BLKÖ:Helm, Rupert

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Helm, Theodor
Nächster>>>
Helmeczy, Michael
Band: 8 (1862), ab Seite: 292. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Rupert Helm in Wikidata
GND-Eintrag: 12907912X, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Helm, Rupert|8|292|}}

Helm, Rupert (Benedictiner und Pomolog, geb. zu Reyersdorf im [293] Marchfelde 27. October 1748, gest. zu Leesdorf bei Baden 10. September 1826). Nachdem er in seinem Geburtsorte die unteren Schulen besucht, kam er als Sängerknabe nach Nikolsburg in Mähren, wo er die Humanitätsclassen beendete. 1766 trat er in das Benedictinerstift Melk, legte 21. November 1767 die Ordensgelübde ab und wurde 29. October 1772 Priester. Als Director der Normalschule zu Melk entfaltete er eine segensvolle Thätigkeit, auch wirkte er im Stifte als Musikdirektor und Humanitätslehrer am Gymnasium desselben. Als Kaiser Joseph das Gymnasium von Melk nach St. Pölten übersetzte, berief er H. als ersten Präfecten dahin. Nach vier Jahren in’s Stift zurückberufen, wurde ihm daselbst das Amt eines Priors und die Oekonomieleitung des Stiftes übertragen, unter welcher sich die Ackerbau-, Garten- und vornehmlich die Waldcultur zusehends hoben. 1799 zum Hofmeister des Melker Hofes in Wien bestimmt, übernahm er dieses Amt doch nur auf kurze Zeit, denn das Klima sagte ihm nicht zu und nun übertrug ihm sein Abt Isidor die Administration der Stiftsherrschaft Leesdorf bei Baden nächst Wien. Diese bis dahin ganz vernachlässigte Herrschaft erreichte unter seiner Verwaltung die höchste Vollkommenheit. Die Verbesserung der Gründe, die Erweiterung der Schloßgärten, die Anlage von Baumschulen, die Urbarmachung wüster Strecken waren sein Werk. Seine Baumschule zählte allein 600 der trefflichsten Obstsorten, darunter mehrere, die in dieser Gegend bisher unbekannt waren. Sein im Jahre 1813 ausgegebener Catalog der Baumschule wies 300 Aepfel-, 280 Birnen-, 60 Kirschen-, 17 Aprikosen-, 54 Pflaumen-, 65 Pfirsich- und mehrere andere Obstsorten aus. H. besaß auch eine reiche Bibliothek aus allen Fächern, am reichsten aber in den verschiedenen Zweigen der Landwirthschaft. Zur Förderung der Obst- und Baumcultur, wie der Landwirthschaft überhaupt, hatte er im Schlosse in einem besonderen Zimmer eine permanente Ausstellung von Samen, Früchten, Getreidearten, Gräsern, Färbepflanzen, Hülsenfrüchten, Knollengewächsen u. dgl. m. eingerichtet. H. stand mit den berühmtesten Oekonomen des In- und Auslandes in beständigem Verkehre; mehrere landwirthschaftliche Vereine hatten ihn zum Mitgliede ernannt. Kaiser Franz, wie bekannt ein Freund der Botanik, beehrte den geistlichen Landwirth öfter mit seinen Besuchen. Bis an seinen Tod, der ihn im Alter von 78 Jahren seinem Stifte und leider auch seiner Schöpfung entriß, wirkte H. in der oben angedeuteten Weise. Mit seinem Hinscheiden verfielen die Gärten, Anlagen, Culturen und an die Stelle seiner großartigen landwirthschaftlichen Einrichtungen traten der Staub und Moder einer unverantwortlichen Vernachlässigung.

Oesterreichische National-Encyklopädie, herausg. von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 545.