BLKÖ:Habsburg, Christine Maria

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Habsburg, Catherina
Band: 6 (1860), ab Seite: 157. (Quelle)
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44. Christine Maria, Erzherzogin von Oesterreich (geb. 13. Mai 1742, gest. 24. Juni 1798). Tochter des Kaisers Franz I. Stephan und der Kaiserin Maria Theresia. Im Jahre 1766 wurde sie mit Albrecht, kön. Prinzen von Polen, einem Sohne August’s III. aus dem churfürstlich sächsischen Hause, vermält, dem sie als Mitgift das Fürstenthum Teschen im österreichischen Schlesien zubrachte, wornach ihr Gemal den Titel eines Herzogs von Sachsen-Teschen führte. Von 1781–1793 verwaltete sie gemeinschaftlich mit ihrem Gemal die Statthalterschaft der österreichischen Niederlande, und kehrte alsdann nach Wien zurück, wo sie bis an ihren, im Alter von 56 Jahren erfolgten Tod lebte. Die Schönheit ihrer äußern Erscheinung, ihre hohe geistige Bildung und ihr wohlthätiger Sinn machten sie zu einer der ersten Frauen ihrer Zeit. Unter den nützlichen Stiftungen und Anstalten, welche dieser Fürstin ihr Entstehen verdanken, zeichnet sich vor allen die Wasserleitung aus, welche auf ihre Anordnung aus mehreren Bergquellen hinter Hütteldorf bis in die, sonst Wassermangel leidenden Wiener Vorstädte Mariahilf, Neubau, Schottenfeld, Laimgrube, Windmühle, Neustift, St. Ulrich, Josephstadt und Spittelberg geführt wurde. Das Gedränge um die wenigen Brunnen hatte die menschenfreundliche Fürstin gerührt und, zu diesem Zwecke ein beträchtliches Legat im Testamente anweisend, übertrug sie sterbend ihrem Gatten die Erfüllung dieses Wunsches, der auch, den Willen der edlen Fürstin ehrend, sogleich Hand an’s Werk legte. (siehe unten die Quellen).

Hormayr, Wiens Geschichte und Denkwürdigkeiten [158] (Wien, Härter, 8°.) I. Jahrg. V. Band, 13. Heft, S. 126; II. Jahrg. II. Bd. S. 18. – Oestr. National-Encyklopädie … Bd. I, S. 542. – Die auf Kosten dieser Fürstin gebaute Wasserleitung führt aus Quellen, welche der Stadt-Unterkämmerer Wohlleben im Hütteldorfer Gebirge entdeckt hatte, in die Stadt. In Hütteldorf wurden sie in einem großen Wasserbehälter gesammelt und daraus das Wasser 7155 Klafter weit in eisernen Röhren unter der Erde bis in die obgenannten Vorstädte geführt, wo mittlerweile auf angemessenen Plätzen steinerne Wasserbecken errichtet wurden. Im Juli und August 1805 begann das Wasser aus dieser Röhrenleitung sich zu ergießen. An dem größten jener Becken, vor der Mariahilferkirche, verewigt eine einfache Inschrift diese große Wohlthat; die Inschrift lautet: „Aquae perennes 7155 ab urbe hexap. conlectae civium suburb. commodo diu exoptatum munus Maria Christina magnae Theresiae filia constituit. Votum uxoris explevit Albertus reg. pol. dux. Saxo. Tesch. 1805“. – Grabesmonument. Das, Christinen von ihrem Gemal errichtete Grabdenkmal ist eines der herrlichsten Kunstwerke Wiens und ein Meisterwerk Canova’s (s. d. Bd. II, Artikel Canova, S. 258), es befindet sich in der Augustinerkirche. Aus carrarischem Marmor stellt es eine Pyramide vor, 28 Fuß hoch, auf einer Grundfeste von 2 Fuß 9 Zoll ruhend. Zwei Stufen von gleichem Marmor geleiten zum Eingange dieser Pyramide, deren Inneres eine Gruft ist, zu der eine offene schmale Pforte führt mit der einfachen Aufschrift: Uxori optimae Albertus. Ueber dem Eingange schwebt in natürlicher Größe, in halb erhobener Arbeit, die Glückseligkeit, in den Armen ein Medaillon mit Christinens Bildniß, an dessen einem Rande steht: Maria Christina austriaca. Auf der anderen Seite des Medaillons schwebt ein Genius, Christinen die Palme reichend, den Lohn ihrer Tugenden. Ein Teppich rundet sich auf den Stufen am Eingange der Pyramide. Ernst und düster, in ein langes faltenreiches Gewand gehüllt, die Haare aufgelöst, einen Olivenkranz auf dem Haupte, schreitet die Tugend gegen den Eingang. Mit beiden Händen trägt sie die mit Blumenketten umwundene Aschenurne der Verewigten, die Stirne wehmüthig zur Urne neigend. Zwei anmuthige Mädchengestalten, Leichenfackeln in den Händen, geleiten sie auf diesem letzten Wege. Rechts in einer kleinen Entfernung folgt dem Todtenkruge der edlen Wohlthäterin die Wohlthätigkeit, mit stillem Schmerze in den Zügen und in der Stellung; sie führt zur Rechten einen armen blinden Greis, hinter ihr schreitet betend ein kleines Mädchen. Links der Pyramide liegt ein Löwe, den Kopf mit dem Ausdrucke tiefen Schmerzes auf die Vordertatzen gelegt. Unter ihm, auf der ersten Stufe, sitzt ein geflügelter Genius, beinahe ganz nackt. Er hat den rechten Arm auf die Mähne des Löwen gelegt. Sein von Wehmuth umflortes Haupt ruht auf dieser Rechten, die Linke streckt er lässig vorwärts gegen den Wappenschild von Sachsen – der österreichisch-kaiserliche wird hinter dem Löwen sichtbar – und verdeutlicht sowohl die hohe Verblichene als ihren den Wienern eben so unvergeßlichen Gemal, den Herzog von Sachsen-Teschen. Birkenstock besang dieses herrliche Denkmal in classischem Latein, Graf Enzenberg übersetzte diese Dichtung in’s Deutsche [die Abbildung in Hormayr’s Geschichte Wiens, Bd. II, S. 18].