BLKÖ:Kovács, Ludwig

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kováts, Julius
Band: 13 (1865), ab Seite: 70. (Quelle)
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Kovács, Ludwig (ungarischer Landtags-Abgeordneter, geb. zu Homok 25. Februar 1812). Die unteren Schulen besuchte er in Nagy-Banya; 1827 ging er nach Preßburg, wo er Philosophie und Rechte hörte. Um jene Zeit begann mit Széchényi’s Auftreten eine neue Periode in den Verhältnissen Ungarns. Aller Augen waren auf den „großen Patrioten“, wie man Széchényi allgemein nannte, gerichtet, und dieser Umschwung der Dinge, der sich namentlich in der Förderung praktischer Zwecke, in der Mahnung zu besserer Pflege des Bodens, Erweiterung der Kenntniß des Landes und seiner Schätze aussprach, blieb für Kovács auf die Wahl seines künftigen Lebensberufes nicht ohne Einfluß. Er begab sich nach Schemnitz und wurde Zögling der dortigen Bergakademie. Ein zu jener Zeit von K. gefaßter Plan der Bearbeitung eines ungarischen Wörterbuches der Bergwerksprache, für dessen Ausführung sich eine ganze Gesellschaft gebildet hatte, wurde von K. später fallen gelassen. Als K. Schemnitz verließ, ging er zuerst nach Preßburg, von dort aber nach Siebenbürgen, wo eben damals der Landtag eröffnet wurde. In Siebenbürgen befreundete er sich mit Sigmund Baron Kemény [Bd. XI, S. 154]. Nun begab er sich nach Nagy-Banya und dort erreichte ihn der Antrag des Kammergrafen Gabriel Schweiczer, den ganzen Bergwerksdistrict zu bereisen, welchen K. jedoch ablehnte, weil er es mit seinen politischen Ansichten für unvereinbar hielt, irgend ein Regierungsamt zu bekleiden. Ebenso schlug er einen zweiten, nicht minder vortheilhaften Antrag aus, als Director der Gömörer Eisenwerke in die Dienste des Herzogs von Sachsen-Coburg zu treten, welche Angelegenheit Karl Pulszky zu vermitteln suchte. Einer Berufung in die Wiener Hofkammer durch den Grafen Breuner leistete er auch nicht Folge. Da aber die Ausübung des Bergbaugeschäftes dem Privaten nicht gestattet ist, so mußte K. auf jede Praxis nach [71] dieser Richtung hin verzichten. Er betrieb also nur noch die Theorie dieses Wissenszweiges und widmete sich sofort dem öffentlichen Leben. Er nahm bei Kölcsey [Bd. XII, S. 215] die Rechtspraxis. betheiligte sich 1832 an der Revision der bergämtlichen Operate im Neograder Comitate, bildete mit mehreren jungen gleichgestimmten Leuten die Opposition gegen die Regierungspartei und regte in diesem Hinblicke die feierliche Erinnerung an Kölcsey an, mit welchem Umstande K.’s Name selbst in den Vordergrund trat, und bald in den weitesten Kreisen bekannt und beliebt wurde. Im Jahre 1837 wurde K. Stuhlrichter des Szathmarer Comitates; 1839 in den Landtag gewählt, auf welchen er sich aber nicht begab. In Siebenbürgen lernte er Michael Szentiványi kennen und erneuerte die ältere Bekanntschaft mit Baron Kemény, mit dem vereint er für das siebenbürgische Oppositionsblatt „Erdélyi Hirado“ arbeitete. Von nun an machte er seinen ganzen Einfluß geltend, um die oppositionelle Partei zu stärken, hingegen jene der Regierung, so viel es in seiner Macht gelegen, zu schwächen, was ihm aber nicht immer gelang. Im Jahre 1842 wählte ihn die Stadt Karlsburg in den siebenbürgischen Landtag, in welchem er das Princip der Union, der Urbarial-Organisation und der allgemeinen Besteuerung vertrat. Als er im Jahre 1845 mit Graf Széchényi zusammenkam, wurde er durch dessen Einfluß bei der allgemeinen Versammlung der Gesellschaft der Pesther Theiß-Regulirung am 19. Jänner 1846 zum provisorischen Notar derselben ernannt. Im Jahre 1848 wählte ihn die Stadt Nagy-Banya zum Deputirten für den Pesther Landtag, und als Graf Széchényi Minister der Communicationen wurde, wurde K. Chef der Section für Zollwesen und Wasserbauten. Die bald darauf eingetretene Geisteszerrüttung des Grafen ist bekannt; als Széchényi nun das Portefeuille niederlegte, führte es Kovács bis zu Csanyi’s [Bd. III, S. 42] Eintritt, und traf damals schon Anstalten zum Bau der siebenbürgischen, der Großwardeiner und Debrecziner Eisenbahn; wie er auch die Linien der Stuhlweißenburger und Arad-Szolnoker Bahn abänderte. Während der Revolution war K. eines der dünngesäeten Häupter der sogenannten „Friedenspartei“. K. ein wissenschaftlich gebildeter, kenntnißreicher Mann, wurde im Jahre 1847 von der k. ungarischen Akademie der Wissenschaften zum correspondirenden Mitgliede erwählt. Selbstständig hat er nichts erscheinen lassen; aber die ungarischen Journale der Jahre 1840–1849 enthalten viele publicistische Aufsätze aus seiner Feder.

Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Neues ungarisches Conversations-Lexikon (Pesth 1852, Gustav Heckenast, Lex. 8°.) Bd. V, S. 134.