BLKÖ:Dietrichstein-Proskau-Leslie, Karl Johann Baptist Walter Fürst von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 302. (Quelle)
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Dietrichstein-Proskau-Leslie, Karl Johann Baptist Walter Fürst von (Staatsmann, Ritter des goldenen Vließes, geb. 27. Juni 1728, gest. zu Wien 25. Mai 1808). Vater des Vorigen. Erstgeborner Sohn des Karl Max Philipp Franz Xaver Fürsten von Dietrichstein (geb. 28. April 1702, gest. 24. Oct. 1784) aus seiner Ehe mit Maria Anna Josepha, Gräfin von Khevenhüller (vermält seit 2. Sept. 1725, gest. 4. Oct. 1764). Wurde 1750 zum k. k. Kämmerer, 1756 aber zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am königlich dänischen Hofe ernannt, welchen unter den damaligen Verhältnissen des siebenjährigen Krieges doppelt wichtigen Beobachtungsposten er bis nach dem Hubertsburger Frieden 1763 bekleidete. Nach seiner Rückkehr wurde er wirkl. geheimer Rath, erhielt 1764 das Hofamt eines k. k. Oberst-Stallmeisters und 1767 den Orden des goldenen Vließes. Der Fürst, ein Liebling des Kaisers Joseph II., begleitete den Kaiser auf seiner ersten Reise in das Banat, 1769 nach Italien, nach Rom während des Conclave, nach Neapel, Florenz, Parma, Turin und Mailand; 1770 zur Abwendung der großen Hungersnoth nach Böhmen und Mähren und zum Besuche, welchen der Kaiser dem Könige Friedrich II. im Lager bei Neisse abstattete. Fürst Dietrichstein bildete geraume Zeit hindurch mit dem Fürsten von Rosenberg und dem Feldmarschall Grafen von Lacy des Monarchen engern, gesellschaftlichen Cirkel, und wissen die gleichzeitigen Quellen viel von dessen Humor und Freimüthigkeit zu erzählen. Am 1. Mai 1779 erlangte er durch seines Vaters Cession die gräflich Proskau’schen Fideicommißherrschaften Proskau und Chrzelitz, welche er aber 1782 an den König von Preußen verkaufte. Nach Abgang des gräflich Leslie’schen Mannsstammes (8. Febr. 1802) erbte er die gräflich Leslie’schen Fideicommißherrschaften Ober-Pettau und Neustadt an der Mettau und wurde als Senior Obersthof- und Landjägermeister in Steiermark und Oberstmundschenk in Kärnten. Durch Reichsdeputationsschluß vom 25. Febr. 1803 erhielt er als Entschädigung für die an die helvetische Republik abgetretene Herrschaft Trasp die bisher von der Abtei St. Gallen innegehabte reichsunmittelbare Herrschaft Neu-Ravensburg in Oberschwaben. In dem seit Jahrhunderten erprobten Geiste der Dietrichsteine war er ein ausgezeichneter Staatsmann, ein Wohlthäter im Stillen und ein treuer Anhänger seines Kaisers, der ihn liebte und ehrte. – Fürstin Marie Christine (geb. 25. April 1738, gest. 4. März 1788). Gemalin des Vorigen. Stammt aus dem gräflichen Hause Thun und war seit 30. Jänner 1764 mit dem Fürsten Johann Baptist vermält. Ausgezeichnet durch hohe Talente in Wissenschaften und Künsten, gleichwie durch seltene Herzensgüte und Liebenswürdigkeit, war sie Hofdame Ihrer Maj. der Kaiserin Maria [303] Theresia bis zum Tode dieser großen Monarchin. Später glänzte sie im Kreise der Damen, in welchem Se. Majestät der Kaiser Joseph II. so manchen Abend nach rastlosen Arbeiten Erholung fand und deren dieser große Monarch, bereits am Rande des Grabes, in wehmüthigster Rührung gedachte. Die Fürstin gebar ihrem Gemal acht Kinder, davon starben 3 in frühester Jugend, ferner Gräfin Therese (geb. 11. Aug. 1768, vermält seit Februar 1807 mit dem Feldmarschall-Lieutenant Grafen Merveldt, gest. 16. Sept. 1821); endlich der jüngste Graf Joseph im Jänner 1801 an den im Kampfe für’s Vaterland erhaltenen Wunden als Rittmeister im Regim. Merveldt-Uhlanen in Regensburg. Dem Vater folgte als Majoratsherr Fürst Franz Joseph (s. d. Vor.). Ueber Graf Moriz I. s. d. folg. Lebensskizze.

Wiener Zeitung 1808, 28. Mai. – Baur (Samuel), Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die im ersten Jahrzehend des 19. Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, Lex. 8°.) I. Bd. Sp. 305. – Ersch (J. S.) und Gruber (J. G.), Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1822, Gleditsch, 4°.) I. Sect. 25. Bd. S. 162. – Der Biograph (Halle 1802 u. f., gr. 8°.) VIII. Bd. S. 243. – Zur Förderung des Schulwesens ließ der Fürst eine Medaille prägen, welche den Ausgezeichnetsten verliehen wurde. Sie ist aus Kupfer und vergoldet. Der Avers zeigt das fürstlich Dietrichstein’sche Geschlechtswappen (das Herzschild des großen Wappenschildes) mit dem Fürstenhute. Die Umschrift: Johann Carl Fürst von Dietrichstein-Proskau. Revers: Eine sitzende weibliche Gestalt, das Kreuz in der Linken, hinter dem Sitze Bücher, reicht einem herzutretenden Knaben in antikem Gewande eine Schaumünze. Oberhalb: Dem Fleisse. [Vergleiche: Beschreibung der bisher bekannten böhmischen Privatmünzen und Medaillen (Prag 1853 u. f., 4°.) S. 34. Tafel V. Nr. 36.]