BLKÖ:Geringer von Oedenberg, Gabriel Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 5 (1859), ab Seite: 153. (Quelle)
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Geringer von Oedenberg, Gabriel Freiherr von (Generalmajor u. Ritter des Mar. Theresien-Ordens, geb. zu Petrinia 15. Jän. 1758, gest. zu Wien 15. Oct. 1825). Der Sohn unbemittelter Eltern; der Vater, aus Oedenburg gebürtig, begann als Fourier und wurde Rittmeister im Regimente Barco-Hußaren, in welches G. 1777 – 19 Jahre alt – als Cadet eintrat, welchem Beispiele noch 4 seiner Brüder folgten. Der Sohn rückte 1782 zum Unterlieutenant, am 16. Mai 1788 zum Oberlieutenant vor. Im Türkenkriege that er sich im Scharmützel bei Walje Szaka (19. April 1789) hervor, dem heftigen Andrange der Janitscharen so lange Stand haltend, bis die Haupttruppe den Kampf aufnehmen konnte. G. trug in diesem Gefecht als Beute eine türkische Fahne, aber auch mehrere Wunden davon. An die Stelle seines Vaters, der den Adel erhalten hatte, rückte G. zum Rittmeister vor. In der Schlacht bei Fokschan, in welcher das türkische Lager mit dem ganzen Geschütze in die Hände der vereinigten Russen und Oesterreicher fiel, gab G. neue Beweise persönlicher Tapferkeit. Am 15. Aug. 1789 als Hauptmann zum General-Quartiermeisterstabe übersetzt, leitete G. vor Martinestje die Colonnenführung der Russen und trug wesentlich mit zur Erkämpfung des glänzenden Sieges bei. Die Zeit des Waffenstillstandes benützte G. zur Triangulirung der großen und kleinen Walachei. Am 1. Juni 1791 kam er als Escadronschef in’s Hußaren-Regiment Nr. 10. Im französischen Kriege focht er in der Schlacht bei Famars; am 23. Mai 1793 bei dem Sturme auf die feindliche Hauptredoute hatte er mit seiner Escadron die feindliche Besatzung theils niedergemacht, theils gefangen genommen, 13 Kanonen u. 750 Gefangene fielen in seine Hände; er erhielt für diese Waffenthat in der 34. Promotion (7. Juli 1794) das Ritterkreuz des Mar. Theresienordens. Nach der Schlacht von Rouvroi (24. Mai 1794) wurde G. Major und Flügeladjutant beim FZM. Grafen Clerfayt. Als solcher stand er in den Schlachten und Gefechten bei Fleurus, Hartenberg, an der Nidda und bei Höchst. Beim Sturme der Mainzer Linie nahm G. ein geschlossenes Werk und eroberte 3 Kanonen. Als im April 1796 Erzh. Karl an Clerfayts Stelle den Oberbefehl übernahm, berief der erlauchte Heerführer G. an seine Seite, der in den Schlachten bei Amberg, Emmendingen, Schlingen und bei der Belagerung von Kehl thätig war. Am 13. April 1797 wurde G. zum Oberstlieutenant bei Szekler-Hußaren befördert. Als 1798 Bernadotte Philippsburg belagerte, machte G. an der Spitze seines Regimentes mehrere glückliche Diversionen, streifte bis in den Odenwald, nach Wiesbaden, Limburg, und kehrte nach drei Monaten mit 400 Gefangenen in die Winterquartiere am Main zurück. Im J. 1800 organisirte G. den Landsturm, und erwarb dem Regiment Szekler-Hußaren den glänzenden Ruf, dessen es sich feindlicher Seits erfreute. Als 1800 das Regiment nach Siebenbürgen einrückte und dort feierlich empfangen wurde, trugen 78 Mann desselben die Tapferkeitsmedaille. Im Jahre 1805 bei dem Rückzuge der Russen von St. Pölten nach Krems, formirte G. die