behauptung aufgestellt, [472] daß in England die Verhältnisse ganz anders liegen, als bei uns, hat aber diese Behauptung zu begründen vergessen. Wir haben in Deutschland ebenso gut Fabriken, Eisenbahnen, Bergwerke, große Städte, Flüsse und Seen, unvorsichtige Menschen und Unkundige, wie in England, und somit wird sich das Bedürfniß nach einer solchen Belehrung des deutschen Volkes auch wohl nicht leugnen lassen.

Wenn nun aus den oben angeführten Beispielen unleugbar hervorgeht, daß das Capitel von den Blutungen und der ersten Hülfe bei denselben eins der wichtigsten für den Samariter sein muß, so dürfte es nicht unpassend sein, wenn ich an dieser Stelle auseinandersetze, wie ich dasselbe in meiner Samariterschule behandelt habe.

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Autor: Friedrich von Esmarch
Titel: Aus der Samariterschule
aus: Die Gartenlaube 1882, Heft 29, S. 483–484, 486

[483] Da es ein großer Unterschied ist, ob eine Blutung aus einer verletzten Pulsader, aus einer Blutader oder aus den kleinen Haargefäßen kommt, so muß den Zuhörern zunächst klar gemacht werden, wie diese Adern sich von einander unterscheiden und wie das Blut in denselben kreist. Das war schon in der ersten Vorlesung geschehen, in welcher der Blutkreislauf mit Hülfe einer ganz einfachen schematischen Darstellung des Herzens und der Adern den Schülern geschildert wurde.

Mit steter Hinweisung auf dieses Schema wurden dann in der zweiten Vorlesung die verschiedenen Arten der Blutung geschildert und darnach gezeigt, auf welche Weise auch der Laie selbst die gefährlichsten Blutungen bis zur Ankunft des Arztes zu hemmen vermöge:

Die Art der Blutung und ihre Gefährlichkeit ist sehr verschieden, nach der Art und Größe der Adern, welche geöffnet wurden.

Wenn das Blut in nicht starkem Strom aus der Wunde rieselt, so sind nur kleine Adern (Haargefäße) verletzt.

Wenn dunkelrothes (schwarzes) Blut in gleichmäßigem Strom ausfließt und wenn der Ausfluß durch Druck oberhalb der Wunde verstärkt wird, dann ist eine größere Blutader (Vene) geöffnet.

Wenn aber hellrothes Blut in starkem Strahl und absatzweise (pulsirend) aus der Wunde hervorspringt, dann ist eine Pulsader verletzt und große Lebensgefahr vorhanden.

Geringe Blutungen aus verletzten kleinsten Adern oder aus Blutadern hören meist auf, wenn man auf die Wunde drückt oder die Wundränder gegen einander drückt oder auch von selbst, weil die Mündungen der durchschnittenen Aederchen sich verengern (zusammenziehen) und das Blut in der Wunde zu einem klebrigen zähen Klumpen gerinnt.

Blutungen aus verletzten Blutadern (z. B. aus Beingeschwüren mit Krampfadern) sind bisweilen schwer zu stillen, weil oberhalb der blutenden Stelle ein Kleidungsstück einschnürt (Strumpfband). Nach Lösung dieser Strangulation steht die Blutung auf leichten Druck und Erhebung des Gliedes.

Fließt aber das hellrothe Blut trotz Druck auf die Wunde unaufhaltsam weiter, so muß eine größere Pulsader verletzt sein, und dann ist der Tod durch Verblutung zu fürchten.

In solchen Fällen ist rasche Hülfe nöthig. Man sende also sogleich zum Arzt oder bringe den Verwundeten zu ihm. Der Arzt wird die Blutung durch Zubinden der Ader dauernd stillen. Aber weil der Verwundete sterben kann, ehe der Arzt da ist, so muß der Laie stets versuchen, den Blutstrom einstweilen zu hemmen.

Das einzig wirksame Mittel dazu ist ein starker Druck auf die Wunde selbst, wenn dieselbe nur klein ist, oder auf den Stamm der Pulsader oberhalb der Wunde.

