BLKÖ:Birkenstock, Johann Melchior Edler von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 1 (1856), ab Seite: 406. (Quelle) | |||
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Maria Theresia des Jünglings annahm, und er anfänglich in der k. k. geh. Staatskanzlei diente. Als Kaiser Joseph nach Frankfurt zur Kaiserkrönung zog, nahm er B. als Hofsecretär mit. Wegen persönlicher Mißverhältnisse mit dem Freiherrn von Binder-Krieglstein (s. d.), trat B. später zur böhmischen Hofkanzlei über, wo er Referent in Studiensachen, und später Beisitzer der Büchercensurcommission wurde. Auch auf die Akademie der bildenden Künste, zu deren Rath B. ernannt worden, erstreckte sich sein Einfluß. In diesen Stellungen leistete B. unter Kaiser Joseph II., Leopold II. bis 1794, wo er überall als aufgeklärter Mann nach Gesetzen eines vernünftigen Fortschrittes thätig war, viel Gutes. Als nach geänderten Grundsätzen die Erziehung in die Hände der Geistlichkeit übergeben wurde, wurde B. als Hofrath in den Ruhestand versetzt. In diesem blieb jedoch seine Aufmerksamkeit immer auf das Bestehende gerichtet, und seine Ansichten über ein und das andere brachte er zu Papier und theilte sie seinen Freunden mit. B.’s richtiger politischer Blick, humanistisch gebildeter Geschmack, und geübtes artistisches Urtheil, besonders im Fache der Malerei und Kupferstechkunst, erhoben ihn in seinem amtlichen und anderen Wirkungskreise zum Besten der ihm anvertrauten Geschäfte über das Niveau des Gewöhnlichen. Ihm verdankt Oesterreich die zu seiner Zeit in’s Leben getretene bessere Einrichtung des Schulwesens. Kaiser Joseph war ihm sehr zugethan, u. der große Kaunitz wendete ihm seine Gunst zu. Die meisten gesandtschaftl. Berichte hatte B. abzufassen. B.’s Gelehrsamkeit und Geschmack waren sehr groß, er besaß eine kostbare Bibliothek und schätzbare Sammlungen an Gemälden, Alterthümern, Kupferstichen und Handzeichnungen, welche 1810–13 versteigert wurden. Zur Versteigerung der erstern, welche sehr viele Curiosa enthielt, hatte sich Clemens Brentano (nach Einigen mit Birkenstock verwandt) eingefunden und mehreres gekauft. Die Urtheile über Birkenstock von Bretschneider, der übrigens seine Gelehrsamkeit und Belesenheit nicht anzutasten wagt, beruhen auf Gehässigkeit. Als Schriftsteller hat Birkenstock nicht viel geschrieben, aber in den vorhandenen Schriften zeigt er sich als einen Meister des lateinischen Styls. Ein wahres Muster desselben ist seine im Lapidarstyle verfaßte Grabschrift auf Friedrich II. von Preußen: „D. M. Friderici II. S.“ (Viennae 1786, 4°., aus dem Lateinischen übers., ebendas. 1786, 4°. und Berlin 1786, 8°., auch zu Hannover und Mannheim) [Vergl.: Allg. deutsche Bibl. 78. Bd., S. 3–16]; ferner schrieb er: „Ad Ungaros Ungarus“ (Wien 1796) 4°., deutsch von ihm selbst 1796, 4°.). Auch dieses Gedicht enthält classische Stellen. Aus seinem Nachlasse wurde gedruckt: „Monumentum aeternae memoriae Mariae Christinae Archiducis Austriae ... e marmore erectum opera A. Canovae. Carmen posthumum“ Dieses aus der berühmten Degenschen Officin hervorgegangene Prachtwerk ist mit schönen K. K. von Agricola ausgestattet. Birkenstock war ein Schwager [407] des großen Sonnenfels, beide hatten zwei Schwestern zu Frauen. B. war auch Mitglied der k. preuß. Akademie der Wissenschaften.
Birkenstock, Johann Melchior Edler von (Schulmann, Studienpräses in Wien, geb. zu Heiligenstadt im Eichsfelde 11. Mai 1738, gest. zu Wien 30. Oct. 1809; die Angabe 1808, die sich auch findet, ist irrig). Seine eigentlichen Studien machte er zu Erfurt und Göttingen, und nach Vollendung derselben, begab er sich nach Wien, wo sich die große- Wieland, Neuer deutscher Merkur 1810, 2. St. S. 126 [die Mittheilungen von Retzer]. – Annalen der Literatur u. Kunst des In- u. Auslandes (Wien, Jänner 1810) S. 141–145. – Baur (Samuel), Allg. histor. biogr. literar. Handwörterbuch (Ulm 1816, Stettini) I. Bd. Sp. 116. – Gräffer (Franz), Wiener Dosenstücke (Wien 1846) I. Theil. S. 59: „Ankerberg und Birkenstock.“ – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 301 und VI. Bd. Suppl,. S. 373. – Meusel (J. G.), Das gelehrte Deutschland [wo er als schon 1802 verstorben angegeben ist]. – Porträt: Großes Blatt in geschabter Manier: Pichler fec. et del. B. in sitzender Stellung. Vor ihm auf einem Gesimse Apollo’s Büste, darunter auf dem Gesimse die Aufschrift: Dulces ante omnia Musae.