BLKÖ:Hartlieb von Wallthor, Karl Freiherr

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 7 (1861), ab Seite: 408. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Karl Vinzenz Hartlieb von Wallthor in Wikidata
GND-Eintrag: 1011622440, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Hartlieb von Wallthor, Karl Freiherr|7|408|}}

Hartlieb von Wallthor, Karl Freiherr (Feldzeugmeister, geb. zu Gastorf in Böhmen 1786).[BN 1][BN 2] Sohn des Majors Vincenz Ritter von Hartlieb (gest. 1832), wurde in der Wiener Neustädter Akademie erzogen und trat 1. Jänner 1804 als Fähnrich in’s Infanterie-Regiment Reuß-Plauen Nr. 17. Bis 1808, abwechselnd in der Zeichnungskanzlei, beim General-Quartiermeisterstabe und im Kriegsarchive verwendet, mittlerweile auch (1. September 1805) zum Lieutenant im Pionniercorps vorgerückt und dann in’s Infanterie-Regiment Baron Fröhlich jetzt Benedek Nr. 28 übersetzt, kam er 1808 als Lehrer der Situations-Zeichnung zu Sr. kais. Hoheit, dem Kronprinzen, nachherigen Kaiser Ferdinand. Am 16. Februar 1809 wurde H. Oberlieutenant im General-Quartiermeisterstabe, machte den Feldzug d. J. theils im Hauptquartiere, theils bei der Truppe mit und wurde 3. August d. J. Hauptmann. Während der Jahre 1810 und 1811 wurde H. bei der Copirung der abgetretenen Ländertheile verwendet, kam dann in das Bureau der Militär-Landesbeschreibung, wo er bis zum Ausbruche des Krieges gegen Rußland, 1812, blieb. Während dieses Feldzuges diente H. in verschiedenen Brigaden, kam in’s Hauptquartier, um bei der Anfertigung der Operationskarte mitzuarbeiten, und Feldmarschall-Lieutenant Fürst Alois Liechtenstein rühmt in seiner Relation über die Kriegsereignisse vom 22. bis 26. August 1813 bei Dresden und Culm, vom 17. bis 18. September bei Arbesau und Kinitz, Hartlieb’s ausgezeichnetes Verhalten. Im Feldzuge des Jahres 1814 befand sich H. im Hauptquartiere, vollzog den Auftrag der Ueberführung des in der Schweiz befindlichen Belagerungsgeschützes nach Besançon, und nach der Einnahme von Paris führte er als Commissär der alliirten Mächte die 800 Mann starke alte Garde Napoleon’s unter dem Generalen Cambron nach der Insel Elba. Nach seiner Rückkehr erhielt er eine Sendung an die Herzogin von Oldenburg, Schwester des Kaisers Alexander, welche sich damals in Karlsbad befand. Nach beendeter Mission wurde er dem Oberst Fallon [Bd. IV, S. 141] zugetheilt, zum Ordnen der Acten und Zeichnungen der Operations-und Bataillonsplane. Im Jahre 1815 im Präsidialbureau des Generals Baron Langenau angestellt, vollführte er zwei Sendungen nach Genf und rückte dann in’s Hauptquartier in Heidelberg ein. Im Feldzuge d. J. führte H. im großen Hauptquartiere mehrere Straßen-Recognoscirungen aus, schlug die Schiffbrücke bei Fort St. Louis und nahm das [409] verschanzte Lager bei Paris auf. Am 16. Juli d. J. wurde er Major. Während der Friedensjahre 1816 bis 1823 zuerst Unterdirector in der Zeichnungskanzlei, leitete er später die Triangulirung der Umgebung Wiens (1817), die Mappirung in Tirol (1818), jene im Oberwaagthale in Ungarn (1819 bis Ende Mai 1821). Vom September 1823 bis 1836 wirkte H. als Director der Zeichnungskanzlei, wurde aber mittlerweile, 2. Juli 1828, zum Oberstlieutenant und am 25. Juli 1832 zum Obersten befördert; vollendete die ihm übertragene Ausarbeitung des Jäger-Reglements, worauf er 1836 das Brigadecommando des Pionniercorps übernahm. Mit 7. Mai 1838 zum General-Major ernannt, übernahm er das Brigadecommando zu Karlstadt in Croatien, wurde am 18. April 1846 Feldmarschall-Lieutenant und 1847 zweiter Inhaber des Infanterie-Regiments Erzherzog Sigmund Nr. 45. Im Jahre 1848 stellte er sich dem ungarischen Aufstande energisch entgegen, übernahm – er befehligte bis dahin den gegen die Türkei ausgestellten Grenzcordon – das Commando einer Division, überschritt im September 1848 mit dem Ban Jellačić die Drau und traf mit demselben am 9. October auf dem Laaerberge vor Wien ein. Als Fürst Windischgrätz auf den 28. October 10 Uhr Morgens den Angriff auf die Linien Wiens angeordnet hatte, nahm die Division Hartlieb die starke Barricade an der St. Marxer- und kleinen Linie, dann alle Barricaden, mit denen die Vorstadt Landstraße gesperrt war, bei welcher Gelegenheit H. alle Bewegungen persönlich leitete. Der von den Wienern geleistete Widerstand war so mächtig, daß die Colonne Hartlieb’s bereits zu schwanken begann, aber die Todesverachtung, mit welcher H. immer an der Spitze der Seinen alle Befehle gab, als der Tambour fehlte, einen selbst herbeiholte und Sturmstreich schlagen ließ, fachte den gesunkenen Muth der Seinigen wieder an, brachte die Colonne wieder in Bewegung, die nun alle Barricaden nahm und im Sturmschritte nach hartem 4stündigen Kampfe bis zum Invalidenhause vorrückte. Bis zum Abend waren das Invalidenhaus, das neue große Mauthgebäude, das Thierspital, das Belvedere und der Schwarzenberg’sche Sommerpallast besetzt. In gleicher Weise wurden auch in den folgenden Tagen von H. die Dispositionen getroffen, um die Vorstadt Wieden zu besetzen, worauf er am 31. October auf dem erhöhten Plateau bei Casa piccola, vor der Vorstadt Mariahilf, seine Aufstellung nahm, im entscheidenden Momente mit 10 Geschützen das Burgthor beschießend. Am nämlichen Tage noch drangen die Sturmcolonnen durch das Burgthor in die innere Stadt. Im Feldzuge gegen die Ungarn nahm H. mit seiner Division vom 15. December bis zur Einnahme von Pesth und Ofen Theil an den Operationen des zweiten, unter dem Commando des Banus stehenden Armeecorps. Seine Majestät der Kaiser verliehen an H. über Antrag des Ordenscapitels mit Allerhöchstem Handbillete vom 29. Juni 1849 das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens; in Anerkennung der besonderen Verdienste Hartlieb’s um den Staat aber bereits mit Allerhöchstem Handbillete vom 22. November 1848 den Orden der eisernen Krone 2. Classe. Im Februar 1849 wurde H. zum Militärcommandanten in Laibach ernannt; mit 31. August 1849 aber mit gleichzeitiger Ernennung zum Feldzeugmeister nach 45jähriger Dienstzeit in den [410] Ruhestand versetzt. Den Statuten des Maria Theresien-Ordens gemäß erhielt H. mit Diplom vom 26. October 1850 die Freiherrnwürde mit dem Prädicate von Wallthor. Seit 31. October 1816 ist H. mit Theresia Rickauer von Fahrenthal vermält.

