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BLKÖ:Colludrowitz, Jakob Franz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 2 (1857), ab Seite: 431. (Quelle)
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Colludrowitz, Jakob Franz (Arzt, geb. zu Venedig im Dec. 1744, gest. 4. Juni 1830). Stammt von einer slavischen Familie, welche doch seit längerer Zeit in Venedig ansäßig war und Handelsgeschäften oblag. Jakob Franz studirte in Padua und erhielt mit 20 Jahren die medicinische Doctorswürde. Unter der Leitung des berühmten Arztes Peter Orteschi trat er in die Praxis. Die ersten Verdienste erwarb er sich als Armenarzt in der Pfarre von St. Peter, und nach und nach wuchs sein Ruf und C. wurde einer der gesuchtesten Aerzte. Im J. 1794 ernannte ihn der Senat von Venedig zum Primararzt im Spital der Unheilbaren. Im J. 1805 berief ihn die östr. Regierung zur Behandlung einer in den öffentlichen Gefängnissen herrschenden ansteckenden Krankheit und zugleich in die für die Stadt und Provinz Venedig aufgestellte beständige ärztliche Commission; überhaupt wurde er in allen sanitätspolizeilichen Angelegenheiten zu Rathe gezogen, selbst dann noch, als Aglietti (s. dies. I. Bd. S. 6) seine denkwürdige Thätigkeit entfaltete. Aglietti war ein Widersacher, Colludrowitz ein Anhänger des Browne’schen Systems, nichtsdestoweniger fanden beide Männer in der verschiedenen wissenschaftlichen Ansicht vielmehr einen Reiz, sich wechselseitig mitzutheilen und die Ansichten auszutauschen, und bezeichnend ist für Beide der erste Ausruf Aglietti’s, als dieser von einem Schlaganfall getroffen wurde: „Und Colludrowitz, wo bleibt er?“ Auch wählte ihn Aglietti zu seinem Ordinarius. Als ärztlicher Schriftsteller übersetzte Colludrowitz aus dem Englischen des Wintringham den „Trattato sulla Podagra“ und „Saggio sulle malattie endemiche“; ferner die zu Edinburg herausgegebenen „Commentarj medici e filosofici“. Moschini schreibt ihm auch die Uebersetzung des Werkes von Buchanan „Medicina domestica“ zu. Ueberdies schrieb er die „Orazione in lode di Santorio“, die „Lettera sui vantaggi dei vescicanti volanti“ und war der erste, welcher die Wirkungen des Ricinusöls erprobte. [432] In seinem bedeutenden schriftstellerischen Nachlasse befanden sich: „Consulti ed aforismi medico-pratici“ und mehrere Dissertationen in italienischer und lateinischer Sprache. Colludrowitz war Mitglied der Gesellschaft der Aerzte zu Venedig, mehrere Jahre ihr Präsident, und auch Mitglied des Ateneo veneto.

Dandolo (Girol.), La caduta della repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici (Venedig 1855, Naratovich) Appendice S. 370.