Man hebt zunächst das verwundete Glied in die Höhe, weil dadurch das Ausfließen des Blutes verlangsamt wird, und entblößt dann die Wunde und das verletzte Glied durch Aufschneiden der Kleidungsstücke bis an den Rumpf hinauf.

Dann legt man auf die Wunde ein zusammengefaltetes Stück Leinwand (Compresse, Taschentuch) und preßt dasselbe durch Umwickelung mit einer Binde oder einem Tuch fest gegen die Wunde. Quillt trotzdem das Blut hervor, so sucht man den Stamm der Pulsader oberhalb der Wunde auf (zwischen Herz und Wunde) und drückt sie mit den Fingern stark zusammen.

Es giebt gewisse Körperstellen, wo die Pulsadern so oberflächlich liegen, daß man sie wirksam zusammendrücken kann, und diese muß man kennen.[3]

Die große Pulsader des Armes kann man an der Innenseite des Oberarmes (da, wo die innere Naht des Aermels liegt) [484] zusammendrücken mit den Fingern (Fig. 1), aber besser durch einen Stock, Regenschirm oder dergl., zwischen Brust und Arm gelegt, gegen den man den Arm durch ein um die Brust geschlungenes Tuch fest andrückt. (Fig. 2.)

Ist die große Pulsader des Armes in der Achselhöhle verletzt, dann kann man versuchen, den Hauptstamm am Halse oberhalb des Schlüsselbeins gegen die Rippe anzudrücken. (Fig. 3.)

Auch durch starkes Zurückziehen der Schulter nach hinten und unten mit Hülfe des andern Armes kann man das Schlüsselbein so herabziehen, daß es die darunter liegende große Armpulsader zusammendrückt. (Fig. 4.)

Die beiden großen Pulsadern des Kopfes liegen vorne am Halse an beiden Seiten der Kehle, wo man sie an der Innenseite des Kopfnickers mit den Fingern gegen die Wirbelsäule andrücken kann. (Fig. 5.)

Die erste Hülfe bei Blutungen. Nach dem „Katechismus“ des „Deutschen Samaritervereins“.

Sicherer aber ist es, bei heftig blutenden Wunden des Halses oder Kopfes den Finger, nachdem man ihn mit reiner Leinewand umwickelt, auf die Wunde selbst zu setzen und mit demselben stark einwärts zu drücken.

Die große Pulsader des Beines kann vorne aus der Mitte der Schenkelbeuge mit den Fingern zusammengedrückt werden. (Fig. 6)

An diesen Stellen legt auch der Arzt die Aderpresse (Tourniquet) an, wenn er den Blutstrom hemmen will, und sucht durch Einschnitte die Adern auf, wenn er sie zubinden will.

Um aber durch einen solchen Druck auf eine bestimmte Stelle den Blutstrom zu hemmen, dazu gehört einestheils genaue anatomische Kenntniß der Stelle, anderntheils eine gewisse Uebung und Geschicklichkeit und große Kraft und Ausdauer, wenn die ärztliche Hülfe lange ausbleibt.

Auf dem Transporte verschiebt sich außerdem die bestangelegte Aderpresse nur gar zu leicht, und sie schadet dann mehr, als sie nützt. —

Ich habe mehr als einmal Gelegenheit gehabt, die schädlichen Folgen zu beobachten, welche nach dem Anlegen einer solchen Aderpresse alten Stils eintreten können, wenn auf dem Transporte sich die Pelotte verschiebt oder der unelastische Gurt allmählich wieder nachgiebt.

Nach der Schlacht von Kolding wurde in das Lazareth zu Christiansfeld ein schleswig-holsteinischer Soldat gebracht, dem durch eine Kugel die Pulsader am Vorderarm zerrissen war und dem man wegen der heftigen Blutung auf dem Schlachtfelde eine solche Aderpresse um den Oberarm angelegt hatte. Der Transport auf einem Bauernwagen hatte mehrere Stunden gedauert, und da sich unterwegs die Druckpelotte verschoben hatte, so war nur noch der Rückfluß des Blutes aus den Blutadern zum Herzen gehemmt, aber die Pulsader hatte auf’s Neue das Blut in den Arm geschickt, und so war der letztere unter den heftigsten Schmerzen zu einem unförmlichen Klumpen angeschwollen. Als der einschnürende Gurt gelöst wurde, sank der Verwundete todt zurück, wahrscheinlich, weil ihm ein Blutgerinnsel aus der geschwollenen Blutader des Armes in’s Herz gefahren war.

