BLKÖ:Freyer, Heinrich

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Frey
Band: 4 (1858), ab Seite: 352. (Quelle)
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Freyer, Heinrich (Naturforscher, geb. zu Idria in Krain 7. Juli 1802).[BN 1] Freyers Großvater Ernst stammt aus Saaz in Böhmen, kam nach Krain und errichtete in Idria die ärarische Werksapotheke; sein Sohn Karl folgte ihm im Geschäfte, das er bis 1835 besorgte. Dessen Sohn Heinrich fand bei demselben Gelegenheit, seine naturwissenschaftliche Wißbegierde zu befriedigen. Während der franz. Occupation Krains waren mehrere Naturforscher aus Frankreich in Krain beamtet, unter andern Holander, der später nach Metz als Professor der Naturgeschichte kam. Dieser wirkte mannigfach anregend auf F. und seinen Vetter den Förster Valentin v. Krampelfeld, der sich viel mit Entomologie beschäftigte. Im November 1815 kam F. nach Laibach, um daselbst das Gymnasium zu besuchen. Der Pflege seines Lieblingsstudiums, der Naturgeschichte, stellten sich manche Hindernisse entgegen. Der berühmte krainische Botaniker Hladnik (s. d.) gestattete F. nicht den Besuch seiner Vorlesungen, um ihn nicht dem Studium der anderen Gegenstände zu entziehen. Einer seiner Lehrer warf des Knaben Schmetterling- u. Raupensammlung in’s Feuer. Ein längerer Aufenthalt im Hause des Apothekers Wondraschek, eines von seiner Zeit nicht begriffenen tüchtigen Chemikers, weckte in F. die Lust, Apotheker zu werden, was jedoch die Eltern nicht zugaben. 1819 setzte F. das Gymnasialstudium in Fiume fort, wo das nahe Meergestade mit seinen Weichthieren und andern Naturobjecten den Forschergeist des jungen Sammlers belebte. Zum Besuche der philosophischen Jahrgänge kehrte F. nach Laibach zurück. Erst als er den entschiedenen Entschluß äußerte, nun Apotheker werden zu wollen, gestattete ihm Hladnik den Besuch seiner botanischen Vorlesungen, worauf sich bald ein freundschaftlicheres Verhältniß zwischen Lehrer und Schüler entspann und Letzterer sich mannigfacher Begünstigungen zu erfreuen hatte, die seinem Wissenstriebe wohl zu statten kamen, unter andern: der Besuch des botanischen Gartens in später Abendstunde, um Insekten zu sammeln, die Erlaubniß von jeder blühenden Pflanze des Gartens ein Exemplar für das Herbar abzuschneiden u. d. m. [353] 1825 hatte F. den Cursus der Pharmacie beendet und mußte alsbald nach Idria sich verfügen, um seinem altgewordenen Vater im Apothekergeschäfte behilflich zu sein. In diese Zeit bis 31. Oct. 1827, an welchem Tage F. zur Beendigung des pharmaceutischen Curses nach Wien reiste, fallen viele Ausflüge in nahe und ferne Gebirge, welche seinen Sammlerfleiß reichlich belohnten und ihn mit manchem anerkannten Forscher in Verkehr brachten. In Wien fehlte es nicht an neuen ihn fördernden Verbindungen, wozu namentlich die Sitte des Austausches unter Sammlern Gelegenheit bot. Nach beendetem Curse trat F. in die Dienste eines Apothekers in Agram (18. Jän. 1829), wo er nur bis Juli d. J. verblieb. Nach einem botanischen Ausfluge nach Triest trat F. im Sept. d. J. in Graz, im Febr. 1831 in Laibach in eine Apotheke, welch’ letztere er erst verließ, als ihm im August 1832 die krainischen Stände die Custosstelle des eben begründeten Museums antrugen, welche F. auch annahm. Im nämlichen Jahre begab sich F. noch nach Wien, um bei Heckel Unterricht im Präpariren zu nehmen. Auf seinem neuen Posten wirkte F. nahezu 2 Jahrzehende, und ist seinem aufopfernden Eifer und seiner tüchtigen Fachkenntniß das Aufblühen dieses Institutes, das unter andern des Kaiserstaates eine hervorragende Stelle einnimmt, wesentlich zu danken. Im J. 1853 wurde F. Conservator am zoologisch-botanischen Museum Ferdinando-Maximilianum in Triest. Schon am 26. Juni 1848 ernannte ihn die kais. Akademie der Wissenschaften zum corresp. Mitgliede der mathemat.-naturwissensch. Classe, überdies zeichneten ihn mehrere in- und ausländische naturhistor. Vereine, als zu Klagenfurt, Görz, Wien, Regensburg, Moskau, St. Petersburg u. a. durch ihre Diplome aus. Die wissenschaftlichen Arbeiten F.’s sind zum größeren Theile in Zeitschriften zerstreut und beschränken sich in der Regel auf die Erforschung seines Vaterlandes. Mit namhaften Opfern hat er die unten angeführte Specialkarte Krains, welche die Anerkennung tüchtiger Geographen gefunden, zustande gebracht. Auch muß hier bemerkt werden, daß F. bei Gelegenheit des durch den hochw. Fürstbischof Anton Alois Wolf beschlossenen Kuppelbaues in der Domkirche es übernahm, die Gemälde an der alten Decke abzunehmen und sich dabei eines von ihm zuerst angewandten Verfahrens bediente, welches sehr glückliche Resultate ergab, indem die auf solche Art abgenommenen vor 100 Jahren von Quaglio gemalten Freskobilder unbeschädigt blieben. Im J. 1848 übertrug ihm auch der geognost.-montanist. Verein in Gratz die Stelle eines Begehungs-Commissärs für Krain, zu welchem Behufe F. einen halbjährigen Cursus zur Ausbildung in diesem Geschäfte in Wien genommen hatte. Auch war es F., den Se. Majestät der König von Sachsen Friedrich August auf seinen wiederholten botanischen Excursen in Krain im Mai 1838 und im Juli 1841 zum Begleiter wählte. Und als im J. 1848 in Kärnten von den Ständen die Aufstellung eines Landesmuseums beschlossen wurde, war es F., der auf den Wunsch der Stände Einrichtung, Aufstellung, kurz die Organisirung des Museums durchführte. Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten nennen wir: Selbständige Schriften: „Fauna der in Krain bekannten Säugethiere, Vögel, Reptilien und Fische“ (Laibach 1842, 8°.). [Vergl. dar.: Oken Isis 1843, V. Heft S. 395]; – „Specialkarte des Herzogthums Krain“, 16 Bl. Maßst. 1:115,000 (Wien 1844–1845, Müller); dazu als erläuternden Text: „Alphabetisches Verzeichniss aller Ortschafts- und Schlössernamen des Herzogthums Krain in deutscher und krain. Sprache“ [vergl. „Répertoire de Cartes publié par [354] L’Institut Royal des Ingénieurs neerlandais“. La Haye 1854; S. 65 Nr. 154]. – „Verzeichniss slavischer Pflanzennamen“ (Laibach 1836, 4°.). – In Zeitschriften und Sammelwerken zerstreut, u. a. in der „Flora“ (Regensburger botan. Zeitung) 1838: „Entdeckung und Beschreibung der Daphne Blagayana Freyer“ (I. S. 176); – „Helleborus altifolius bei Auerberg“ (Ebenda, S. 368); – „Bericht der Ersteigung des Terglon im J. 1837“ (Ebnd. II. Beibl. 26); – „Besteigung des Mangartberges bei Weissenfels“ (Ebd. 1839, II. Bd. S. 583); – „Biographische Notizen über Scopoli“ (Ebnd. 1840, II. Bd. Beiblätter S. 57). – In Graf Hohenwarths „Beiträgen zur Naturgeschichte, Landwirthschaft und Topographie des Herzogthums Krain“: „Höhlenwanderungen und Grotten-Untersuchung im J. 1834“ (I. Heft S. 1); – „Anguila lati- und acutirostris Risso, beide im Idriza-Flusse“ (II. 10); – „Bericht über Höhlenbären-Vorkommnisse“ (V, S. 114, 117, 122, zum Verständniß der darüber entstandenen Polemik mit Dr. Lippich vrgl. I. Heft S. 56 u. 65; III. Heft S. 403). In den „Berichten über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaft in Wien“: „Lacker Lithographie-Stein“ (1846, S. 53, 57 und 109); – „Foraminiferen-Funde in Krain und Kroatien“ (Ebd., S. 109, 157 und 1349, S. 9). – Im „Illyrischen Blatte“: „Fossilien von Polsica in Oberkrain“ (1849, S. 202); – „Odontites linifolia vom Nanos und Frejera Biasolettiana Meiss.“ (Ebenda, S. 239) – „Mezakla-Grotte bei Assling in Oberkrain und eine noch unzugängliche Grotte bei der Kobila in Strug bei Idria“ (Ebd., S. 370).