Arriere-Garde, bestand ein rühmliches Gefecht gegen Sebastiani, und zog sich über die [154] Donau zurück. Hier ereignete sich jener in der Kriegsgeschichte bekannte Fall, daß die große Donaubrücke in die Hände der Franzosen gerieth und dadurch die verbündeten Russen in hohe Gefahr gebracht wurden. Erzh. Karl selbst sprach die Rechtfertigung, als G., der streng nach den Befehlen gehandelt, dafür verantwortlich gemacht werden sollte. Am 22. Jän. 1808 wurde G. General und Brigadier in Kronstadt. 1809 befehligte er eine Cavallerie-Brigade im 7. Armee-Corps in Galizien unter Erzh. Ferdinand, kam nach dem Friedensschlusse als Brigadier nach Güns, trat aber am 27. April 1813 in den Ruhestand, den er noch 12 Jahre genoß und im Alter von 67 Jahren starb. Die Thaten des Szekler Huß.-Reg., das er viele Jahre als Oberst commandirt, hat er in seinem Tagebuche aufgezeichnet, wovon Bruchstücke in der österr.-Militär. Zeitschrift veröffentlicht wurden. G. wurde am 26. April 1802 in den erbländischen, am 29. Juli 1808 in den ungar. Freiherrn- und Magnatenstand erhoben. Seil dem Jahre 1805 war er mit einer Freiin von Bruckenthal vermält. Aus dieser Ehe stammen zwei Söhne: Karl Gabriel und Vincenz Franz. Letzterer ist als kais. Rittmeister 1849 gestorben. – Karl Gabriel Freiherr von (geb. 2. März 1806), trat in den österr. Staatsdienst, in welchem er gegenwärtig eine der höchsten Stellen desselben als geheimer Rath und Reichsrath bekleidet.

Ueber Gabriel: Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) S. 424 und 1737. – Oestr. Militär-Konversat.-Lexikon. Herausgeg. von Hirtenfeld u. Dr. Meynert (Wien 1851) II. Bd. S. 703. – Goth. genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser (Gotha, Perthes) Jahrg. 1849, S. 146; – Oestr. militärische Zeitschrift 1845, III. Bd.; 1846, I. und III. Bd.; 1847, III. und IV. Bd. – Ueber Karl Gabriel: Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Ungar. Conversations-Lexikon der neueren Zeit (Pesth 1850, Heckenast) III. Bd. S. 629. – Rittersberg, Kapesní slovníček, d. i. Taschenwörterbuch (Prag 1850, Pospíšil, 16°.) I. Bd. S. 484. – Allg. (Augsburger) Zeitung 1849, Nr. 151. – Presse (Wiener Blatt) 1849, Nr. 159 u. 181. – Wappen. Schild quer und in der Oberhälfte der Länge nach getheilt; dreifeldrig, rechts oben in Gold ein gekrönter, bewehrter schwarzer Doppeladler mit der goldenen Chiffre F. II. auf der Brust; links oben in Schwarz ein nach innen gekehrter goldener Löwe, mit einem Schwert in der rechten Vorderpranke, welches er nach oben hält; im unteren Feld in Blau auf grünem Boden ein steinerner Thurm mit 3 Zinnen, geschlossenem Thor, zu dessen beiden Seiten je ein rundes Fenster. Auf dem Schilde die Freiherrnkrone mit drei gekrönten Helmen, aus dem mittleren der Doppeladler des ersten Feldes, auf dem rechten der Löwe des zweiten Feldes, auf dem linken zwei Fahnen, die sich kreuzen, deren eine nach rechts, die andere nach links fliegt. Die rechte Fahne ist an der Spitze mit einem Halbmond besetzt, zweispitzig und roth und grün quergetheilt; die linke ist vierkantig und von Silber, Blau und Roth quergestreift. [Die Doppeladler erscheinen auch hier und da gekrönt und bewehrt, was aber unrichtig ist.]