In ganz ähnlicher Verfassung kam noch vor wenigen Monaten ein Werftarbeiter in meine Klinik, dem wegen einer schweren Verletzung des Vorderarmes ein Tourniquet alten Stiles von einem Arzt um den Oberarm gelegt worden war. Es ist viel einfacher und sicherer, sich der elastischen Einschnürung zu bedienen, das heißt mittelst einer elastischen Binde oder eines Gummischlauches das Glied an einer Stelle so zu umschnüren, daß kein Blut mehr durch irgend eine Ader hindurchfließen kann.

Wenn man einen elastischen Riemen einmal mit aller Kraft um ein Glied schnürt, so ist der Druck nicht stark genug, um die Adern zusammenzudrücken. Wenn man aber an derselben Stelle den Gurt mehrmals herumführt, so verstärkt jede folgende Umkreisung den Druck so sehr, daß bald kein Blut mehr die Stelle passiren kann.

Die neueren Aderpressen, mit welchen die Ambulancewagen der Truppen, die Rettungskästen der Eisenbahnen und die Instrumentenkästen der Chirurgen versehen sind, bestehen daher auch nur aus einem elastischen Gurt oder Schlauch.

Wenn aber eine solche Aderpresse nicht zur Hand ist, dann muß man sich auf andere Weise zu helfen suchen. Wenn man z. B. eine leinene Binde hat, so legt man dieselbe so fest wie möglich an einer Stelle so an, daß jede Umkreisung die andere deckt, und begießt sie dann reichlich mit Wasser, nachdem man das Ende gut befestigt hat. Durch die Befeuchtung zieht sich die Binde so kräftig zusammen, daß der Druck derselben in vielen Fällen ausreichend sein wird.

Hat man nichts als ein Tuch (Halstuch, Schnupftuch) zur Hand, so legt man dasselbe, als Cravatte gefaltet, lose um das [486] Glied, knotet die Enden gut zusammen, schiebt einen Knebel (Stock, Waschschlüssel, Mörserstempel, Axt, Degen mit Scheide, Ladestock) unter das Tuch und dreht denselben so lange herum, bis die Blutung steht (Knebeltourniquet).

Aber eine elastische Umschnürung ist in allen Fällen vorzuziehen, weil die Wirkung derselben kräftiger und von größerer Dauer ist.

Ich habe neuerdings elastische Hosenträger anfertigen lassen, deren Gurt aus einem Stücke besteht und so lang ist, daß man damit bei dem kräftigsten Manne die Schenkelpulsader zusammenschnüren kann. Wer ein solches Tragband trägt, wird also im Stande sein, jede Blutung aus Armen oder Beinen an sich selbst oder Anderen mit Hülfe desselben zu stillen.

Die Veranlassung zur Erfindung dieses Tourniquet-Hosenträgers gab mir der Verblutungstod des Kaisers Alexander’s des Zweiten von Rußland. Wer erinnert sich nicht mit Entsetzen des schrecklichen Endes dieses unglücklichen Monarchen? Durch die von verruchter Mörderhand geschleuderte Bombe wurden beide Beine des Kaisers zerschmettert; aus den zerrissenen Adern strömte das Blut, aber Niemand war zur Stelle, der es verstanden hätte, den Blutstrom zu hemmen. Ohne daß ein Verband angelegt worden, fuhr man den ohnmächtigen in einem Schlitten zum Winterpalast. Während der Fahrt rieselte das Blut unaufhaltsam aus den gräßlichen Wunden, und fast leblos kam der Kaiser im Schlosse an. Erst hier suchten die herbeigerufenen Aerzte durch Einwicklung mit elastischen Binden das wenige noch im Körper vorhandene Blut nach dem Herzen zu drängen; darnach wurden die Herztöne wieder hörbar, die Athemzüge tiefer. Der Kaiser schlug noch einmal die Augen auf. Man reichte ihm das Abendmahl und schickte nach Instrumenten, um fremdes Blut in die Adern zu spritzen. Aber ehe dieselben ankamen, wurden Herzschlag und Athembewegungen wieder schwächer und hörten plötzlich ganz auf – der Kaiser war todt.