Almanach der kais. Akademie der Wissenschaften II. Jahrg. (1852) S. 158; VIII. Jahrg. (1858) S. 99. – Wie aus der Biographie ersichtlich, verschaffte die Sitte, in der Naturwissenschaft neue Species durch die Namen um diese Wissenschaft verdienter Männer kenntlich zu machen, auch Freyer’n die Auszeichnung der Aufnahme seines Namens in die naturgeschichtliche Terminologie, denn es bestehen: Primula Freyeri, eine der Primula carniolica verwandte Art, von Hladnik so benannt. – Freyera Biasolettiana Meiss., eine Pflanze aus der Familie der Storchschnabelgewächse, von Reichenbach so benannt [vergl. sein Handbuch des natürlichen Pflanzensystems (1837) S. 291, Anmerkung – und Illyrisches Blatt 1839, S. 239). Oenocarpon Freyeri, womit Apotheker Lang in Neutra die von dem Botaniker Hladnik „Oenante apifolia“ benannte Pflanze bezeichnete; – Cirsium Freyerianum von Koch so benannt und in seine Flora aufgenommen; – Ribes Hladnikii Freyer [vergl. Zeitschrift Flora 1838, II. Bd. S. 581]; – Daphne Blagayana Freyer [vergl. ebenda I. Bd. S. 176] – und: Pupa Freyeri Schmidt [vergl. ebenda].

Berichtigungen und Nachträge

  1. Freyer, Heinrich [Bd. IV, S. 352], gestorben zu Laibach 21. August 1866.
    Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien, 8°.) 17. Jahrg. (1867), S. 265 u. f., von Karl Deschmann. [Ich mache an dieser Stelle die kaiserliche Akademie auf einen Umstand aufmerksam, der Anlaß zu Irrthümern geben dürfte. In der „Feierlichen Sitzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften am 31. Mai 1867“ (Wien, Staatsdruckerei, 8°.) heißt es im Nekrologe Freyer’s S. 169: „Den 21. August l. J. verschied“. Darnach wäre Freyer im Jahre 1867 verschieden, dem aber ist nicht so, er ist im Jahre 1866 gestorben.] [Band 28, S. 338]