BLKÖ:Kossek, Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 13 (1865), ab Seite: 3. (Quelle) | |||
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Franz Graf Kolowrat-Liebsteinsky, angetragene Stellen ab und bat vielmehr in seiner Vorliebe für die Uhrmacherkunst um Unterstützung seines Vorhabens, dieselbe als freie Kunst in Prag ausüben zu dürfen. Der Graf gewährte K.’s Wunsch; so wurde er Kunstuhrmacher und als solcher an der Prager Sternwarte seit 1825 mit 200 fl., seit 1842 aber mit 300 fl. Gehalt angestellt. K. war in der Uhrmacherkunst ganz Autodidakt, und reparirte schon als Student den Kapuzinern und Ursulinerinen zu Olmütz die alten und verdorbenen Uhren im Kloster; auch betrieb er, und beides ohne je Unterricht daraus erhalten zu haben, mit nicht minderer Geschicklichkeit die Plastik und die Miniaturmalerei. Schon als Prämonstratenser-Novize schnitzte er das Porträt des damaligen Seelauer Prälaten, zuletzt Olmützer Erzbischofs, Grafen Trautmannsdorf, in Alabaster in sehr gelungener Weise. Gewann ihm dieses Werk auch die Gunst des Oberhirten, so zog es ihm doch von Seite seines Klosters solche Verfolgungen zu, daß darin zunächst das Hauptmotiv seines bald darauf erfolgten Austrittes aus dem Orden zu suchen ist. Als Novize verfertigte er bereits Uhren, welche sich durch ihre genaue, auf wissenschaftliche Principien basirte Arbeit und durch ihren richtigen Gang auszeichneten. Mit bewunderungswürdiger Ausdauer und dem angestrengtesten Fleiße brachte er wirklich Arbeiten von seltener Vollendung zu Stande. Bald wurde er im Gebiete der höheren Uhrmacherkunst eine Celebrität und stand einzig in seiner Art da. Während er in der ersten Zeit mit Entbehrungen, ja mit Nahrungssorgen zu kämpfen hatte, überdieß durch seine vortrefflichen Arbeiten – die jedoch nur verhältnißmäßig kleinen, oft keinen Gewinn abwarfen – selbst in seinen alten Tagen keine gesicherte Lebensstellung zu erringen im Stande war, verbreitete sich sein Ruf immer weiter und weiter, und zwar, wie dieß so oft zu geschehen pflegt, in der Fremde mehr als in der Heimat. In Frankreich und England galt sein Name in seinen Kreisen gar viel, und wenn fremde Fachgenossen nach Prag kamen, so unterließen sie es gewiß nie, den „berühmten Kossek“ aufzusuchen, und staunten dann nicht wenig, wenn sie den anspruchslosen, rastlos thätigen Künstler [4] bei seiner Arbeit sahen, der er bis in sein hohes Alter oblag und der noch als Greis vom frühesten Morgen bis tief in die Nacht mit zitternden Händen und mit doppelten Augengläsern die feinsten Bestandtheile ausführte. Seine vorzüglichsten Arbeiten auf dem Gebiete der Uhrenfabrication sind zwei astronomische Pendeluhren, die er nach besonderen, von ihm vereinfachten Principien verfertigte und die sich trefflich bewährt haben. Die eine dieser Uhren befindet sich auf der Prager-, die andere auf der Triester Sternwarte. Diese beiden Uhren vollendete K. in seinem Greisenalter und erhielt, um sich der Ausführung derselben vollends hingeben zu können, über Antrag des damaligen Unterrichtsministers Leo Grafen Thun von Sr. Majestät vorerst für drei Jahre eine Unterstützung von jährlichen 800 fl. Berühmt sind ferner seine Ringuhren und seine Schiffs- oder, wie sie gewöhnlich genannt werden, Längenuhren. Wie schon oben bemerkt wurde, war K. auch Miniaturmaler und übte diese Kunst, mit der er längere Zeit hindurch sein Leben gefristet, zu jener Zeit aus, als er mit einem Male das Kloster verließ und sich nach Prag begab. Bedeutendes leistete K. noch in anderen Fächern der Mechanik. So erfand er die bekannten Aufsetzer für die Zündhütchen bei Percussionsgewehren, eine Erfindung, die ihren Meister überlebte; K. ist als Erfinder derselben kaum mehr genannt und gekannt. Durch die Uhrenerzeugung wurde er auf die Erfindung einer neuen Art vortrefflicher Echappements geführt, die sich, wie nicht minder viele andere seiner sinnreichen Vereinfachungen, ganz ausgezeichnet