BLKÖ:Bolla, Johann Baptist

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Boll, Anton
Nächster>>>
Bolla, Martin
Band: 2 (1857), ab Seite: 29. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Johann Baptist Bolla in Wikidata
GND-Eintrag: 128703865, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Bolla, Johann Baptist|2|29|}}

Bolla, Johann Baptist (Professor der griechischen Sprache und Custos der Universitätsbibliothek zu Wien, geb. zu Wien 15. Jänn. 1745, gest. ebendas. 8. Mai 1802). Sein Vater, Hofstuccator, erzog seinen Sohn zur Ausübung des nämlichen Gewerbes. Aber dieser, von seiner Neigung zu wissenschaftlichen Studien getrieben, brachte alle seine freie Zeit über Büchern zu, die er von den [30] geringen Ersparnissen seines Gewerbes kaufte, und namentlich war es die griechische Sprache, die ihn anzog. Um seiner ursprünglichen Bestimmung zu entgehen, begab er sich nach Rom, wo er sein Studium ungehindert betrieb. Nach einigen Jahren zurückgekehrt, mußte er gleichwohl die Beschäftigung seines früheren Gewerbes fortsetzen. Einst, als er in den Gemächern des Fürsten Kaunitz arbeitete, und das von Haid geschabte Bildniß des Fürsten vor sich liegen sah, schrieb er in griechischer Sprache folgende wörtlich übersetzte Strophen hin:

Der Staaten mit dem Geist erobert, dieser ist es,
Wie Solon weise und vollkommner Bürger;
Doch an Würde ist er hoch erhaben,
          Hoch über Andere!

Themis, des höchsten Zeus Tochter und die Musen
Bekränzen mit Myrrhen ihn. Auch der Künste
Vater ist er; wer ist’s, Kaunitz ist es,
          Den schon die Welt kennt.

Diese Strophen erweckten Aufsehen. Man forschte nach ihrem Verfasser, und war nicht wenig erstaunt, als man als deren Dichter einen Stuccaturgesellen fand. Nun war die Wendung seines Schicksals entschieden. Er wurde 1777 Lehrer der griechischen Sprache, und 1783 Scriptor an der k. k. Universitäts-Bibliothek zu Wien. Seine deutschen und griechischen Gedichte, und seine verschiedenen Abhandlungen über griechische Literatur beurkunden in ihm einen ästhetisch und gründlich gebildeten Autodidacten. Er gab folgende Schriften im Druck heraus: „Lieder“ (Wien 1773, 8°.); – „Griechische Alterthümer“ (Wien u. Leipzig 1773, Jahn); – „Beschreibung der antiquarischen Statuen zu Rom“ (Wien 1782, Heubner); – „Rede von der Schönheit und dem Nutzen der griechische Literatur“ (Wien 1771, Heubner, gr. 4°.); – „Ein griechisches Gedicht auf Mad. Vigano“ (Wien 1793); – „Epicuri hortus“ (Wien 1798, Trattner, 8°.); – „Geschichte von Griechenland, hauptsächlich den Zeitraum von der 283. bis zur 294. Olympiade enthaltend“ (Basel 1783, Schweighäuser, gr. 8°.); – „Homonoeticon occasione pacis V. Id. Febr. 1801 recuperatae“ (Wien 1801). Er war auch fleißiger Mitarbeiter für das große Holmes’sche Bibelwerk.

(De Luca) Das gelehrte Oesterreich (Wien 1776, Ghelen) I. Bd. 1. St. S. 38. – Baur (Sam.), Allgem. histor.-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürd. Personen, die im 1. Jahrzehend des 19. Jahrhunderts gestorben sind. I. Bd. S. 135. – Meusel (Joh. G.), Das gelehrte Deutschland (Lemgo 1783, 4. Aufl.) I. Bd. S. 170. – I. Nachtrag (Ebendas. 1786) S. 62. – Annalen der Literatur und Kunst in dem östr. Kaiserthume (Wien, A. Doll) Jhrg. 1803 I. Bd. S. 138. – Sein Porträt in Kupferstich mit der Unterschrift: Johann Bapt. Bolla (ohne Angabe des Zeichners, Ortes und Jahres in Medaillonform, kl. 8°.).