BLKÖ:Brzuska, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 182. (Quelle)
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Brzuska, Johann (Dechant und Naturforscher, geb. zu Schwarzwasser im Fürstenthum Teschen 6. Mai 1757, gest. [?]). Studirte die Humanitätswissenschaften 1768–1773 zu Teschen; die Philosophie zu Olmütz, zum Theil auch die Theologie, die er nach Versetzung der Universität nach Brünn 1778 daselbst fortsetzte, dann aber in Wien vollendete, wo er im Dec. 1780 zum Priester geweiht wurde. Dann kehrte er nach Teschen zurück, wurde 1781 Cooperator zu Freystadt; 1784 Caplan in Teschen; März 1786 Seelsorger zu Pogwisdan; August 1796 Pfarrer zu Istebna, und 1804 Dechant in Teschen, Schuldistricts-Aufseher und Consistorialrath. Noch in den Studienjahren hatte er eine besondere Vorliebe für die Physik, und war es vor Allem die Electricität, worin er ununterbrochen Versuche anstellte. In Istebna, einem im hohen Gebirge an der ungarischen Gränze gelegenen, von allem Verkehr mit der Außenwelt abgeschlossenen Orte konnte er sich vollends seiner Lieblingswissenschaft widmen, Versuche anstellen, dieselben wiederholen, die Resultate gewissenhaft aufzeichnen, und namentlich die wohlthätigen Wirkungen derselben an der leidenden Menschheit erproben. Seine Studien und Versuche brachten ihn in der Umgegend in einen doppelten Ruf, erstens in den eines wohlthätigen Arztes; zweitens bei den unwissenden Gebirgsbewohnern (Góralen) in den eines Zauberers, weil er ohne Stahl und Feuerstein durch bloßes Drehen einer gläsernen Kugel nicht nur Feuer schlagen, sondern auch sowohl in der Nähe als in der Ferire gewaltige Stöße ertheilen konnte. Seine Versuche zeichnete er sorgfältig auf, und das Resultat war eine „Abhandlung über den Einfluss des electrischen Feuers auf gesunde und sieche Körper der Menschen“, welche Manuscript geblieben. Auch verfertigte er Thermometer und Barometer, beobachtete die Witterung, und nahm die Vermessung mehrerer Bergeshöhen der Gegend, in der er lebte, vor. Eine „Beschreibung des Dorfes Istebna“ befindet sich in Handschrift auf der Teschner Bibliothek. Im J. 1801 verfiel er auf den eigenthümlichen Gedanken, aus gerolltem Schreibpapier Orgelpfeifen zu verfertigen und ein Positiv daraus zusammenzusetzen, was ihm auch vollkommen gelang. Die papiernen Pfeifen kommen in Reinheit des Tones den zinnernen nach; haben aber, was Wohlfeilheit, leichte Verfertigung und Stimmung betrifft, vor ihnen den Vorzug. Eine Abhandlung darüber befindet sich auch im Manuscript.

Scherschnik (Leopold Johann), Nachrichten von Schriftstellern und Künstlern aus dem Teschner Fürstenthume (Teschen 1810, Prohaska, 8°.) S. 66. – Dlabacz (Gottfried Joh.), Allg. hist. Künstler-Lexikon für Böhmen (Prag 1815, Haase) I. Bd. Sp. 247. – Vaterl. Blätter für den östr. Kaiserstaat. 1811, S. 24.