BLKÖ:Castiglioni auch Castiglione, Karl Ottav Graf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Cattalinich, Johann
Band: 2 (1857), ab Seite: 309. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Carlo Ottavio Castiglioni in Wikidata
GND-Eintrag: 101867277X, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Castiglioni auch Castiglione, Karl Ottav Graf|2|309|}}

Castiglioni auch Castiglione, Karl Ottav Graf (Archäolog und Philolog, geb. zu Mailand um das Jahr 1795, gest. ebenda nach Einigen 1826, nach Andern später). Entstammt einer [310] alten lombardischen Familie, deren Sprossen in der geistlichen, diplomatischen, kriegerischen und gelehrten Laufbahn sich hervorgethan haben. Frühzeitig widmete er sich einem zu seiner Zeit in Italien noch vernachlässigten Studium, nämlich dem der Numismatik. Mit seinem Werke: „Monete cufiche dell’ I. R. museo di Milano“ (Mailand 1819, 4°.), worin er eine seltene Kenntniß der orientalischen Sprache und der Geschichte beurkundet, erregte er die Aufmerksamkeit der gelehrten Welt. Der Italiener Gius. Schiepati benützte C.’s Werk in seiner „Descrizione di alcune monete cufiche del museo di Stefano Mainoni“ (Mailand 1820, mit 3 Taf., 4°.) in so wiederrechtlicher Weise, daß der Graf zur Wahrung seines Eigenthums öffentlich mit der Schrift: „Osservazioni sull’ opera intitolata Descrizione ec. ec.“ (Mailand 1821) auftreten mußte. Schiepati erwiederte darauf mit seinem: „Postille alle osservazioni …“, und C. schloß diese Fehde mit seiner „Nuove osservazioni sopra un plagio letterario ed appendice su i vetri con epigrafi cufiche ec. ec.“ (Mailand 1822). Durch seine gelehrten Arbeiten kam er mit dem berühmten Angelo Mai (s. d.) in Berührung, der ihn einlud, mit ihm zugleich die unter den Palimpsesten der Ambrosianischen Bibliothek zu Mailand im J. 1817 entdeckten Fragmente des Ulphilas herauszugeben. Diese Fragmente erschienen auch unter dem Titel: „Ulphilae partium ineditarum in Ambrosianis palimpsestis ab Ang. Maio repertarum conjunctis curis ejusdem Maii et Car. Octav. Castilionaei editio“ (Mailand 1819, 4°.). Es waren darin Proben von Theilen des alten Testaments (Esra u. Nehemia), von einigen Paulinischen Briefen, so wie das Fragment eines gothischen Kalenders und eine Homilie enthalten. Die Kritik sprach sich über den Werth dieser Arbeit sehr anerkennend aus. Die übrigen gelehrten Arbeiten C.’s sind: „Mémoire géographique et numismatique sur la partie orientale de la Barbarie appelée Afrikiah par les Arabes, suivi de recherches sur les Berbères atlantiques“ (Mailand 1826), worin C. aus den Namen arabischer Münzen Ursprung und Geschichte der in der Berberei liegenden Städte zu ermitteln sucht; – „Ulphilae Gothica versio epistolae Pauli ad Corinthios secundae“ (Mailand 1829); – „Gothicae versionis epistolarum divi Pauli ad Romanos, ad Corinthios primae, ad Ephesios quae supersunt“ (Mailand 1834); – „Gothicae versionis epistolae Pauli ad Galatas, ad Philippenses, ad Colossenses, ad Thessalonicenses primae quae supersunt“ (Mailand 1835); – und „Gothicae versionis epistolarum Pauli ad Thessalonicenses secundae, ad Timotheum, ad Titum, ad Philemonem quae supersunt“ (Mailand 1839). Durch die Herausgabe dieser Bruchstücke der gothischen Bibelübersetzung des Ulphilas, welche er mit gründlichen Anmerkungen und Glossen begleitet hat, ist C. auch dem gelehrten Publicum Deutschlands bekannt geworden. Castiglioni war von schwächlicher Gesundheit, und wurde der Wissenschaft, welche sein gründliches und reiches Wissen noch mit mancher Arbeit hätte bereichern können, in den besten Jahren durch den Tod entrissen. In letzterer Zeit wurde für ein ihm zu Ehren zu errichtendes Monument in Mailand ein Concurs ausgeschrieben. Die dazu aufgestellte Commission hatte, obgleich die Bildhauer Vela, Labus und Pierotti bereits Vorarbeiten zum Monumente gemacht, einen neuen Künstler zur Ausführung desselben bestellt. Ob dasselbe vollendet und schon aufgestellt worden, ist nicht bekannt.

Revue encyclopédique tom. XIV. S. 134. – Tipaldo, Biogr. degli uomini Italiani illustri. – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und [311] Literatur. In 4 Bänden (Leipzig 1832, Brockhaus, Lex. 8°.) I. Bd. S. 385. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1853, Bibl. Inst., Lex. 8°.) II. Suppl. Bd. S. 827 [nach diesem um’s J. 1795 geb.] – Nouvelle Biographie générale … publiée sous la direction de Mr. le Dr. Hoffer (Paris 1853) IX. Bd. Sp. 113 [setzt das Jahr 1826 als sein Todesjahr an, und doch edirte C. noch 1839 Bruchstücke des „Ulphilas“]. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage). Bd. S. 710.[BN 1]

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Castiglioni, Karl Octav Graf [Bd. II, S. 309].
    Biondelli (B.), Elogio del Conte Carlo Ottavio Castiglioni. Discorso (Milano 1856, Gius. Bemardoni di Gio, gr. 8°., 44 S.). [Band 28, S. 328]