BLKÖ:Kogler, Tobias

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 12 (1864), ab Seite: 275. (Quelle)
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Noch ein Plastiker desselben Namens, nämlich Tobias Kogler, hat im achtzehnten Jahrhundert in Wien gearbeitet, und zwar die [276] zwei Riesengestalten am Trattnerhofe, an deren eine sich eine drollige Erinnerung knüpft. Eine dieser zwei Karyatiden kehrt dem Hause den Rücken zu. Der Ursprung dieser Attitude ist folgender: An dieser Stelle, wo der Trattnerhof steht, stand noch im Jahre 1748 der Freisingerhof. An dem kleinen Thore desselben fand sich an Sonntagen ein junger Mann ein, der nach den Fenstern des gegenüberliegenden Hauses spähte, an denen dann und wann eine liebliche weibliche Gestalt sichtbar wurde. Als sich der junge Mann eines Tages das Herz nahm, der jungen Dame seine Gefühle zu gestehen, wurde er schnöde abgewiesen und ihm sogar mit der Rumorwache gedroht. Achtundzwanzig Jahre waren seitdem verflossen und im Jahre 1776 von dem Architekten Mollner der grandiose Trattnerhof, nach dem Namen seines Erbauers so genannt, aufgeführt worden. An jenem Fenster, dem Trattnerhofe gegenüber, lehnte noch immer dann und wann eine mittlerweile alt gewordene Dame. Der Erbauer des ihr gegenüberstehenden großen Palastes war aber derselbe junge Mann, der vor 30 Jahren vor Sehnsucht nach jenen Fenstern gespäht hatte und damals von der nun alt gewordenen Jungfrau so schnöde abgewiesen worden war. Es war Trattner, der sich vom einfachen Buchdruckergehilfen zum Millionär und Reichsritter emporgeschwungen hatte, und durch die auf seinen besonderen Befehl ausgeführte Stellung der einen Karyatide das Wiedervergeltungsrecht an jener Schnöden in drastisch-humoristischer Weise übte. Wie bemerkt, ist diese wie die zweite Karyatide von einem Bildhauer, Namens Tobias Kogler gemeißelt. [Wiener Zeitschrift für Literatur von Witthauer u. s. w. 1839, Nr. 23, und Ebersberg’s „Oesterreichischer Zuschauer“ 1839. Bd. I, S. 272: „Die Karyatiden am Trattnerhofe in Wien“.] –