bewährten. Auch war er in Böhmen der erste Uhrmacher, der Edelsteine bohrte, bei den Uhren in Anwendung brachte und sich eines eigenen Bohrapparates dazu bediente. Für den Feldmarschall Karl Fürsten Schwarzenberg, der, vom Schlage gerührt, nur mehr in sitzender Stellung zu schlafen im Stande war, ersann er eine bequeme, das Halten des Kopfes entbehrlich machende Kopflehne. Nach gemeinschaftlicher Berathung mit seinem Freunde, dem berühmten Tonsetzer Tomaschek, brachte er Metronome zu Stande, die vor den Mälzel’schen den Vorzug der Bequemlichkeit und Billigkeit hatten. In seinem Nachlasse fand man eine große und, wie sich aus K.’s Leistungen schließen läßt, werthvolle Sammlung Zeichnungen von Uhren und Uhrenbestandtheilen vor, die sämmtlich von ihm entworfen waren. Der böhmische Gewerbeverein würdigte K.’s Verdienste durch Ernennung zum Vereins-Verdienstmitgliede, und zeichnete ihn schon im Jahre 1829 gelegentlich der ersten böhmischen Industrie-Ausstellung für seine ausgezeichneten Leistungen im Fache der Kunstuhrenerzeugung mit der goldenen Medaille aus. Die Nachricht, daß ihm in Anerkennung seiner Leistungen im Fache der höheren Uhrmacherkunst das goldene Verdienstkreuz verliehen wurde, erreichte ihn auf dem Sterbebette; denn am nämlichen Tage, als ihm die Nachricht davon zukam, schied er auch aus dem Leben. K. wurde 78 Jahre alt und hinterließ eine betagte Witwe mit drei unversorgten Töchtern. K. wurde auf dem Wolschaner Friedhofe beigesetzt. Befremdend erscheint es, daß K. bei seiner Berühmtheit, seinem eisernen Fleiße und seiner Geschicklichkeit nicht nur kein Vermögen gesammelt, sondern, im wahren Sinne des Wortes, arm gestorben ist. Die Erklärung dafür liegt aber einfach in dem Umstande, daß K. eine echte Künstlernatur und kein – Geschäftsmann war. Seine trefflichen Arbeiten [5] und Erfindungen zu verwerthen, verstand er durchaus nicht. Wenn er die obengenannten Aufsetzer für Zündhütchen bei den Percussionsgewehren hätte patentiren lassen, so würde er einen namhaften Gewinn erzielt haben. So aber hatte er für das Handelsmäßige seiner Kunst keinen Sinn, gab die Erfindung frei, wodurch sie Gemeingut wurde, wie noch manche andere, die gemäß dem alten Satze: non mihi sed vobis, auch nicht ihm, sondern einem gewissenlosen Nacherfinder die Früchte eintrug, die dem eigentlichen Erfinder gebührten. Während ihn die Čechen mit einem ž (mit dem Dächelchen) schreiben, erscheint er in der deutschen Sprache mit zwei s, als Kossek.
Kossek, Joseph (Mechaniker und Künstler, geb. zu Ždar auf der Graf Kolowrat’schen Domäne Borohradek in Böhmen 29. Februar 1780, gest. zu Prag 7. Juli 1858). Der Sohn eines Försters; die vermögenslosen Eltern konnten nichts auf die Ausbildung ihres Sohnes verwenden; es nahm sich also ein Verwandter, ein Kapuziner-Ordenspriester, des Knaben an, und nahm ihn wie auch seinen älteren Bruder nach Brünn mit. Dort und später in Olmütz beendete K. seine philosophischen Studien. Nach Beendigung derselben trat K. in das Prämonstratenserstift Seelau und studirte drei Jahre Theologie. Mit einem Male aber gab er das theologische Studium auf, trat aus dem Orden und 1809 als Secretär in die Dienste des damaligen k. k. Landrechtspräsidenten Grafen Auersperg. Als jedoch der Graf im Jahre 1814 Prag verließ, gab K. seinen Posten auf, lehnte auch andere ihm von dem damaligen Oberstburggrafen in Prag,- Prager Morgenpost (polit. Blatt) 1858, Nr. 187. – Iris (Mode- und Musterblatt) 1858, Bd. III, Lieferg. 8, S. 115. – Bohemia (Prager Unterhaltungs- und polit. Blatt, 4°.) 1857, Nr. 210; 1858, Bd. II, S. 64. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1858, Nr. 155. – Wiener Theater-Zeitung, herausgegeben von Adolph Bäuerle (Wien, 4°.) 1858, Nr. 157. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 848. – Rittersberg, Kapesní slovníček novinářský i konversační, d. i. Kleines Taschen-Conversations-Lexikon (Prag 1850, Pospíšil, 12°.) Theil II, S. 236.