BLKÖ:Giovanelli, Joseph I. von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 5 (1859), ab Seite: 194. (Quelle)
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Giovanelli, Joseph I. von (Tyroler Landesvertheidiger, geb. zu Bozen 7. Mai 1750, gest. 19. Nov. 1812). Ist durch seinen Sohn Joseph II.[WS 1] der Begründer des freiherrlichen (Bozener) Astes der Tyroler Linie (siehe Giovanelli Friedrich Maria in den Quellen I. die Familie). Joseph I. war früh landschaftlicher Verordneter des Herrn- und Ritterstandes, wurde 1784 Cassier der zu Bozen errichteten landschaftlichen Filialcasse und war in dieser Eigenschaft während der Landesvertheidigung 1796–1801 in so ehrenvoller Weise thätig, daß seine Verdienste ihm eine bleibende Stelle in Tyrols Geschichte sichern. Um den für die Landesschützen nöthigen Unterhalt herbeizuschaffen, verpfändete er seinen Privatcredit, setzte die schon unter den Nennwerth herabgesunkenen Bancozettel mit bedeutendem Verlust in Silber um, hielt den landschaftlichen Credit, das Hauptfundament der Landes-Vertheidigung, unerschüttert aufrecht und war dessen Stütze im J. 1805. Als am 13. April 1809 die österr. Vorposten bis Bozen vorgedrungen waren, nahm G. den östr. Armee-Intendanten Hormeyr (s. d.) in sein Haus auf, welches seit dieser Zeit den Mittelpunct der tyrolischen Patrioten bildete. Das östr. Armee-Corps bedurfte Geld. G. negozirte unverweilt ein Anlehen von 100,000 fl. und in einer Stunde war die ganze Summe gezeichnet. G. wurde nun Präses der in Bozen constituirten Schatzdeputation, verkehrte in dieser Eigenschaft ununterbrochen mit dem Commandanten des südlichen Landes und insbesondere mit Hofer, dessen Freund und Rathgeber er war. So war es G., welcher alle Unternehmungen im Süden leitete, und als schon im Mai die Munition fehlte, wieder mit Verpfändung des Privat-Credites 200 Pfund Pulver aus der Schweiz in’s Land schaffen ließ; dem General Buol, der für seine Mannschaft Geld brauchte, auf der Stelle die Summe von 18,000 fl. verschaffte, und als Tyrol von allen Seiten vom Feinde umrungen war, den österr. Landes-Commissär von Roschmann rettete. Als Niemand es wagte, den versammelten erbitterten Tyrolerschützen den geschlossenen Frieden mit dem Befehle zur Niederlegung der Waffen zu verkünden, war G. der Einzige, der dieses Wagestück unternahm und glücklich zu Stande brachte. Diese Verdienste zeichnete Kaiser Franz schon 1801 durch Verleihung des Freiherrnstandes aus; G. aber, mit der kaiserl. Huld zufrieden, behob nicht das Diplom; 1811 war ihm das Ritterkreuz des ungar. St. Stephans-Ordens zugedacht, aber auch diese Gnade mußte G. ablehnen, weil ihm dieselbe in dem damals Frankreich unterworfenen Lande den Weg nach Mantua, wo Napoleon sein Blutgericht hielt, bahnen konnte. Eines aber war ihm noch gegönnt: die Morgenröthe einer glücklicheren Zukunft in dem Brande von Moskau zu erleben; dann beschloß er, 62 Jahre alt, sein Leben. – Seine Gemalin Maria Anna Katharina (geb. 6. Jänner 1766, gest. 29. Dec. 1827), eingebornes Fräulein v. Pach, war wegen ihrer Wohlthätigkeit [195] und Herzensgüte in der ganzen Gegend weit und breit hochverehrt, und war es sie, die vom Feinde die Rettung manches Unglücklichen, der verloren gegeben wurde, erwirkte. – Aus dieser Ehe ging hervor Joseph II. (geb. zu Bozen 12. Apr. 1784, gest. 14. Sept. 1845). Der älteste Sohn Josephs I., Merkantil-Kanzler in Bozen, ständischer Verordneter des Herrn- und Ritterstandes, war es, der im J. 1809, über Antrag seines Vaters, mit den augenscheinlichsten Gefahren für seine Person die Entwaffnung der Tyroler-Schützen, und die schriftliche Unterwerfungs-Acte an den französischen General Vial in Trient durchführte. Seine und seines Vaters Verdienste veranlaßen die Erhebung in den Freiherrnstand, giltig für ihn und die ganze Descendenz seines Vaters, welche mittelst Allerh. Entschließung vom 16. Juli 1839 erfolgte.

Staffler (Johann Jakob), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Rauch, 8°.) II. Bd. S. 872. – Stand des freiherrlichen Astes (zu Bozen) der Tyroler Linie der Giovanelli. Aus der Ehe Josephs II. mit Antonia Freiin von Müller (geb. 1788) stammt Freiherr Ferdinand (geb. 1810), jetziges Haupt der Familie und vermält (seit 1844) mit Maria Lama von und zu Büchsenhausen. Aus dieser Ehe stammen drei Töchter und ein Sohn Freiherr Joseph. Freiherr Ferdinand besitzt überdies vier Schwestern u. drei Brüder, die Freiherrn: Johann Nepomuk, Ignaz und Augustin [vergl. Taschenbuch der freiherrlichen Hauser für 1854, S. 177]. – Wappen. Dieses siehe: Giovanelli, Friedrich Maria (in den Quellen).

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