BLKÖ:Jansa, Leopold

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Jansa, Stanislaus
Band: 10 (1863), ab Seite: 87. (Quelle)
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Jansa, Leopold (Violinvirtuos und Tonsetzer, geb. zu Wildenschwert in Böhmen 1797). Der Sohn eines Tuchmachers. Der Schullehrer Jahoda und der Organist seines Geburtsortes, Zizius, Jansa’s Vetter, ertheilten ihm den ersten Unterricht im Singen, Violin-, Clavier- und Orgelspiele. In Brünn besuchte er die Humanitätsclassen und hörte die Philosophie, zu gleicher Zeit vervollkommnete er sich im Violinspiele. 1817 begab er sich nach Wien, begann daselbst das Rechtsstudium, setzte aber seine Uebungen im Violinspiele mit solchem Erfolge fort, daß er in Concerten öffentlich auftrat und allgemeinen Beifall erntete. Nachdem er bereits das zweite Jahr der Rechte beendet hatte, gab er das Studium der Rechte auf und widmete sich ausschließlich jenem der Musik, [88] aus der er bis dahin beständig Unterricht ertheilt hatte. Er nahm sofort selbst bei Emanuel Förster [Bd. IV, S. 273] Unterricht im Generalbasse und in der Composition, und brachte es unter der einsichtsvollen Leitung des damaligen Hoforganisten Worzischek im Violinspiele zu großer Virtuosität. Sein Spiel zeichnete sich durch starken kräftigen Ton und die Leichtigkeit, mit der er die größten Schwierigkeiten ausführte, aus. Im Jahre 1823 nahm er die Stelle eines Kammervirtuosen bei dem Grafen Brunsvik in Ungarn an, wo er aber nur Ein Jahr blieb, da er schon 1824 als Mitglied der k. k. Hofcapelle angestellt wurde. Folgeweise wurde J. mit Beibehalt seines Postens an der Hofcapelle noch Musikdirector und Violinlehrer im k. k. Stadtconvicte an der Universität und Professor der Violine am Wiener Conservatoriurn. Seit mehreren Jahren, wenn Herausgeber nicht irrt, seit 1850, lebt J. in London. Er hatte nämlich dort in öffentlichen Concerten offen Sympathien für die nach ihrer Unterwerfung sehr mißlich stehende Sache der Ungarn an den Tag gelegt, welche mit seiner Stellung als Mitglied der k. k. Hofcapelle im Widerspruche erschienen. J. erhielt auch sofort seine Entlassung. In London – wo J. häufig Concerte veranstaltet – erfreut er sich, wie der „Dalibor“ (1860) berichtet, der größten Achtung in den höchsten Kreisen (navětší vážnosti v nejvššyích kruzieh). Während seines Aufenthaltes in Wien erwarb sich J. noch insbesondere ein Verdienst dadurch, daß er nach Schuppanzigh’s Tode die von demselben seit Jahren geleiteten öffentlichen Quartett-Unterhaltungen aufnahm und fortsetzte. Auch als Componist war Jansa fleißig. Ueber seine Compositionen, seit er in London lebt, ist dem Herausgeber nicht gelungen, etwas zu erfahren. Bis dahin aber war die Opuszahl seiner Tonstücke auf achtzig gestiegen. Es sind darunter 4 große Concerte für die Violine, 6 Violin-Solo mit Clavier, 2 Cantaten, 8 Quartetten und 3 Terzetten für Streichinstrumente. 36 Duetten für zwei Violinen, Variationen, Sonaten, Rondo’s; dann schrieb er für Pianoforte und Violine die 10 Nummern von Schubert’s „Winterreise“, „Schwanengesang“ nach Franz Liszt’s Bearbeitung, und gab unter dem Titel: „Der junge Opernfreund“, ausgewählte Melodien der beliebtesten Opern von Auber, Balfe, Bellini, Donizetti, Flotow, Mercadante, Meyerbeer, Ricci, Verdi, Weber für Pianoforte und Violine, heraus, welche bereits 25 Nummern zählen. Nach dem Ausspruche der Kritik beurkundet J. in seinen Compositionen Geschmack und verbindet Correctheit mit einem gefälligen, der modernen Richtung mit Maß und Einsicht huldigenden Compositionstalent.

Dalibor (čechisches Musikblatt in Prag, 4°.) Redig. von Emanuel Meliš, 1860, Nr. 33, S. 278 [in der Correspondenz aus Leicester; nach dieser geb. 1795]. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 451. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 178 [nach diesem geb. 1796]. – Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Jul. Schladebach, fortges. von Eduard Bernsdorf (Dresden, Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 486. – Allgemeiner musikalischer Anzeiger (Wien, Tob. Haslinger, 8°.) Jahrg, 1829, S. 26,31, 58. – Porträt. Gez. und lith. von J. Kriehuber (Wien, Haslinger, Fol.).