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BLKÖ:Kolár, Johann Georg

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kolár
Band: 12 (1864), ab Seite: 305. (Quelle)
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Kolár, Johann Georg (čechischer Schauspieler und dramatischer Dichter, geb. zu Prag 9. Februar 1813). Er schreibt sich eigentlich Kolář (auszusprechen Kolarz), aber da obige Schreibart (ohne Dächelchen über dem r) angenommen ist, so erscheint er auch hier mit derselben. Kolár studirte die Philosophie und die Rechte in Prag und Pesth, wo er zugleich Erzieher im Hause eines ungarischen Magnaten war, und seinen Zögling auf mehreren Reisen begleitete. Nachdem seine Mission als Erzieher beendet war, kehrte er nach Prag zurück, wo er sich mit Musik und Literatur beschäftigte, deren erstere er vortrefflich verstand, während ihn in letzterer seine Kenntniß der französischen und englischen Sprache förderte. Im Jahre 1837 trat er als Dilettant auf der čechischen Bühne auf, 1840 erschienen in der „Česká včela“, d. i. Čechische Biene, „Blesky a plesky, aneb ideál a život“, d. i. Glanz und Flitter, oder Ideal und Leben, Fragment eines größeren Romans, und in den Zeitschriften „Vlastimil“, „Květy“, d. i. Blüthen, mehrere Novellen und Erzählungen. Aber auch an deutschen Blättern und Almanachen, wie an Glaser’s „Ost und West“ und an Klar’s „Libussa“ arbeitete er mit. Später wurde er Mitglied des Prager ständischen Theaters, und heirathete die čechische Schauspielerin Anna Manetinska [siehe weiter unten]. Als Schauspieler gehört K. zu den trefflichsten Darstellern der čechischen Bühne. Mit einem ungewöhnlichen Darstellungstalent begabt, dringt er in den Geist des Dichters ein, und schafft wahre [306] und lebenskräftige Charaktere. In früherer Zeit zählten Franz Moor in Schiller’s „Räubern“ und Mortimer in „Maria Stuart“ zu seinen schönsten Leistungen. Aber auch auf dramatischem Gebiete und namentlich als Uebersetzer classischer deutscher und englischer Stücke hat sich Kolár ein namhaftes Verdienst um die čechische Bühne und Literatur erworben. Von seinen Originalarbeiten seien genannt: „Monika“, welches Stück Joh. Nep. Kamiński [Bd. X, S. 417] in’s Polnische übersetzt und 1851 auf der Lemberger polnischen Bühne zur Ausführung gebracht hat; – „Číslo 67“, d. i. Nummer 67, Original-Posse, zum ersten Male im Jahre 1848 gegeben; – „Žižková smrt“, d. i. Žižka’s Tod, historische Tragödie in 6 Acten, für welche ihm vom Ausschuß der böhmischen Stände das Accessit zuerkannt wurde. Von Kolár’s Uebersetzungen fremder Stücke sind bekannt: Schiller’s „Wallenstein“. „Räuber“, „Kabale und Liebe“; Shakesspeare’s „Der Keiferin Zähmung“. „Macbeth“, „Der Kaufmann von Venedig“, und in neuester Zeit Goethe’s „Faust“, welch letzterer auch in Kober’s Verlag (1863) im Drucke erschienen ist und von Kennern und unbefangenen Kritikern als eine vollkommen gelungene Nachdichtung des Originals bezeichnet wird. Aber auch nichtclassische Stücke, wie sie natürlich, um den Haufen zu erlustigen, gebraucht werden, hat K., zur Bereicherung des Repertoirs übersetzt, und zwar Hopp’s „Doctor Faust’s Hauskäppchen“; die Oper „Fra Diavolo“; „Die Galeerensclaven“, aus dem Französischen; „Schloß Greifenstein“ und „Hinko der Freiknecht“, beide von Frau Birch-Pfeiffer; der „Schutzgeist“, von Kotzebue, u. m. a., welche sämmtlich nur Bühnenmanuscripte sind. Eine seiner letzteren Arbeiten ist die literarisch kritische Biographie des polnischen Dichters Adam Miczkiewicz im čechischen Almanach „Máj“ für das Jahr 1862. – Seine Frau Anna, eine geborne Manetinska, ist die Tochter eines Schauspielers und aus Ungarn gebürtig. Als Mädchen spielte sie auf deutschen Theatern. Später ging sie aber auf die čechische Bühne über und gehört zu den vorzüglichsten Mitgliedern dieses in beständiger Entwickelung begriffenen Institutes.

Rittersberg, Kapesní slovníček novinářský i konversační, d. i. Kleines Taschen-Conversations-Lexikon (Prag 1850, 12°.) Theil II, S. 162. – Oesterreichische Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben. Beilage zur k. Wiener Zeitung (Wien, 8°.) Jahrg. 1863, Bd. II, S. 314. – Bohemia (Prager Journal, 4°.) 1863, Nr. 198, S. 470.