Strack (Joseph), Die Generale der österreichischen Armee (Wien 1850, Beck und Sohn, kl. 8°.) S. 316 [nach diesem geb. zu Gastdorf 1785]. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, Lex. 8°.) S. 1606, 1752 [nach diesem geb. zu Gaßdorf 1786]. – Oesterr. Militär-Konversations-Lexikon von J. Hirtenfeld (Wien 1850, gr. 8°.) Bd. III, S. 72 [nach diesem geb. zu Gastdorf 1785]. – Im Besitze der Familie befindet sich eine handschriftliche, acht Hefte umfassende Familiengeschichte, deren Verfasser ein Familienglied ist. – Ritterstands-Diplom vom 26. April 1723. – Freiherrnstands-Diplom vom 26. October 1850. Die Hartlieb’s datiren ihren Adel aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, als nämlich Dr. Justus Hartlieb mit Diplom von Kaiser Ferdinand II. am 14. October 1635 den Reichsadel und die Pfalzgrafenwürde erhielt. Dessen Enkel, Johann Baptist von H., böhmischer Kammerrath, wurde mit Diplom des Kaisers Karl VI. vom 26. April 1723 in den erbländischen Ritterstand erhoben. Wappen. Gevierteter Schild mit Mittelschild. Mittelschild: in Blau ein goldener goldgekrönter rechts einherschreitender Löwe mit aufgeschlagenem Schweife, ausgeschlagener Zunge, in der rechten Vorderpranke ein flammendes Herz emporhaltend. 1 und 4: in Schwarz ein goldener Stern; 2 und 3: silber und roth längs getheilt und von einer aus Quadersteinen auf einem am Fußrande des Feldes sich verbreitenden grünen Grunde erbauten Gallerie, deren sechs Säulen fünf Thore bilden (Erinnerung an die Beschießung des Burgthors), durchzogen. Der Schild bedeckt die Freiherrnkrone, auf welcher sich drei gekrönte Helme, die zwei äußeren nach innen gekehrt, der mittlere in’s Visir gestellt, erheben. Aus der Krone des rechten Helmes wachsen zwei hintereinander gestellte, mit den Sachsen nach innen gekehrte Adlerflügel, der vordere schwarz, der hintere golden, ersterer mit einem goldenem Sterne belegt. Aus der Krone des mittleren Helmes erhebt sich der Löwe von 2 und 3. Auf der Krone des linken Helmes steht ein aufgerichteter nach innen gekehrter goldener Löwe mit silberner Mauerkrone auf dem Kopfe, in der rechten Pranke einen blanken Säbel mit goldenem Gefäße zum Streiche schwingend. Schildhalter. Auf dem blauen Devisenbande zwei aufrechtstehende goldene leopardirte Löwen mit ausgeschlagenen rothen Zungen, welche mit den Vorderpranken den Schild halten. Devise. Auf blauem Bande in goldener Lapidarschrift die Worte: Fortis et integer.
Ende des siebenten Bandes.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Hartlieb von Wallthor, Karl Freiherr, k. k. Feldzeugmeister (Bd. VII, S. 408), gest. zu Karlstadt 21. August 1862. [Band 9, S. 470]
  2. Hartlieb von Wallthor, Karl Freiherr, k. k. Feldzeugmeister [s. d. Bd. VII, S. 408], gestorben zu Karlstadt 21. August 1862.
    Hirtenfeld (J.), Militär-Zeitung (Wien, 4°.) 1862, S. 550 u. 560. – Oesterreichischer Militär-Kalender, herausgegeben von J. Hirtenfeld (Wien, 8°.) XIV. Jahrg. (1863), S. 185. [Band 11, S. 424]