In einem Berichte, welchen Dr. Dworjaschin in der „St. Petersburger Zeitung“ über die Verwundung des Kaisers veröffentlichte, heißt es : „Wäre ein sachverständiger Mann in der Nähe gewesen und hätte die Umgebung Seiner Majestät nicht den Kopf verloren, wäre eine Compression der Pulsadern oder eine feste Einschnürung der Schenkel vorgenommen, so wäre der Kaiser wahrscheinlich gerettet gewesen.“ (?)

Dieses traurige Ereigniß beschäftigte lange meine Gedanken. Es war mir unbegreiflich, daß bei der Lebensgefahr, von welcher der Kaiser stets bedroht war, man nicht seine Umgebung, Lakaien, Kutscher, Reitknechte oder Leibkosaken mit elastischen Schläuchen versehen und darin unterrichtet hatte, in solchem Falle die erste Hülfe zu leisten, nachdem ich doch schon vor acht Jahren gelehrt hatte, wie jeder Laie auch ohne anatomische Kenntnisse mit Hülfe eines solchen Gummischlauches jede Blutung aus verletzten Pulsadern an den Gliedern stillen könne.

Da fiel mir ein, daß es zweckmäßig sein dürfte, einem allgemein gebrauchten Kleidungsstück eine solche Construction zu geben, daß es in derartigen Nothfällen mit gutem Erfolge gebraucht werden könnte, und so entstand der „Tourniquet-Hosenträger“.

Ich wendete mich an den Inhaber der rheinischen Gummiwaarenfabrik, Herrn Franz Clouth in Nippes bei Köln, und veranlaßte ihn, derartige Träger herzustellen, die nunmehr nach vielen Versuchen zu meiner Zufriedenheit ausgefallen sind, sodaß ich Herrn Clouth die Erlaubniß gegeben habe, jedem Exemplar eine von mir verfaßte Gebrauchsanweisung beizugeben. (Preis pro Paar 2,50 M.)

Ausdrücklich warnen muß ich noch vor der Anwendung der sogenannten Blutstillungsmittel, welche so oft in die blutende Wunde hineingestopft werden, seien es nun die aus der Apotheke bezogenen (Eisenchlorid, gelbe Charpie, Pinghawer-Yambi etc.) oder seien es Volksmittel (z. B. Spinnengewebe, welches gewöhnlich aus den staubigsten Ecken geholt wird). Man kann mit solchen Mitteln wohl unbedeutende Blutungen zum Stehen bringen, aber ein zweckmäßig angewendeter Druck erreicht diesen Zweck viel besser, und nach dem, was ich über die schädliche Einwirkung jeder Art von Verunreinigung auf die Wunden gesagt habe, wird es klar sein, daß solche Mittel meist nur Schaden anrichten können, jedenfalls die rasche Heilung durch erste Verklebung verhindern müssen.




  1. Dr. Schleich: „Ein Mahnwort in der Samariterfrage“. (Stettin, 1882)
  2. Das Comité des deutschen Samaritervereins in Kiel beabsichtigt diesem Beispiel zu folgen.
  3. Die hier folgenden Abbildungen sind nach dem „Katechismus zur ersten Hülfeleistung in Unglücksfällen“ von Friedrich Esmarch, der soeben im Selbstverlage des deutschen Samaritervereins erschienen ist, im Holzschnitt ausgeführt worden. Bei dieser Gelegenheit verweisen wir noch unsere Leser auf das „Album für Krankenträger“ vom Oberstabsarzt Dr. G. A. Rühlemann, ein treffliches, mit vielen Illustrationen versehenes Buch, welches ursprünglich für die Krankenträger des deutschen Heeres bestimmt war, jetzt aber auch in außerdeutschen Armeen mehrfach Verwendung gefunden hat. Die deutsche Ausgabe dieses Albums erreichte innerhalb fünf Jahren eine Auflage von 14,000 Exemplaren, und neulich hat der Verfasser auch eine internationale Ausgabe (Preis 40 Pfennig) herausgegeben, welche einen erläuternden Text in sechs Sprachen nachweist.
    D. Red.