BLKÖ:Koniass, Anton
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 12 (1864), ab Seite: 412. (Quelle) | |||
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Pelzel berichtet: Leute gekannt zu haben, die in Folge derselben ihren Verstand verloren haben! Die Ausrottung hussitischer Bücher lag ihm besonders am Herzen. Wo er hinkam, um zu predigen, verpflichtete er das Volk unter der Todsünde, ihm alle irgendwo befindlichen Bücher zur Durchsicht herbeizubringen. Die verdächtigen und anstößigen behielt er dann zurück und überlieferte sie den Flammen. Auf diese Art soll K. nicht weniger denn 60.000 Bände verbrannt haben! Sein Biograph berichtet ferner, daß er eine besondere Geschicklichkeit besaß, die Bibliotheken der Hussiten auszuspüren und daß er, allen Gefahren Trotz bietend, sein Vernichtungswerk fortsetzte. Er mußte öfter Mißhandlungen und Schläge erleiden; so hatte ihn ein Bauer durch drei ganze Tage in einen Schweinstall eingesperrt. Dem Grafen Spork, der in seinem Schlosse eine Buchdruckerei unterhielt und auch sonst Personen, die sich mit Schriftstellerei beschäftigten, im Schlosse hatte, wurde auf seine Anzeige der ganze Büchervorrath confiscirt. Mit dem Gesagten ist die Schilderung seines Eifers noch immer nicht erschöpft. So hatte er z. B. viele Tausende böhmische Bücher durchgesehen, mit eigener Hand corrigirt und die ihm anstößigen Stellen mit Tinte überstrichen, bis sie unleserlich wurden. K. hat Mehreres durch den Druck veröffentlicht und zwar in deutscher, čechischer und lateinischer Sprache; es sind in chronologischer Folge die nachstehenden Schriften: „Rozmlauwání o pochybné artikule zwláště w Čechách“, d. i. Gespräch über die streitigen Glaubensartikel, besonders in Böhmen (Prag 1728, 8°.); – „Clavis Haeresim claudens et aperiens, to gest kljcz kacyřské bludy k rozeznánj ot wzragicy a t. d.“ (Königgrätz 1729, 12°., wiedergedruckt ebd. 1749), es ist dieß ein Verzeichniß verbotener Bücher; – „Gesänge über die Geheimnisse unseres Glaubens, theils aus alten Handschriften genommen. [413] theils von ihm selber aufgesetzt“ (Königgrätz 1730, 8°.) erschien später in čechischer Sprache unter dem Titel: „Písničky o tajemstwí wiry…“ (Prag 1760, 8°.), – „Jediná choti Beránkowa ... wšeobecná Řimská církew“, d. i. Die Eine allgemeine römische Kirche ... (Königgrätz 1733, 8°.); – „Reflexiones sanctae singulis per mensem diebus salubriter ponderandae. Latine, boemice et germanice“ (Pragae 1753, 12°.). – „Rozjímání na každý den w týhodni s wykladem otčenáše“, d. i. Betrachtungen auf jeden Tag der Woche, mit einer Auslegung des Vater-Unsers (Prag 1754, 12°.);- „Postilla aneb celoročné wykladowe na wšecky nedělní a swáteční epištoly též ewangelia“, d. i. Postille oder Erläuterung der Episteln und Evangelien der Sonn- und Feiertage des ganzen Jahres (3. Auflage, 1756, 8°.); – „Prawa katolických rodičů wrchností hospodářů, dítek čeládky maudrost a t. d.“, d. i. Die wahre Weisheit der Eltern und der Kinder oder Unterweisung, wie Eltern ihre Familie und sich selbst in Weisheit und frommer Häuslichkeit aufziehen sollen (Prag 1756 und öfter schon früher, 12°.); – „Pisně na ewangelia nedělní celého roku a t. d.“, d. i. Gesänge auf sonntägige Evangelien und Feste (Prag 1760, 8°.). Sein wichtigstes Werk, der „Index librorum prohibitorum et corrigendorum ordine alphabeti digestus Pars I continens libros boemicos“ (Pragae 1767), ist nach seinem Tode auf Befehl des Prager Fürst-Erzbischofs gedruckt worden. Die übrigen Theile aber, und zwar Pars IIa: continens libros germanicos, Pars IIIa: libros latinos, et Pars IVa: libros gallicos, italicos, anglicos graecos etc., befinden sich nur in Handschrift.
Koniass, Anton (Priester der Gesellschaft Jesu, geb. zu Prag im Jahre 1691, gest. ebenda 27. October 1760). Er trat im Jahre 1708 in den Orden der Gesellschaft Jesu, nachdem er früher schon das Magisterium der Philosophie erlangt hatte. Im Orden versah er das Lehramt in den kleineren Schulen, später das Predigtamt durch 8 Jahre. Darauf wirkte er, allen Leibesgebrechen und Krankheiten, die ihn nicht selten heimsuchten, Trotz bietend, durch 34 Jahre als Missionär in Böhmen und Mähren. Als Probe seines Eifers sei nur bemerkt, daß er oft an Einem Tage vier- bis fünfmal, und zwar in deutscher und čechischer Sprache zu predigen pflegte; dabei strengte er sich so sehr an, daß er nicht selten entkräftet von der Kanzel nach Hause getragen werden mußte. Seine Beredsamkeit wird als hinreißend geschildert und sollen seine Zuhörer oft in lautes Schluchzen ausgebrochen sein, so daß er in der Predigt innehalten mußte. Wenn er von dem jüngsten Gericht predigte, erschien er mit einer Kette um den Hals auf der Kanzel. Die Qualen der Hölle und des Fegefeuers soll er so lebhaft und Entsetzen erregend geschildert haben, daß sein Biograph- Wird bald Konias, Koniasch und Koniass, wie oben, geschrieben. – Jungmann (Josef), Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, F. Řiwnáč, 4°.) Zweite, von W. W. Tomek besorgte Ausgabe, S. 264, Nr. 152 a, b, c; S. 297, Nr. 774 a, b; S. 300, Nr. 850; S. 330, Nr. 1394; S. 335, Nr. 1510 a, b; S. 582. – Pelzel (Franz Martin), Böhmische, mährische und schlesische Gelehrte und Schriftsteller aus dem Orden der Jesuiten (Prag 1786, 8°.) S. 184. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1808, Fleischer, 8°.) Bd. VII, S. 260. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon, redig. von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 786.