BLKÖ:Csányi, Ladislaus

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Csaplár, Benedikt
Band: 3 (1858), ab Seite: 42. (Quelle)
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Csányi, Ladislaus (Minister der Communicationen u. öffentlichen Bauten in der ungarischen Revolution 1848, geb. zu Csány im Szalader Comitate 1790, in Folge kriegsrechtlichen Urtheiles zu Pesth 10. Oct. 1849 hingerichtet). In früher Jugend wurde er Hußar und machte die Feldzüge von 1809–15 mit; ob einer Wunde am Fuße entsagte er dem Militärdienst. Später wurde er Táblahiró und behielt auch als solcher stets [43] seine soldatenhafte Energie, das Feuer, die Strenge und Ordnungsliebe. Er war das Haupt, der Anführer der Gegenpartei im Szalader Comitate, Meinungsgenosse und Freund von Franz Deák (s. d.) und galt im Lande als der Senior der liberalen Partei und das Haupt der Opposition. In den Märztagen 1848 befand er sich zu Pesth, wo er sein schon früher beobachtetes Programm um so energischer aufrecht hielt, als ihn die Verhältnisse der Zeit darin begünstigten. Als der Banus von Croatien sich ernsthaft zum Angriff rüstete, wurde C. vom ungar. Ministerium als Regierungs-Commissär an die Drau geschickt. Später folgte er dem General Moga nach Preßburg und blieb auch unter Görgey Regierungs-Commissär bei der Oberarmee. Als die revolutionäre Regierung und der Landtag sich von Pesth nach Debreczin zurückgezogen, verblieb C. als bevollmächtigter Commissär in Budapest, das er von Allen am spätesten verließ. Im Allgemeinen war er bei der Flucht stets der Letzte, wenn es zu handeln galt, stets der Erste. Der Schauplatz seiner ferneren revolutionären Thätigkeit wurde nun[WS 1] das unglückliche Siebenbürgen, wo die jammervollste Anarchie wütete und C. für die Wiederherstellung der Ordnung in jener Weise wirkte, über welche, wie ein Berichterstatter jener Tage meldete: „der Schutzgeist der Menschheit mit einem in Thränen getauchten Kiel seinen Rapport zu schreiben pflegt.“ Gegen Ende April 1849 wurde er aus Siebenbürgen zur Uebernahme des Portefeuilles durch Kossuth zurückberufen. Bei der stets zunehmenden Uneinigkeit zwischen Kossuth und Görgey gehörte C. unter diejenigen Minister, welche sich der Absetzung Görgey’s entgegenstellen, und die Rettung des Landes in der Dictatur Görgey’s erblickten, dessen Feldherrntalent, Energie und soldatische Strenge C. sehr hoch stellte. Obwohl sich C. nach der Waffenstreckung bei Világos hätte flüchten können, that er es doch nicht, indem er sich also äußerte: als alter und kränklicher Mann wolle er sich nicht flüchten, und möge welches Los immer seiner warten, er bleibe im Vaterlande, dessen Sturz er ohnehin nicht überleben wolle. Zu Sarkad ergab er sich den Russen, von denen er nach Großwardein in die Hände der Oesterreicher ausgeliefert wurde. Nach Pesth in’s Neugebäude gebracht, endete er am 10. October 1849 in Folge kriegsrechtlichen Urtheils sein Leben am Galgen. Vor dem Gerichte leugnete er nichts, vielmehr bekannte er offen heraus, daß er Alles freiwillig und aus Ueberzeugung gethan und mit solcher Stimmung empfing er den Tod. Seine Wirksamkeit als Revolutionsmann wird gerichtlich folgendermaßen geschildert: „Csány gehörte, wie die Stufenleiter andeutet, auf welcher er vom Regierungs-Commissär zum Landes-Commissär, dann zum Regierungs-Obercommissär und zeitweiligen Plenipotentiär empor emporstieg, in jene Classe von Menschen, welche das Umsichgreifen einer Empörung durch rastlose Besorgung des Details der Geschäfte, durch Herbeischaffung der Mittel, durch Beseitigung der Hindernisse, durch aufstachelnde Bearbeitung der öffentlichen Meinung möglich machen, ihre praktische Organisation zu Stande zu bringen, überall die Fäden anknüpfen und von allen Enden im Mittelpuncte sammeln, mit einem Worte in die Classe der Nichtunternehmer aber Werkführer der Rebellion, ohne deren Mitwirkung ihre Häupter nichts vermögen, weil ihnen ohne diese der materielle Boden und auf demselben die schlagfertige Ausführung ihrer Maßregeln fehlt. In dieser Rolle begegnet uns Csány’s Name vom Anfang bis zum Ende des ungar. Losreißungskampfes. In zahllosen Aufrufen und Plakaten ließ er weder [44] Lüge noch Dichtung unversucht, um die Empörung zuerst zu rechtfertigen, dann für sie Neophyten zu werben und ihr endlich um jeden Preis thatsächliche Erfolge entweder zu verschaffen oder fabelhaft zu ersinnen. So war sein Wirken in allen Stadien beschaffen, so in der Depesche über die croatische Invasion, so in der Proclamation vom 10. Dec. 1848[WS 2] über den Thronwechsel etc.“ – Im gesellschaftlichen Leben übrigens soll C. sehr heiter, ja gemüthlich gewesen sein. Unter den Civilchefs der ungarischen Revolution entwickelte C. eine solche Thätigkeit, daß er seines außerordentlichen Fleißes wegen allgemein die Biene genannt wurde.

Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Ungar. Conversation-Lexikon der neueren Zeit (Pesth 1850, Heckenast) II. Bd. S. 231. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Auflage) IV. Bd. S. 493. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für gebildete Stände (Hildburghausen 1853, Bibl. Inst., Lex. 8°.) II. Supplementband S. 1165. – Levitschnigg (Heinrich Ritter v.), Kossuth und seine Bannerschaft (Pest 1850, Heckenast) II. Bd. S. 48 (daselbst sein Porträt mit Facsimile).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: unn
  2. Vorlage: 1849 (Franz Joseph I. wurde am 2. Dezember 1848 gekrönt).